Bullen stoppen Korrektur US-Börsen behaupten sich
30.11.2007, 22:20 UhrWas für eine Trendwende: Die Wall Street hat am Freitag die stärkste Woche und den schwächsten Monat seit mehreren Jahren hinter sich gebracht. Die Aussicht auf eine Zinssenkung im Dezember hielt Anleger zum Wochenschluss im Markt; trotz der jüngst steilen Kletterpartie blieben hingegen Gewinnmitnahmen aus.
Der Dow-Jones-Index beendete den Freitagshandel mit einem Plus von 60 Zählern oder 0,45 Prozent bei 13 371 Punkten, während der marktbreit gefasste S&P-500-Index um 11 Zähler oder 0,8 Prozent auf 1481 Punkte zulegte.
Die Hightech-lastige Nasdaq hatte es zum Wochenschluss schwerer: Unerwartet schlechte Nachrichten aus dem Computersektor ließen den Indes um 7 Zähler oder 0,3 Prozent auf 2660 Punkte fallen.
Der Freitag war der letzte Handelstag im November, der für Blue Chips und den breiten Markt mit Abschlägen von jeweils rund 4 Prozent der schwächste Monat seit langem ist, und in dem die erste Korrektur der US-Märkte seit drei Jahren markiert wurde. Diese wiederum brachte in den letzten Tagen die Bullen auf das Parkett zurück, die nun vier Tage am Stück kauften und mit einem Plus von rund 5 Prozent die steilste Kletterpartie seit vier Jahren leisteten.
Ausschlaggebend für die Rallye der letzten Tage war vor allem die Notenbank. Fed-Chef Ben Bernanke und sein Vize Donald Kohn legen in jüngsten Kommentaren eine baldige Zinssenkung nahe. Ein überraschendes Weihnachtsgeschenk für den Markt, der unmittelbar nach der vergangenen Fed-Sitzung damit nicht hatte rechnen können.
Der Notenbank dürfte es nicht allzu schwer fallen, den Leitzins weiter zu senken, denn jüngste Konjunkturdaten weisen auf einen etwas nachlassenden Inflationsdruck hin. Die Einnahmen und Ausgaben der Amerikaner sind im Oktober um beschauliche 0,2 Prozent gestiegen, die Löhne nur um 0,1 Prozent.
Auch von Seiten der Rohstoffmärkte nimmt der Inflationsdruck ab. Der Ölpreis notiert zum ersten Mal seit mehr als einem Monat unter 90 Dollar pro Fass.
Zudem bekommt der Markt weitere Schützenhilfe aus Washington. Die Regierung scheint kurz vor einer Einigung mit den Hypothekenbanken zu stehen, nach der diese die Zinssätze für bis zu zwei Millionen Subprime-Kredite bis auf weiteres einfrieren sollen, anstatt sie in den nächsten beiden Jahren anzuheben. Man will so vermeiden, dass zahlreiche Hausbesitzer wegen zu hoher Raten ihre Häuser verlieren.
Davon profitieren Hypothekenbanken, die ohnehin mit dramatisch hohen Kreditausfällen zu kämpfen haben. Die Aktie von Countrywide Financial verbesserte sich um 16 Prozent, die halbstaatlichen Hypothekenleiher Fannie Mae und Freddie Mac kletterten um jeweils 18 Prozent.
Auch andere Finanzwerte legten zu: Die Dow-notierten Aktien der Großbanken Citigroup und J.P. Morgan sowie der Kreditkartenriese American Express verbesserten sich um jeweils mehr als 3 Prozent.
Mit den Finanzwerten legten auch andere Titel zu, bei denen es zuletzt deutliche Abschläge gegeben hatte: Zu den stärksten Aktien gehörten Baufirmen wie Centex und KB Home mit Gewinnen von rund 8 Prozent sowie einige Transportwerte.
Außerhalb der Finanzwerte stand der Hightech-Sektor im Mittelpunkt: Die Aktie von Dell rutschte nach schwachen Quartalszahlen um 13 Prozent ab. Der Computerbauer hat zwar in den vergangenen drei Monaten den Gewinn um 27 Prozent gesteigert, verfehlt damit aber die Erwartungen leicht. Der PC-Umsatz ist gefallen, das Unternehmen verliert Marktanteile an den Konkurrenten Hewlett-Packard, dessen Aktie frühe Gewinne allerdings nicht halten konnte und nahezu unverändert schloss.
Quelle: ntv.de