Marktberichte

Inside Wall Street Teure Geschenke für Familien

Die Börsenkolumne aus New York, von Lars Halter

Dass amerikanische Spitzenmanager zu viel verdienen und außer ihren Millionengehältern die abenteuerlichsten Extras genießen, ist längst bekannt. Neue Bilanzregeln werfen jetzt aber ein Licht darauf, dass nicht nur die Bosse teuer umsorgt werden, sondern oft auch deren Ehepartner, Kinder und manchmal sogar Freunde.

Das großzügigste Familienpaket genießt - es wundert einen längst nicht mehr - der CEO von Ford. Um Alan Mulally seinerzeit von Boeing wegzulocken, habe man eben einige Zugeständnisse machen müssen, heißt es aus dem Unternehmen. Dass aber außer Mulally auch dessen Frau Nicki, seine fünf Kinder und deren Gäste kostenlos mit dem Firmenjet fliegen dürfen und gerne auch, wenn der Herr des Hauses gar nicht dabei ist, das geht vielen Aktionären zu weit.

Allein, Ford kann sich bei allen Protesten auf gängige Praxis berufen. Denn bei anderen Unternehmen sieht es nicht besser aus. Beim Versicherungsriesen AIG und beim Rüstungskonzern Raytheon fliegen die Frauen der CEOs mit oder ohne Mann ebenso mit dem Firmenjet wie bis vor kurzem bei FedEx. Der Paketdienst hat allerdings jüngst seine Regeln geändert: Die Gattin von Firmengründer Fred Smith muss zumindest einen Teil ihrer Trips selbst bezahlen, um die Unternehmensbilanz - und damit die Anleger - zu entlasten.

Während sich manche Unternehmen relativ offen darauf berufen, dass ihre Top-Manager vor allem bei mehrtägigen Geschäftsreisen gerne in Begleitung der Familie sind und das auch Auswirkungen auf die Performance habe, ist nicht nachvollziehbar, warum AIG die Chef-Gattin durch die Welt fliegt. Man beruft sich auf Sicherheitsgründe, als ob Leib und Leben der Dame gefährdet wären, wenn sie auf eigene Kosten oder per Linie flöge.

Während die großzügige Übernahme von Reisekosten die gängigste Art ist, wie Unternehmen ihre Manager samt Familien verwöhnen, gibt es doch auch andere: Der Computerhersteller Dell spendiert nicht nur den eigenen Vorständen sondern auch deren Ehepartnern die jährliche Rundum-Untersuchung bei Spitzenärzten. Weitere sieben von 350 jüngst für das Wall Street Journal befragten Unternehmen, haben ähnliche Regelungen, wonach Ehepartner im oberen Management kostenlose "Physicals" genießen.

Beim Antriebs- und Kontrollhersteller Rockwell Automation spielen Managerfrauen umsonst Golf und gehen ins Spa, bei General Electric sind ganze Kreuzfahrten drin.

Einen Schritt weiter geht Occidental Petroleum. Denn auf geschenkte Reisen und ähnliche Güter müssen Manager normalerweise zumindest Steuern bezahlen. Der Öl-Multi nimmt seinen Top-Leuten auch diese Sorge ab. Mehr als 45.000 Dollar flossen im vergangenen Jahr aus der Kasse, um die Steuern zu zahlen, die eigentlich die Gattin von CEO Ray Irani für ihre Freiflüge nach Asien und Nahost hätte bezahlen müssen. Steuern selbst zu zahlen wollte man der Familie wohl nicht zumuten, musste Irani im vergangenen Jahr doch mit einem Gehalt von 416 Millionen Dollar auskommen.

Bei den anstehenden Hauptversammlungen zahlreicher Unternehmen dürften die Vergünstigungen für Ehepartner ein wichtiges Thema sein. In den letzten Jahren hatten es viele Konzerne schwer genug, ihren Aktionären die unermesslich großzügigen Gehalts- und Abfindungspakete für die Chefs zu erklären - teure Extras für deren Familie und Freunde dürften sich noch viel schlechter kommunizieren lassen.

Quelle: ntv.de

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