Glencore enttäuscht Hongkong Tokio schließt im Minus
25.05.2011, 08:55 Uhr
Mehr "glauben" als "machen": Sony muss neues Vertrauen aufbauen.
(Foto: REUTERS)
Im japanischen Aktienmarkt bleibt die Stimmung angespannt: Die Gespräche der Strategen kreisen um die Staatsschulden der Europäer, die Probleme bei Sony und den schwachen Börsengang des Rohstoffhändlers Glencore.

Der Ben Bernanke der Japaner: Masaaki Shirakawa. In einer Rede in Tokio weckte der Notenbankchef Hoffnungen auf eine rasche Konjunkturerholung.
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Die Schuldenkrise in Europa und Anzeichen für eine schwächere US-Konjunktur haben die asiatischen Aktienmärkte zur Wochenmitte belastet. Damit übertrug sich die gedämpfte Stimmung aus den USA, wo Kursgewinne im Rohstoffsektor durch enttäuschende Daten aus der verarbeitenden Industrie überlagert wurden.
Der 225 Werte umfassende Leitindex Nikkei ging mit einem Minus von 0,57 Prozent bei 9422 Zählern aus dem Handel. Der breiter gefasste Topix-Index lag 0,17 Prozent tiefer bei 817 Zählern. Auch die Börsen in Hongkong, Shanghai, Singapur, Südkorea und Taiwan notierten schwächer. Die europäische Schuldenkrise sorgte auch beim Euro für Verluste.
Wie bereits am Vortag in London bereiteten auch die Aktionäre in Hongkong dem weltgrößten Rohstoffhändler einen kühlen Empfang auf dem Parkett: Die Aktie fiel nach dem Startschuss unter ihren Ausgabekurs. Firmenchef Ivan Glasenberg machte dafür das Branchenumfeld verantwortlich. Der Börsengang von Glencore war das bislang größte Aktienmarktdebüt in London.
"Sorgen über Spanien und Italien mögen übertrieben sein, aber das Thema Griechenland verschwindet nicht und wenn Griechenland umstrukturiert, öffnet das möglicherweise die Tür für Irland und Portugal", sagte Forex.com-Stratege Brian Dolan.
Zuvor hatte Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker einen Zahlungsaufschub für Griechenland in Erwägung gezogen. Falls das hoch verschuldete Land seine Reform- und Haushaltsziele erreiche, könne eine spätere Rückzahlung der Schulden nicht ausgeschlossen werden.
Angesichts solcher Überlegungen hatte die Moody's allerdings bereits vor negativen Auswirkungen gewarnt. Eine Umschuldung werde die Bonitätseinstufungen weiterer Länder belasten, hieß es. Im Fall einer Staatspleite in Griechenland verkämen auch die Anleihen anderer Schuldensünder zu Ramsch.
Gegen den Trend legten die Papiere des Autoherstellers Toyota zu. Nach einem Bericht der Zeitung "Nikkei" und anderer Medien will das Unternehmen im kommenden Monat seine Produktion in Japan wieder zu 90 Prozent im Vergleich zu Planungen aus der Zeit vor dem schweren Erdbeben erreichen. Toyota-Aktien legten um über 2 Prozent zu.
Dagegen ging es mit Aktien von Sony um 1,5 Prozent ins Minus. Der Elektronikkonzern, der ohnehin von Sicherheitsproblemen geplagt ist, hatte bekanntgegeben, dass Sony-Webseiten in vier Ländern zum Ziel von Hackerangriffen geworden seien.
Die Papiere von Tepco, Betreiber des havarierten Atomkraftwerks Fukushima, verloren über 5 Prozent. Am Tag zuvor hatte der Energiekonzern eingeräumt, dass es nach dem Erdbeben und dem Tsunami im März in insgesamt drei Reaktoren eine Kernschmelze gegeben habe. Der Börsenwert von Tepco ist seit der Katastrophe um 80 Prozent eingebrochen.
Die Folgen des Erdbebens
Wegen der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe hat Japan zum ersten Mal seit 31 Jahren in einem April ein Handelsdefizit verbucht. Wie das Finanzministerium des Landes mitteilte, lag der Wert der Importe im April um knapp 464 Mrd. Yen (rund 4 Mrd. Euro) über dem Wert der Exporte. Im Vergleich zum April 2010 sanken die Exporte demnach um 12,5 Prozent auf umgerechnet 45 Mrd. Euro, das ist der stärkste Rückgang seit Oktober 2009. Die Ausfuhr von Autos ging um 67 Prozent zurück, die von elektronischen Geräten und Teilen um 19 Prozent.
Ein Erdbeben der Stärke 9,0 hatte am 11. März den Nordosten Japans erschüttert, anschließend verwüstete eine gigantische Tsunami-Welle die Region. Zerstört wurden auch viele Fabriken, etwa von Zulieferern der Autoindustrie. Die Industrieproduktion sank im März im Vergleich zum Februar um einen Rekordwert von 15,3 Prozent.
Quelle: ntv.de, AFP/rts