Starker Yen belastet Tokios Börse unter Druck
22.01.2010, 10:25 UhrDie Aktienbörse in Tokio verzeichnet wegen der negativen Vorgaben aus den USA deutliche Verluste. Neben dem starken Yen trüben auch enttäuschende Geschäftszahlen die Stimmung.
Die Sorge vor einer deutlichen Verschärfung der Regeln an den Finanzmärkten hat die Börsen in Fernost kräftig ins Minus gedrückt. Die Ankündigung von US-Präsident Barack Obama, neue Beschränkungen für Banken einzuführen, drosselte den Risikoappetit der Anleger und schwächte den Dollar. Der Yen wiederum legte gegenüber Dollar und Euro deutlich zu, was die Kurse in Tokio zusätzlich belastete. Die japanische Währung stieg auf ein Neun-Monats-Hoch zur europäischen Gemeinschaftswährung. Für schlechte Stimmung an den Märkten sorgten auch fallende Rohstoffpreise.
Alle Aktienmärkte in Fernost lagen im Minus. In Tokio fiel der 225 Werte umfassende Nikkei-Index um 2,6 Prozent auf 10.590 Punkte. Der breiter gefasste Topix gab 1,6 Prozent auf 940 Punkte nach. Auch die Börsen in Südkorea, Taiwan, Singapur und Australien verzeichneten Verluste. Außer in Australien büßten die Aktienmärkte jeweils mehr als zwei Prozent ein. Pläne für weitere Börsengänge schürten an Chinas Börsen in Shanghai und Hongkong zudem die Sorgen vor einem Überangebot an Aktien. Mitmehr als 40 IPOs liegt die Zahl der Börsengänge im Januar ungewöhnlich hoch in der 19-jährigen Geschichte der chinesischen Aktienmärkte.
Zur schlechten Stimmung der Börsianer in Japan trugen auch enttäuschende Geschäftszahlen des Halbleiter-Herstellers Shin-Etsu Chemical bei, dessen Aktien um knapp sechs Prozent nachgaben. Börsianer sprachen von einem schlechten Vorzeichen für die gesamte Technologie-Branche. Im Zuge dessen büßten auch die Aktien des Elektronikkonzern Kyocera 4,5 Prozent ein. Die Titel des Chipherstellers Advantest gaben 3,4 Prozent nach. Toyota-Aktien fielen um 3,2 Prozent, nachdem der Autohersteller ankündigte, in den USA mehr als zwei Millionen Autos in die Werkstätten zurückzurufen.
Der deutlich zurückgekommene Ölpreis belastete die japanischen Ölwerte. An der Nymex war dieser am Vortag auf den niedrigsten Stand seit rund vier Wochen gefallen. Im elektronischen Handel baute der Ölpreis das Minus noch leicht aus und notiert nun unter der Marke von 76 US-Dollar je Barrel. Inpex fielen vor diesem Hintergrund um 4,2 Prozent, Japan Petroleum Exploration verbilligten sich um 3,3 Prozent.
In den USA war der Dow-Jones-Index mit einem Minus von 2 Prozent auf 10.389 Punkte aus dem Handel gegangen, nachdem Obama seine Pläne vorgestellt hatte. Für den Leitindex war es der schlechteste Handelstag seit Oktober. Obama will als Reaktion auf die Finanzkrise die exzessive Risikobereitschaft der Banken verringern. Dabei plant er unter anderem den Wertpapierhandel auf eigene Rechnung - den Eigenhandel - zu beschneiden. Nach Meinung von Analysten hätte das große Auswirkungen auf Schwergewichte wie Goldman Sachs und JPMorgan.
Ein Euro kostete im Handel in Fernost zwischenzeitlich lediglich 126,55 Yen, erholte sich dann jedoch wieder etwas auf 127,12 Yen. Zum Dollar konnte der Euro etwas Boden gutmachen. Der Dollar wurde mit 89,99 Yen gehandelt nach 90,47 Yen im späten US-Handel.
Seoul im Minus
Die negativen Vorgaben aus den USA belasteten auch den Aktienmarkt in Seoul. Der Kospi sank um 2,2 Prozent auf 1684 Punkte und verzeichnete damit prozentual gesehen den stärksten Rückgang seit Ende November. "Die Aussagen von Obama haben für eine größere Unsicherheit gesorgt und die Anleger zu Umschichtungen in sichere Bereiche veranlasst", so ein Analyst.
"Auch wenn die Aussagen alleine nicht für einen Trendwechsel des Marktes sorgen werden, so erhöhen sie doch die Unsicherheit", ergänzte ein anderer Analyst. Das Sentiment könnte bis zur Entscheidung über die Umsetzung der Bankenregulierung unter Druck bleiben. "Die US-Börsen haben ihre Aufschläge aus diesem Jahr am Vortag komplett abgegeben. Sollte sich diese Tendenz fortsetzen, dann dürfte das auch den Kospi weiter belasten", sagte ein Teilnehmer. Eine Unterstützung für den Index wird bei 1560 Punkten gesehen.
Angeführt wurde die Verliererliste von den Bankenwerten. KB Financial Group reduzierten sich um 3,7 Prozent, Shinhan Financial Group gaben um 4,1 Prozent nach und Daewoo Securities fielen um 4,1 Prozent. Zudem hätten die Investoren bei den Gewinnern der vergangenen Tage nun verstärkt Gewinne realisiert, hieß es. Samsung Electronics verzeichneten ein Minus von 2,9 Prozent, Hyundai Engineering & Construction fielen um 2,7 Prozent, und Hyundai Heavy Industries gingen mit einem Abschlag von 3,9 Prozent aus dem Handel.
SK Energy gaben nach schwachen Ergebnissen für das vierte Quartal um 3,5 Prozent nach. Das Unternehmen meldete nach Börsenschluss am Vortag einen Nettoverlust von 106,3 Mrd. Won. Dagegen hatten die Analysten im Mittel ihrer Prognosen mit einem Nettogewinn von 223,5 Mrd. Won gerechnet.
Verluste in China
Belastet von den schwachen Vorgaben von Wall Street aber erholt von ihren Tagestiefs beendeten die chinesischen Aktienmärkte den Handel. Nachdem zunächst die Aussagen von US-Präsident Barack Obama zur Bankenregulierung und anhaltende Sorgen um weitere geldpolitische Schritte in China belastet hatten, kam es gegen Sitzungsende bei den Bankenwerten zu Gelegenheitskäufen, was das Sentiment stützte. Der Shanghai-Composite-Index sank um 1 Prozent auf 3129 Punkte, nachdem er im Verlauf schon bis auf 3063 Punkte gefallen war. An den kommenden Handelstagen wird der Index um das Niveau Marke von 3100 Punkten gesehen. Auf Wochensicht hat der Index 3 Prozent verloren.
Auch die Kurse in Hongkong erholten sich im späten Handel etwas von ihren Tagestiefs. Der Hang-Seng-Index fiel um 0,7 Prozent auf 20.726 Zähler, nachdem der Index im Handelsverlauf schon bis auf 20.250 Punkte gefallen war. Es sei derzeit allerdings schwer zu beurteilen, ob der Markt einen kurzfristigen Boden gefunden hat, oder ob es sich nur um eine technische Erholung vor einer weiteren Abwärtsbewegung gehandelt hat, so ein Analyst.
Bei den Bankenwerten in Schanghai erholten sich China Merchants Bank um 3,2 Prozent, und China Citic Bank verzeichneten ein Plus von 3,4 Prozent. Nach den Abgaben der vergangenen Tage hätten einige Investoren die Möglichkeit zu einem Einstieg auf niedrigerem Niveau genutzt, hieß es zur Begründung. Dagegen zeigten sich die Maschinenbauunternehmen mit Abgaben. Hier hätte die Sorge um weitere geldpolitische Maßnahmen belastet um die Inflation in China einzudämmen. China South Locomotive & Rolling Stock fielen um 2,1 Prozent und Metallurgical Corp. of China büßten 1,6 Prozent ein.
Quelle: ntv.de, rts/DJ