Rückenwind aus Washington Tokio schließt im Plus
28.01.2010, 10:45 UhrMilde Töne von US-Präsident Barack Obama zur Regulierung der Finanzmärkte und eine größere Zuversicht der Notenbank Fed verhelfen den Anlagern an den asiatischen Aktienmärkten zu Gewinnen.
Die wichtigsten Indizes an den asiatischen Finanzplätzen haben sich am Donnerstag von einer neuntägigen Talfahrt erholt. Beobachter verwiesen darauf, dass US-Präsident Barack Obama in seiner Rede zur Lage der Nation keine weiteren Auflagen für die Bankenbranche angekündigt hat. Die Fed erklärte, dass die Stärke des Aufschwungs zugenommen und sich die Lage am US-Arbeitsmarkt nicht weiter verschlechtert habe. Ihre Nullzinspolitik setzte die Notenbank bis auf weiteres fort.
In Tokio gewann der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 1,6 Prozent auf 10.414 Punkte. Der breiter gefasste Topix-Index schloss 0,7 Prozent im Plus bei 914 Zählern. Auch die Aktienmärkte in Hongkong, Taiwan, Singapur und der chinesische Leitindex notierten fester. In Südkorea gab unter anderem Hyundai dem Kospi-Index Auftrieb. Der weltweit viertgrößte Autobauer verbuchte im vierten Quartal einen Rekordgewinn. Hyundai-Aktien stiegen um mehr als vier Prozent.
Zu den Gewinnern in Tokio gehörten die Papiere des japanischen Elektronikkonzerns Canon. Der Kamera-Hersteller rechnet angesichts reger Verkäufe von Digitalkameras und Einsparungen in Milliardenhöhe 2010 mit dem ersten Gewinnwachstum seit drei Jahren. Die Aktie legte 1,8 Prozent zu.
Der Autobauer Honda und Canon-Konkurrent Sony profitierten von Berichten der Zeitung "Nikkei". Demnach sei bei Sony im dritten Quartal mit einem operativen Gewinn von 1,1 Mrd. Dollar zu rechnen. Die Aktie legte fast fünf Prozent zu. Bei Honda soll der operative Gewinn im gleichen Zeitraum in etwa doppelt so hoch ausgefallen sein wie im vorangegangenen Quartal. Die Papiere der Autobauers gewannen 3,3 Prozent.
Federn lassen mussten dagegen die Anteilsscheine von Toyota. Der Autobauer will Millionen Fahrzeuge zurückrufen. Die Aktien des weltgrößten Autokonzerns fielen um fast vier Prozent. Auch die Papiere von Nippon Steel gerieten unter die Räder und verloren 3,8 Prozent. Der Stahlgigant halbierte wegen einer schwächelnden Nachfrage und des Preisverfalls bei Baustahl seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr.
Seoul im Plus
Positivere Konjunktureinschätzungen der US-Notenbank sorgten für Rückenwind am südkoreanischen Aktienmarkt und ließen die Börse in Seoul mit festerer Tendenz aus dem Handel gehen. Der Kospi gewann 1 Prozent auf 1642 Punkte, womit der Leitindex eine viertägige Verlustphase beendete. Die Gewinne waren breit gestreut, allerdings verzeichneten Titel aus den Sektoren Banken, Technologie und Automobil die deutlichsten Aufschläge.
Die US-Notenbank hatte wie erwartet ihr Leitzinsniveau unverändert belassen. "Allerdings war der Tonfall hinsichtlich Beschäftigung und Investitionen positiver als zuletzt. Dies wurde am Markt als Signal für eine Erholung der Konsumausgaben gewertet", sagte ein Analyst. Für etwas Entspannung habe auch die Rede zur Lage der Nation von US-Präsident Barack Obama gesorgt. Positiv sei von Investoren der Umstand aufgenommen worden, dass Obama nichts Negatives zum Bankensektor verlautbaren ließ. Dies habe die Sorgen über die geplante Bankenregulierung etwas gemildert, hieß es weiter.
Bei Hyundai Motor sprachen Händler mit Blick auf die Geschäftszahlen von einer positiven Überraschung. Der Automobilkonzern hatte seinen Gewinn im vierten Quartal vervierfacht. Anleger honorierten dies mit einem Plus für die Aktie von 4,1 Prozent. Im Technologiesektor stiegen Samsung Electronics um 1 Prozent und Hynix Semiconductor um 1,5 Prozent. Händler verwiesen auf positive Sektorvorgaben begünstigt durch die Euphorie um die Markteinführung des "iPad" durch Apple.
Gesucht waren auch Bankenwerte: So kletterten KB Financial um 5,3 Prozent und Shinhan Financial um 6,2 Prozent. Im Gegensatz dazu büßten SK Telecom, die Papiere des größten südkoreanischen Mobilfunkanbieters gemessen am Kundenaufkommen, um 1,1 Prozent ein. Der Telekommunikationskonzern hatte im vierten Quartal einen Gewinnrückgang um 7,2 Prozent verbucht.
Gewinne in Shanghai
Die Börse in Shanghai schloss nach einer viertägigen Verlustphase etwas fester. Sorgen über die Straffung der Geldpolitik seien durch die chinesische Zentralbank etwas gemindert worden, hieß es im Handel. Der Shanghai-Composite gewann 0,3 Prozent auf 2994 Punkte, nachdem der Leitindex in den vergangenen vier Sitzungen um 5,6 Prozent nachgegeben hatte. Der Shenzhen-Composite zog um 0,9 Prozent auf 1114 an, und in Hongkong stieg der HSI um 1,6 Prozent auf 20.356 Zähler.
Die chinesische Zentralbank hat dem Geldmarkt des Landes in dieser Woche massiv Liquidität zugeführt. Die Bank of China (PBoC) injizierte im Rahmen ihrer regulären Offenmarktgeschäfte 146 Mrd. Yuan. In der Vorwoche hatte sie lediglich 28 Mrd. Yuan in den Geldmarkt geschleust. Zudem beließ die Notenbank die Renditen unverändert, nachdem sie in den vergangenen Wochen diese für dreimonatige Schatzwechsel und die Mindestreserve für die Geschäftsbanken angehoben hatte. Am Markt wurde dies als Zeichen gewertet, dass die Geldpolitik kurzfristig nicht weiter gestrafft wird.
"Der Markt hat die verschiedenen negativen Nachrichten in den vorangegangenen Sitzungen eingepreist. Es ist unwahrscheinlich, dass über die Geldpolitik kurzfristig weitere Belastungen kommen", sagte ein Analyst. Andere Experten sprachen von einer Bodenbildung des chinesischen Marktes. "Investoren beginnen, vor allem bei kleineren Werten zuzukaufen", ergänzte ein Marktteilnehmer.
Der Medien- und Unterhaltungssektor wurde von der Erwartung gestützt, dass lokale Behörden Liquidität für die Sektorunternehmen bereitstellen. Die Regierung hatte zuvor Stützungsmaßnahmen für die Branche angekündigt. Huawen Media Investment zogen um 5,7 Prozent und China Television Media um 1,8 Prozent an.
Im Bankensektor ging die Talfahrt in Shanghai weiter. Es bestünden weiter Sorgen über die Anforderungen zur Stärkung der Bankbilanzen, hieß es. Bank of China schlossen unverändert. Die Bank hatte die Begebung einer Wandelanleihe im Umfang von 40 Mrd. Yuan angekündigt. China Construction Bank fielen um 0,5 Prozent, Bank of Communications um 3,1 Prozent und ICBC um 0,8 Prozent. In Hongkong legten die Bankentitel dagegen zu. Bank of China stiegen um 3,5 Prozent, China Construction Bank um 3 Prozent und ICBC um 3,6 Prozent. HSBC kletterten um 1,2 Prozent. Allerdings waren die Verluste im Bankensektor hier in den vergangenen Sitzungen besonders massiv ausgefallen.
Quelle: ntv.de, rts/DJ