Marktberichte

Schwere Verluste Tokios Börse sackt ab

Die Angst vor einem Übergreifen der griechischen Schuldenkrise auf andere Länder der Eurozone lässt die japanische Börse sehr schwach aus dem Handel gehen. Für Gesprächsstoff sorgen auch die Turbulenzen an der Wall Street.

Die Stimmung in Tokio war alles andere als gut.

Die Stimmung in Tokio war alles andere als gut.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Einbruch der US-Börsen haben auch die Aktienmärkte in Fernost deutliche Verluste verzeichnet. Anhaltende Sorgen über eine Ausbreitung der griechischen Schuldenkrise sorgten für Pessimismus unter den Händlern. Griechenland erinnerte Investoren an die Folgen des Kollapses der US-Investmentbank Lehman Brothers, der die weltweite Finanzkrise beschleunigte.

Die Angst vor einem Übergreifen der griechischen Schuldenkrise auf andere EU-Länder hat auch in Japan schwerwiegende Auswirkungen. Die japanische Zentralbank kündigte an, den Bankensektor des Landes mit Krediten in Höhe von zwei Bill. Yen (17,4 Mrd. Euro) zu stützen. Die Kredite sollten den Finanzinstituten bereits am Freitag angeboten werden. Die japanische Zentralbank wolle "die Märkte beruhigen, in dem sie bedeutende Summen beisteuert", sagte Sprecher Yuichi Adachi.

Dazu kam, dass der Dow Jones am Vortag die größten prozentualen Verluste seit April 2009 verzeichnet hatte. Der Leitindex verlor im Verlauf sogar fast 1000 Punkte, nach Punkten war es der größte Rückgang während eines Handelstages in seiner Geschichte. Unklar blieb zunächst, ob ein Systemfehler im Spiel war. Die Börsen in Asien blieb von den Folgen erwartungsgemäß nicht verschont. Dies alles zusammen sorge für eine miserable Stimmung an den Börsen, sagte ein japanischer Händler.

In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei 3,1 Prozent tiefer bei 10.364 Punkten und damit auf dem tiefsten Stand seit zwei Monaten. Im Handelsverlauf hatte der Index zeitweise über vier Prozent eingebüßt. Der breiter gefasste Topix sank um 2,6 Prozent auf 931 Punkte.

Der Aktienmarkt in Shanghai verlor knapp zwei Prozent auf 2687 Punkte. Der Index hatte am Vortag seinen zweitgrößten prozentualen Tagesverlust im laufenden Jahr verzeichnet. Grund waren weitere Anzeichen für eine Schwäche des Immobiliensektors. Der Leitindex in Hongkong fiel um 0,7 Prozent. Auch die übrigen Börsen in Fernost gaben nach. Der Leitindex in Südkorea schloss auf dem tiefsten Stand seit zwei Monaten. Taiwan und Singapur notierten ebenfalls tiefer.

Exportwerte unter Druck

In Japan gaben besonders Exportwerte nach, weil der Euro auch zum Yen unter Druck geraten war. Allerdings halfen die geringeren Verluste an der Börse in Shanghai und die Kursgewinne einiger US-Titel im nachbörslichen Handel die Verluste einzugrenzen. Sony gingen um 3,2 Prozent niedriger aus dem Handel, die Aktien hatten zeitweise aber über 5 Prozent verloren. Toyota Motor büßten 2 Prozent und Honda 2,6 Prozent ein. Beide Aktien hatten vorübergehend ebenfalls noch tiefer notiert.

Nintendo brachen um 9,3 Prozent ein. Das Unternehmen hatte für das im März beendete Geschäftsjahr einen Gewinnrückgang gemeldet und sich für das laufende Jahr pessimistisch gezeigt.

Fanuc verbilligten sich um 6,8 Prozent. Hintergrund war die Nachricht, dass Fuji Electric rund 9,9 Mio. Fanuc-Aktien platzieren will. Das Paket entspricht 4 Prozent der ausstehenden Aktien. Die Fanuc-Aktie werde viel von ausländischen Händlern umgesetzt und trage normalerweise gemeinsam mit den Technologiewerten Advantest und Tokyo Electron sehr stark zu den Bewegungen des Nikkei bei, sagten Beobachter. Advantest fielen um 3,7 Prozent und Tokyo Electron um 3,4 Prozent.

Verluste in Korea

Die griechische Schuldenkrise und sehr schwache Vorgaben der US-Börsen belasteten die Aktienkurse in Seoul. Der Kospi fiel um 2,2 Prozent auf 1648 Punkte. Das Tagestief hatte der Index im frühen Geschäft 1626 Zähler erreicht. Vor allem ausländische Anleger zogen sich aus dem südkoreanischen Markt zurück, sie verkauften Aktien im Wert von 1,2 Billionen Won. Es handelte sich dabei um das höchste Nettoverkaufsvolumen, seit die Börse in Seoul mit der Erfassung dieser Daten begann.

Käufe einheimischer Investoren halfen, die Verluste des Kospi zu verringern. Südkoreanische Aktien seien nach wie vor attraktiv, sagte ein Händler. Er verwies auf die starke Fundamentalsituation und die niedrige Bewertung. Außerdem gebe es kein Ausfallrisiko des Staates. Der Händler sah den Kospi bei 1600 Punkten unterstützt.

In Seoul verzeichnete der Finanzsektor im Sog der US-Wettbewerber überdurchschnittlich hohe Verluste. KB Financial Group büßten 5,1 Prozent ein und Shinhan Financial Group 2,4 Prozent. Woori Investment & Securities verloren 4,3 Prozent und Mirae Asset Securities 3,4 Prozent.

Samsung Electronics gaben 2,5 Prozent nach und Hyundai Motor um 4 Prozent. Posco ermäßigten sich um 2,7 Prozent. Gegen den Trend gewannen Ssangyong Motor 2,5 Prozent. Der am Absatz gemessen kleinste Automobilhersteller des Landes wird sich ab Montag zum Verkauf stellen. Hankook Tire stiegen um 1,7 Prozent. Hintergrund waren Erwartungen, dass die Margen des Reifenherstellers von sinkenden Kautschukpreisen profitieren werden.

Chinas Börsen im Minus

Angst vor einer strafferen chinesischen Geldpolitik und vor einem Übergreifen der griechischen Schuldenkrise auf andere EU-Länder trübte die Stimmung an den chinesischen Aktienmärkte. Der Shanghai-Composite-Index fiel um 1,9 Prozent auf 2688 Punkte. In Hongkong verlor der Hang-Seng-Index 1,1 Prozent auf 19.920 Zähler.

Die Schuldenprobleme europäischer Länder belasteten besonders die Aktien des konjunktursensitiven Öl- und Metallsektors. Aluminum Corp. of China verloren 3,1 Prozent und Jiangxi Copper 3,7 Prozent. Baoshan Iron & Steel ermäßigten sich um 0,2 Prozen und Wuhan Iron & Steel um 2,9 Prozent. PetroChina gaben um 2,4 Prozent und Sinopec um 3,4 Prozent nach.

Der Goldsektor legte unterdessen im Sog des Goldpreises zu. Die Anleger suchten in diesen unruhigen Zeiten nach einem sicheren Hafen, erklärten Beobachter. Zijin Mining Group legten 3,8 Prozent zu und Zhongjin Gold 4,7 Prozent.

Aktien des Agrarsektors profitierten dagegen von einer neuen Inflationsprognose des staatlichen chinesischen State Information Center. Die Experten schätzen, dass die Verbraucherpreise in China im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 4,2 Prozent steigen werden. Im März war der Verbraucherpreisindex um 2,4 Prozent und im Februar um 2,7 Prozent gestiegen. Heilongjiang Agriculture Co gewannen 7,2 Prozent und Shenzhen Agricultural Products 1,1 Prozent.

In Hongkong standen Aktien von Unternehmen unter Druck, die einen großen Teil ihres Umsatzes in Europa erzielen. Dazu gehörten Esprit, die um 5,1 Prozent nachgaben. HSBC fielen um 4,3 Prozent.

Quelle: ntv.de, jga/DJ/dpa/rts

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