Achterbahnfahrt US-Börsen auf Richtungssuche
30.05.2002, 22:30 UhrDie US-Aktienmärkte kamen auch am Donnerstag bei schwachen Umsätzen nicht so recht in Schwung. Zeitweise ging es sogar recht kräftig in die Minuszone. Händler führten die Abschläge auf die Verluste der Halbleiterwerte sowie die zunehmenden Spannungen zwischen den Atommächten Indien und Pakistan zurück. Erst im späten Handel hellte sich das Bild etwas auf. Der Dow Jones verlor am Ende 0,1 Prozent auf 9.912 Punkte, die Nasdaq legte sogar um 0,5 Prozent und schloss bei 1.632 Zähler.
Es gebe zur Zeit zuviel Unsicherheit, so Edgar Peters von PanAgora Asset Management. Es gebe einfach keinen einzigen guten Grund in Aktien zu investieren. Der Konflikt zwischen Pakistan und Indien belaste die Märkte zunehmend.
Pakistan schließt nach Aussage seines Botschafters bei den Vereinten Nationen einen Einsatz seiner Atomwaffen bei einem Angriff Indiens nicht aus. Indien wirft Pakistan vor, von seinem Territorium aus Rebellen zu unterstützen, die im indischen Kaschmir-Teil operieren. Beide Seiten haben an der Grenze Truppen zusammengezogen.
Wenn es einen Konflikt zwischen zwei Atommächten gebe, warum sollte dann irgendjemand Aktien kaufen, so Larry Wachtel von Prudential Securities. Die leichte Erholung sei vor allem eine technische Reaktion auf die deutlichen Verluste der vergangenen beiden Handelstage. Bei der ersten schlechten Meldung könne es sehr schnell wieder nach unten gehen.
Kurz vor Börseneröffnung gab es neue Konjunkturdaten. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist nach Angaben des US-Arbeitsministeriums in der Woche zum 25. Mai auf 410.000 gefallen, in der Vorwoche waren noch 422.000 Anträge gestellt worden. Experten hatten einen Rückgang auf 409.000 prognostiziert.
Anführer der Verlustliste waren Halbleiter-Aktien. Einer der größten Verlierer war der Chip-Hersteller Genesis Microship, dessen Aktienkurs knapp 30 Prozent auf 16,70 Dollar fiel. Das Unternehmen hatte zuvor mitgeteilt, es sehe sich einem stärker als erwarteten Preisdruck ausgesetzt und erwarte einen sich veringernden Marktanteil.
Gleichzeitig belasteten dieVerluste des weltweit größten börsennotierten Öl-Konzerns Exxon Mobil. Die Aktie verlor 2,4 Prozent auf 39,35 Dollar, nachdem der Ölpreis am Donnerstag im Handelsverlauf weiter abgesunken war.
Im Mittelpunkt des Handels standen auch die Aktien von Microsoft. Einem Zeitungsbericht zufolge verhandelt der Softwareriese zur Zeit mit der US-Börsenaufsicht SEC über den Vorwurf, das Unternehmen habe seine Bilanzen nicht ausreichend genau geführt. Experten rechnen allerdings nicht mit einer Geldstrafe für das Unternehmen. Die Microsoft-Aktie legte 1,1 Prozent auf 52,64 Dollar zu.
Der US-Tabak- und Konsumgüterkonzern Philip Morris hat die Brauerei Miller Brewing für 5,6 Milliarden Dollar an die South African Breweries verkauft. SAB zahle 3,6 Milliarden Dollar in Aktien und übernimmt zudem 2 Milliarden Schulden von Miller. Das neue Unternehmen soll den Namen SABMiller erhalten und steigt zum zweitgrößten Bierproduzenten weltweit nach Anheuser-Busch auf. Die Philip Morris-Aktie legte 1 Prozent auf 56,58 Dollar zu.
Der Rüstungskonzern Lockheed Martin hat seine 81-prozentige Beteiligung an Comsat International an World Data Consortium LLC verkauft. Comsat International ist im Telekommunikationsbereich tätig. Finanzielle Einzelheiten des Verkaufs wurden nicht bekannt. Durch den Verkauf will sich Lockheed Martin wieder auf sein Kerngeschäft, das Rüstungsgeschäft, konzentrieren. Die Aktie legte 1 Prozent auf 63,14 Dollar zu.
Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit für den Telekomkonzern AT&T von "A3" auf "Baa2" herunter genommen. Der Ausblick bleibe weiterhin negativ, hieß es von den Analysten unter Hinweis auf die schwachen Geschäftsaussichten im Ferngesprächsgeschäft. Die Aktie verlor 0,3 Prozent auf 11,97 Dollar.
Die Ratingagentur Moodys hat das Rating für Qwest auf Junk Status (Schrott Status) gesenkt. Als Grund für die Abstufung gab Moodys die schlechten Wachstumschancen und die hohen Schulden des Unternehmens an. Insgesamt belaufen sich die Schulden auf über 25 Mrd. Dollar. Die Aktie legte trotzdem 2,8 Prozent auf 5,20 Dollar zu.
Quelle: ntv.de