Inside Wall Street Tipps für Inflationsopfer
21.04.2008, 21:27 UhrMehrmals wöchentlich lässt sich die Wall Street aus Washington über den Stand der Konjunktur in Amerika belehren, und mehrmals wöchentlich rufen die offiziellen Zahlen aus den Ministerien Zweifel hervor. Vor allem in Bezug auf die Verbraucherinflation sind "Wall Street" und "Main Street" längst nicht mehr auf Augenhöhe.
Die Wall Street misst die Inflation bekanntlich mit zwei Werten: Einer schließt den gesamten Warenkorb ein, der andere - die sogenannte Kernrate - filtert Energie und Lebensmittel heraus. Diese Berechnung wurde vor Jahrzehnten eingeführt, als die Kosten für Energie und Lebensmittel stabiler waren als die für andere Güter und man der Notenbank keine verwässerten Zahlen zumuten wollte.
Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet. Seit Jahren rasen die Preise für Energie und Lebensmittel der Inflation in anderen Bereichen davon. Die Fed und die Wall Street ignorieren das weitgehend, legen ihre Politik an der Kernrate an und überlassen es dem strapazierten Durchschnitts-Ami sich selbst zu helfen.
Immer mehr Verbraucher tun das, wie amerikanische Familienmagazine seit geraumer Zeit berichten. Vor allem Mütter aus der Unter- und Mittelschicht tauschen in Magazinen und Online-Foren Tipps aus, wie sich im Alltag Geld sparen lässt. Christina Pond aus Texas stellt etwa ihr eigenes Waschmittel her. Seife, Natron und diverse Öle kauft sie im preisgünstigen Großpack; auch Babynahrung stellt sie selbst her, und zwar aus Eiern, Gemüse und Kräutern aus dem eigenen Garten. Ihre monatlichen Ausgaben für Lebensmittel seien unter 200 Dollar gerutscht.
Solche Maßnahmen würden für immer mehr Familien wichtiger, weiß Linda Murray, die Chefredakteurin von BabyCenter.com: "Viele Familien zahlen monatlich bis zu 500 Dollar für Lebensmittel - für viele ist das eine ganze Monatsrate am eigenen Haus."
Wer weniger Talent für eigene Seifen und Mahlzeiten hat, fährt im Supermarkt die Ausgaben zurück. Immer mehr Amerikaner lassen Markenprodukte stehen und greifen zu den billigeren Alternativen im unteren Regal. Der Nachteil: Solche Maßnahmen gehen zu Lasten der ansonsten rasch wachsenden Öko-Artikel. Organische und andere gesunde Lebensmittel sind meist teurer als die herkömmlichen Produkte, weshalb sie immer mehr der Oberschicht vorbehalten bleiben.
Quelle: ntv.de