Gewinne in Fernost Türkische Zinsanhebung schiebt Nikkei an
29.01.2014, 07:45 Uhr
In Tokio steigen die Kurse.
(Foto: REUTERS)
Die türkische Notenbank hat mit ihrer unerwartet starken Zinsanhebung einen Treibsatz für die Tokioter Börse gezündet. Mit ihrer Entscheidung will sie den Kapitalabfluss aus dem Schwellenland bremsen - und fördert damit offenbar die Risikobereitschaft der Anleger in Fernost.
Der Paukenschlag der türkischen Notenbank verfehlt seine Wirkung nicht. An den ostasiatischen Finanzmärkten macht sich auf breiter Front Erleichterung breit, nachdem die Zentralbank in der Türkei mit drastischen Zinsanhebungen den Verfall der eigenen Währung fürs erste gestoppt zu haben scheint. Auf ihrer Dringlichkeitssitzung hatte die Zentralbank ihren einwöchigen Repozins, den sie selbst als Leitzins bezeichnet, von 4,5 Prozent auf 10 Prozent mehr als verdoppelt. Nachdem am Vortag bereits die indische Notenbank überraschend den Leitzins angehoben und damit vor allem die Rupie gestützt hatte, erholen sich nun auch die Währungen anderer Schwellenländer.
Am stärksten legt die türkische Lira zu - um knapp 4 Prozent auf 2,1663 je US-Dollar. Auf der anderen Seite gibt der Yen, der als sicherer Hafen von der jüngsten krisenhaften Entwicklung in den Schwellenländern profitiert hatte, wieder nach. Der US-Dollar kostet 103,26 Yen, verglichen mit gut 102,50 am Dienstag.
An den Aktienmärkten in Ostasien schlägt sich die Erleichterung über den zunächst offenbar gestoppten Abzug von Liquidität aus den Schwellenländern in zum Teil stark steigenden Kursen nieder. Der Nikkei-Index schießt in Tokio um 2,7 Prozent nach oben auf 15.383 Punkte, in Sydney legt das Marktbarometer um gut 1 Prozent zu, und in Seoul geht es um 1,2 Prozent nach oben.
Unter den Einzelwerten an den Aktienmärkten stechen in Tokio Sharp mit einem Plus von 8 Prozent hervor. Einem Zeitungsbericht zufolge hat das Unternehmen im vierten Quartal 2013 erstmals seit drei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Zudem soll Sharp enger mit Samsung zusammenarbeiten und die Südkoreaner zukünftig mit großflächigen Bildschirmen beliefern.
Renesas Electronics legen um über 5 Prozent zu, nachdem Sony zugestimmt hat, eine Chipfertigung von Renesas für knapp 70 Millionen US-Dollar zu kaufen. Sony gewinnen 1,4 Prozent. In Sydney klettern Atlas Iron mehr als 7 Prozent. Der Eisenerzförderer hat seinen Ausblick erhöht.
In Hongkong fällt derweil das Börsendebut von HK Electric Investments enttäuschend aus. Die Aktie verliert 2,9 Prozent. Das Unternehmen hatte sich mit dem Gang an die Börse umgerechnet 3,1 Milliarden Dollar beschafft. Die Aktie war bereits am unteren Rand der Angebotsspanne platziert worden.
Ungeachtet der Stimmungsaufhellung an den Finanzmärkten sehen Marktbeobachter die Probleme der Schwellenländer, die großenteils mit überbordenden Leistungsbilanzdefiziten zu kämpfen haben, als noch nicht gelöst an. Als nächstes gelte das Interesse nun umso mehr der Entscheidung der US-Notenbank im späteren Tagesverlauf über ihren zukünftigen geldpolitischen Kurs. Allgemein wird erwartet, dass sie wie geplant ihre monatlichen Anleihekäufe um weitere 10 auf dann noch 65 Milliarden Dollar monatlich herunterfährt. Die US-Notenbank hatte mit ihrem Richtungswechsel hin zu einer allmählichen Straffung ihrer ultraexpansiven Geldpolitik bereits zur Mitte des Vorjahres maßgeblich dazu beigetragen, dass Liquidität aus den Schwellenländern abgezogen wird.
Quelle: ntv.de, jga/DJ