Inside Wall Street Tausende Läden machen dicht
30.12.2008, 18:12 UhrEines der schlechtesten Börsenjahre der Geschichte geht zu Ende - die Krise, die hinter den fallenden Kursen steht, aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Die Wall Street debattiert weiter über Rezession und Depression, die Arbeitslosigkeit steigt, und im verbrauchernahen Einzelhandel sollen bald zigtausende von Läden schließen.
Wer bisher gedacht hat, dass ein schwaches Weihnachtsgeschäft zur Bodenbildung an den Börsen führen könnte, der dürfte sich getäuscht haben. Das Weihnachtsgeschäft war nämlich geradezu katastrophal schwach und dürfte in den nächsten Monaten manches Unternehmen die Existenz kosten. Die Experten vom amerikanischen Branchenverband ICSC (International Council of Shopping Centers) geht davon aus, dass in den ersten Monaten des neuen Jahres 73.000 Geschäfte dicht machen werden.
Einem Dutzend teilweise bekannter US-Einzelhändler - Circuit City, Linens'n'Things, Sharper Image - die bereits vor Monaten in Gläubigerschutz gegangen sind, dürften dann weitere folgen. Anleger dürften etwa den US-weiten Branchenriesen Sears und die Tochterkette Kmart im Auge behalten; auch um die Modekette Talbot's ranken sich düstere Gerüchte. "Im Februar wird eine ganze Reihe von Konkursverfahren eröffnet werden", meint ICSC-Analyst Burt Flickinger. Im Februar stehen die Bilanzkonferenzen der meisten Unternehmen an.
Während Kaufhäuser und Boutiquen den größten Anteil an Ladenschließungen haben dürften, sollen auch zahlreiche Supermärkte und Apotheken betroffen sein, die einmal als krisensicher galten.
Am schlimmsten dürfte es aber den Kleider- und Elektronik-Sektor treffen. Da sind die Verbraucherausgaben in den letzten Monaten um satte 20 Prozent gefallen, berichtet das ICSC. Beide Sektoren leiden unter zwei Faktoren: Die Ware ist ein Stück weit verzichtbar - der alte Fernseher tut es wohl noch ein Jahr, und die Klamotten von letztem Frühling sehen eigentlich noch ganz frisch aus.
Zweiter Punkt: Beides gibt es notfalls günstiger im Discounter, etwa bei Wal-Mart oder CostCo. Die Aktie von Wal-Mart ist übrigens die einzige im Dow, die im ablaufenden Jahr zulegen konnte. Und sie dürfte auch weiter auf dem aufsteigenden Ast notieren. Wenn die geschätzten 73.000 Läden erst einmal dicht gemacht haben, steigt die Zahl der Arbeitslosen erneut - und damit die Zahl derer, die einkaufen.
Die aktuelle Konjunkturkrise wird bis weit ins neue Jahr reichen; trotzdem freuen sich die Börsianer in New York das zumindest 2008 erst einmal vorbei ist.
Quelle: ntv.de