Inside Wall Street Teure Büros auf der Insel
11.04.2007, 18:12 UhrDie Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
Der Preisverfall auf dem amerikanischen Häusermarkt geht immer weiter. Der Branchenverband der amerikanischen Immobilienmakler fürchtet, dass die Preise im laufenden Jahr erstmals US-weit sinken - das gab es noch nie. Wie gut, dass es zumindest eine Insel gibt, auf der andere Regeln gelten: Manhattan.
Inmitten der schwersten Immobilienkrise in der amerikanischen Geschichte, müssen sich ausgerechnet die Investoren im teuersten Markt keine Sorgen machen. Die Häuserpreise und die Mieten in New York steigen weiter in rekordverdächtigem Tempo. Vermieter - darunter zahlreiche REITs - fahren historische Gewinne ein und sehen ihre Kurse klettern.
„Hier passieren gerade einige sehr aufregende Dinge, fasst Joseph Harbert vom New Yorker Broker Cushman & Wakefield den Markt zusammen. „Vor allem, wenn Sie Vermieter sind.
Nun, aufregend ist es durchaus, dass in manchen New Yorker Bürotürmen die Monatsmiete mittlerweile auf 150 Dollar pro Quadrat-Fuß gestiegen ist - das entspricht mehr als 1600 US-Dollar pro Quadratmeter. Das erklärt, warum sich vor immer mehr Boxen in den Großraumbüros der Wall Street die Akten im Gang stapeln. Es mag immer mehr Arbeit anfallen - mehr Arbeitsfläche gibt es hingegen nicht, weil sie nicht zu bezahlen ist.
Dabei sind es nicht nur einzelne Gebäude, in denen die Mieten auf Rekord-Niveau klettern. Vielmehr gehen die durchschnittlichen Raten steil nach oben, und zwar binnen der letzten zwölf Monate um 24 Prozent auf umgerechnet 570 US-Dollar pro Quadratmeter. In den Prime-Gebäuden, in denen vor allem Banken, Versicherungen und angesehene Kanzleien ihre Quartiere haben, sind fast 760 US-Dollar fällig.
Die hohen Preise hängen mit der unerwartet hohen Nachfrage nach Büro-Fläche zusammen. In New York ist der Leerstand aktuell auf 5,7 Prozent gesunken und damit so niedrig wie seit sechs Jahren nicht mehr. Eine Flucht von der Insel, wie sie viele Experten nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 befürchtet hatten, hat sich also langfristig nicht eingestellt. Und sie wird auch nicht kommen, ist man sich bei Cushman & Wakefield sicher: „Es zeigt alles in eine Richtung: nach oben, erklärt der hauseigene Ökonom Kenneth McCarthy. „Wir sehen solides und stetes Stellenwachstum und ein beschränktes Platz-Angebot.
Das beschränkte Platz-Angebot - zur Zeit 3600 Hektar Bürofläche - ist natürlich der Markt-Vorteile einer Insel. Einer Insel, zudem, auf der präsent sein muss, wer in der globalen Finanzindustrie mitmischen will. In Zeiten steil kletternder Aktienmärkte besetzen Banken und Investmenthäuser mehr als ein Drittel der mietbaren Bürofläche in New York.
Immer mehr Mieter überlegen sich allerdings zweimal, wer nun wirklich im Zentrum der Finanzwelt arbeiten muss, und wer notfalls auch ein paar Kilometer außerhalb sitzen und per Breitband-Internet angeschlossen werden kann. Der Bau-Boom in Jersey City, der zweitgrößten Stadt in New Yorks Nachbarstaat New Jersey, ist fast ausschließlich der Finanzindustrie zuzuschreiben, die im Rekordtempo Bürotürme aus dem Boden stampft.
Weniger schnell wächst der wichtigste und prominenteste Büro-Turm in Manhattan: der Freedom Tower, der aus der großen Baugrube am Ground Zero sprießen soll. Wo einst das World Trade Center stand, sollen in den nächsten Jahren weitere 25 Hektar Bürofläche entstehen. Bei den aktuellen Trends ist nicht zu befürchten, dass das zusätzliche Angebot die Preise drückt, denn auch die Nachfrage dürfte weiterhin zunehmen.
Quelle: ntv.de