Pause nach vier Tagen Talfahrt Tokio ändert die Richtung
26.08.2010, 08:45 UhrAm japanischen Aktienmarkt genügt eine leichte Abschwächung der Landeswährung, um bei den Exportwerten eine breite Erholung einzuleiten. Der Nikkei-Index schließt im Plus - zum ersten Mal seit vier Handelstagen.

"Gelegenheitskäufe" und "technische Erholung": Grundlegende Richtungswechsel sehen anders aus.
(Foto: REUTERS)
Der japanische Aktienmarkt hat am Donnerstag Gewinne verbucht und damit seine viertägige Talfahrt beendet. Zu den Kursgewinnern zählten vor allem Papiere von Export-Unternehmen. Zuvor hatte der Yen seinen Höhenflug vorerst gestoppt und zum Dollar leicht an Wert verloren. Politische Turbulenzen und ein anhaltender Rückzug ausländischer Investoren sorgten allerdings für ein weiterhin eingetrübtes Gesamtbild. Sorgen über die Konjunktur in den USA lasteten außerdem auf den anderen Aktienmärkten in Asien.
In Tokio ging der Nikkei-Index der 225 führenden Werte mit einem Plus von 0,7 Prozent bei 8906 Punkten aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index legte 0,6 Prozent auf 811 Zähler zu. Die Börsen in Singapur, Hongkong und der chinesische Leitindex tendierten nahezu unverändert. Die Aktienmärkte in Taiwan und Südkorea gaben nach.
"Nach den jüngsten deutlichen Abgaben hat sich die Meinung durchgesetzt, dass die Aktien unterbewertet sind, was zu Gelegenheitskäufen und damit einer technischen Erholung geführt hat", sagte ein Teilnehmer. Auf dem Sentiment laste aber weiter die Unsicherheit bezüglich möglicher Schritte gegen den starken Yen, merkte ein Beobachter an.
Die japanischen Exportwerte profitierten davon, dass zahlreiche Investoren nach den Verlusten der Vortage ihre Leerverkaufs-Positionen decken mussten. Zudem ließ der Druck auf die Exportbranche durch den zuletzt teuren Yen etwas nach. Aktien des Digitalkamera-Herstellers Canon legten daraufhin 1,3 Prozent zu. Panasonic-Aktien verteuerten sich um 1,7 Prozent. Anteile des Elektronikteile-Produzenten Kyocera gewannen rund zwei Prozent.
Dennoch blickten die Händler skeptisch auf die vorausliegende Strecke. In der regierenden Demokratischen Partei zeichnete sich ein ab, der den Spielraum von Ministerpräsident Naoto Kan vorerst einschränken dürfte. Bei den Devisen verlor der Yen weiter an Stärke und notierte mit 84,77 Yen zum Dollar. Medienberichten zufolge will die japanische Regierung die Notenbank auffordern, ihre Geldpolitik noch weiter zu lockern. Dies sei Teil des geplanten Konjunkturpaketes, das die Regierung derzeit vorbereite, berichtete die Zeitung "Asahi". Der Euro wurde durch die gute Stimmung in der deutschen Industrie gestützt: Die Gemeinschaftswährung notierte zum Dollar deutlich fester bei 1,2711 Dollar.
Das Finanzministerium könnte schon bald in den Devisenmarkt eingreifen, hieß es aus dem Umfeld des Finanzministerium. Das Aufkaufen der Landeswährung,um einem weiteren Yen-Anstieg vorzubeugen, wäre die erste derartige Intervention seit März 2004. Allerdings werde am Markt nicht erwartet, dass es über das Wochenende dazu kommt, hieß es. Notenbankpräsident Shirakawa halte sich in diesem Zeitraum in Jackson Hole in den USA auf.
An der Wall Street hatten Schnäppchenjäger zuvor niedrige Kurse genutzt und der US-Börse zu einem Schluss im Plus verholfen. Die Furcht vor einem Rückfall in die Rezession hielt den Markt im Handelsverlauf aber weiter im Bann: Enttäuschende Daten vom Immobilienmarkt und zum Auftragseingang für langlebige Güter schürten die Sorgen der Anleger, dass der US-Wirtschaft wieder ein Abschwung droht. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gewann 0,2 Prozent auf 10.060 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500-Index legte 0,3 Prozent auf 1055 Zähler zu. Der Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq schloss 0,8 Prozent höher bei 2141 Stellen.
Quelle: ntv.de, rts