Bin Ladens Tod stützt die Kurse Tokios Börse legt zu
02.05.2011, 10:15 UhrDie Nachricht vom Tod von Al-Kaida-Chef Bin Laden sorgt an den Aktienmärkten für gute Stimmung. In Tokio legte der Nikkei-Index deutlich zu und schließt erstmals seit den verheerenden Naturkatastrophen wieder über der Marke von 10.000 Punkten.
Die Nachricht der Tötung des Al-Kaida-Anführers Osama bin Laden lässt den japanischen Aktienmarkt deutlich steigen. Der Nikkei schloss 1,6 Prozent im Plus bei 10.004 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index legte ebenfalls 1,6 Prozent zu auf 866 Zähler.
Die Börsen in China, Singapur und anderen asiatischen Ländern blieben feiertagsbedingt geschlossen. Der Dollar gewann nach der Bekanntgabe von bin Ladens Tod an Wert, was zu teils deutlichen Abschlägen bei den Rohstoffen führte.
Kazuhiro Takahashi, General Manager bei Daiwa Securities, meinte, die Mitteilung sei ein positiver Handelsanreiz. Stratege Masatoshi Sato von Mizuho Investors Securities ergänzte, eine große Überraschung wie diese sei nötig gewesen, um den Index über die 10.000-Punkte-Marke zu heben. Sato sieht den nächsten Widerstand bei 10.200 Punkten und betrachtet den Tod bin Ladens als lediglich kurzfristigen Kaufanreiz.
Bin Laden, der als der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 gilt, wurde nach Worten von US-Präsident Barack Obama von US-Spezialisten in seinem Versteck nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad getötet.
Anleger zeigten sich insgesamt zurückhaltend in der sogenannten Goldenen Woche mit mehreren Feiertagen hintereinander. Gehandelt wird in Japan in dieser Woche nur am Montag und am Freitag. "Außerdem gibt es viele Unsicherheiten in Japan nach dem Beben", sagte Hideyuki Ishiguro von Okasan Securities. "Daher werden die Investoren vorsichtig sein, große Positionen über 10.000 Punkten einzugehen."
Keine langfristige Reaktion erwartet
"Die Marktteilnehmer werden wahrscheinlich mit dem Kauf von Aktien und dem Verkauf von Anleihen darauf reagieren, da die Berichte über den Tod bin Ladens eine Abnahme des geopolitischen Risikos widerspiegeln", sagte Yasunari Ueno, Chef-Marktökonom von Mizuho Securities in Tokio. Aber es könnte weiter terroristische Angriffe geben, die nicht mit Al-Kaida zusammenhängen. "Diese Nachricht wird auf jeden Fall weniger Auswirkungen haben, als sie vor einem Jahrzehnt gehabt hätte."
"Ich bin mir nicht sicher, ob es eine starke Marktreaktion geben wird. Er ist eine Galionsfigur, und es hat einen gewissen Wohlfühleffekt, dass er nicht mehr ist. Aber die meisten glauben, dass Al-Kaida-Vize Ajman Al-Sawahri schon vor geraumer Zeit die Leitung übernommen hat", sagte Chip Hanlon, Präsident von Delta Global Advisors.
Ken Hasegawa, Verkaufsmanager von Newedge in Tokio sieht es genauso. "Es ist eine ähnliche Nachricht wie damals, als wir von der Festnahme Saddams hörten. Am Ende ändert es nicht viel Grundlegendes, und nach meiner Auffassung wird es diesmal nicht anders sein."
"Da es keine anderen Nachrichten gab, hat der Tod (bin Ladens) Verkäufe von Öl und Gold angefacht und Käufe von Aktien", ergänzt Hasegawa. "Aber er hat nur eine vorübergehende Auswirkung, und die Märkte werden schließlich zur Normalität übergehen."
"Es ist eine Verbesserung der Stimmung der US-Verbraucher zu erwarten, aber das dürfte nicht genug sein, die Entwicklung der US-Wirtschaft zu ändern", sagt Tetsu Aikawa, Kapitalmarktexperte der Shinsei Bank. "Ich gehe nicht davon aus, dass die Möglichkeit eines geringeren US-Engagements in Afghanistan zu einer Verbesserung der öffentlichen Finanzen der USA führen wird."
"Nimmt man die Unruhen etwa in Syrien und dem Jemen, besteht weiter die Möglichkeit, dass sich die Demokratie dominoartig im Nahen Osten und Nordafrika ausbreitet. Kurzfristig könnte dies ein Grund zur Sorge sein, aber langfristig würden dies die Märkte begrüßen."
Einzelwerte im Blick
Auch die am Montag veröffentlichten Quartalsberichte japanischer Unternehmen wurden vielfach positiv aufgenommen. Takashi Ushio, General Manager bei Marusan Securities, sagte, es scheine der Eindruck zu herrschen, dass die Ergebnisse trotz des Erdbebens relativ solide sind. Für die zweite Hälfte des Fiskaljahres werde eine gewisse Erholung erwartet.
Shin-Etsu Chemical gewannen nach einem guten Ergebnisbericht 7,4 Prozent. Zudem berichtete die Wirtschaftszeitung "Nikkei", dass ein Werk des Unternehmens Ende Juni wieder in Betrieb gehen solle.
Für Panasonic ging es um 2,8 Prozent aufwärts. Die Quartalszahlen des Elektronikkonzerns entsprachen den Erwartungen, die Kostensenkungspläne wurden aber positiv gesehen.
Einige Unternehmen enttäuschten allerdings mit ihren Geschäftszahlen, was die entsprechenden Aktien unter Druck setzte. Fujifilm Holdings fielen um 1,6 Prozent. Der am Donnerstag veröffentlichte operative Gewinn des Geschäftsjahres war niedriger als von Analysten und dem Unternehmen prognostiziert.
NTT Docomo verloren nach einem rückläufigen Quartalsergebnis 0,3 Prozent. Auch Nomura Holdings veröffentlichte einen gesunkenen Quartalsgewinn. Die Aktie gab 1 Prozent ab.
Die Aktie des von einem beispiellosen Datendiebstahl getroffenen Sony-Konzerns erholte sich um 2,5 Prozent, nachdem sie zuletzt noch 4,5 Prozent abgerutscht war.
Mizuho Financial Group gewannen 3,2 Prozent, nachdem der Finanzkonzern die Umtauschverhältnisse für die Umwandlung von Konzernbeteiligungen in Tochtergesellschaften im vollständigen Besitz mitgeteilt hatte. Mizuho Securities fielen dagegen um 0,5 Prozent.
Nachrichten über die Entwicklung eines neuen Chips ließen Elpida Memory um 2,4 Prozent fallen.
Gewinne in Seoul
Der südkoreanische Aktienmarkt schloss fester. Der Kospi stieg um 1,7 Prozent auf 2229 Punkte. Besonders für Technologie- und Bauwerte ging es aufwärts.
Analyst Oh Seung-hoon erwartete, dass Anleger sich auf die jüngsten Underperformer wie Informationstechnologie-Aktien fokussieren, während Automobil- und Chemiewerte in der nächsten Zeit unter Gewinnmitnahmen leiden könnten. Er prognostizierte, dass der Index seine Aufwärtstendenz beibehält. Die Aufschläge dürften aber begrenzt sein, da die meisten Industrieunternehmen nun ihre Erstquartalsergebnisse berichtet hätten. Oh sieht den Kospi in der laufenden Woche zwischen 2160 und 2250 Punkten.
Bauwerte profitierten von dem am Sonntag veröffentlichten Plan der Regierung zur Restrukturierung der finanziell angeschlagenen Bauunternehmen. Daelim Industrial gewannen 3,7 Prozent. Für Raffinerieaktien ging es dagegen abwärts, nachdem der Ölpreis unter Druck geraten war. S-Oil fielen um 4,1 Prozent.
Quelle: ntv.de, rts/DJ