Wieder ist Bernanke schuld US-Börsen geben Gewinne ab
14.07.2011, 22:00 UhrWie gewonnen, so zerronnen: Neue Äußerungen von Fed-Chef Bernanke zum Kurs der US-Notenbank enttäuschen an den US-Aktienmärkten just jene Hoffnungen auf rasche neue Konjunkturhilfen, die der Notenbanker tags zuvor erst geschürt hatte. Unter dem Strich rasiert das die Kursgewinne des Tages. Papiere von JP Morgan bleiben jedoch dank starker Quartalszahlen deutlicher Kursgewinner.
Die Großbank JP Morgan Chase und bessere Daten als erwartet vom US-Arbeitsmarkt haben der Wall Street am Donnerstag zunächst Auftrieb verliehen. Dann sorgte jedoch die Enttäuschung über den von US-Notenbankchef Ben Bernanke angedeuteten Kurs der Fed für einen Rücksetzer. Die Anleger sahen in Bernankes Äußerungen vor dem Bankenausschuss des Senates eher Hinweise darauf, dass sie wohl vorerst nicht auf weitere Konjunkturmaßnahmen setzen können. Da sie bisher aber genau diese Hoffnung gehegt hatten, büßten die Aktienindizes ihre frühen Gewinne nach Bernankes Auftritt wieder ein. Besonders deutlich abwärtsging es für Technologietitel.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte gab bis Handelsschluss 0,4 Prozent auf 12.437 Punkte nach. Der breiter gefasste S&P-500 büßte 0,7 Prozent auf 1309 Zähler ein. Der Index der Technologiebörse Nasdaq sank um 1,2 Prozent auf 2763 Punkte.
Trotz der jüngsten Hoffnungen an den Märkten auf neue Fed-Konjunkturmaßnahmen blieb Bernanke in diesem Punkt vage. Alle Optionen für eine Straffung oder Lockerung der Geldpolitik seien auf dem Tisch, sagte der Chef der Federal Reserve. Bernanke forderte zudem nachdrücklich die Anhebung der US-Schuldengrenze. Ein Zahlungsausfall der USA hätte katastrophale Folgen, warnte Bernanke.
Der Druck auf die US-Regierung und den Kongress, in den Gesprächen über eine Anhebung der Schuldengrenze einen Kompromiss zu finden, hatte sich bereits unmittelbar zuvor deutlich verstärkt. Die Ratingagentur Moody's hatte den USA wegen des zähen Streits mit einem Entzug der Bestnote gedroht.
Bei den Einzelwerten standen die Aktien von JP Morgan im Mittelpunkt. Die Großbank verdiente im zweiten Quartal deutlich mehr, die Aktien legten 1,8 Prozent zu. "Es ist gut, dass eine große Bank die Erwartungen übertrifft", sagte Analyst Peter Cardillo von Avalon Partners. Konkurrenten wie Citigroup, Goldman Sachs, Bank of America und Morgan Stanley konnten davon aber nur vorübergehend profitierten und mussten ihre Gewinne später wieder abgeben.
Die Aktien von Google büßten anfängliche Gewinne wieder ein und schlossen im Vorfeld von Quartalszahlen 1,7 Prozent leichter. Nachbörslich zogen die Aktien jedoch um rund 12 Prozent an, nachdem der Internetriese mit seinen Zahlen die Erwartungen des Marktes noch übertreffen konnte.
Der Ölriese ConocoPhillips wurde für seinen Strategiewechsel mit einem Plus von 1,6 Prozent belohnt. Der Konzern will sich nach einer Milliarden-Fusion vor weniger als zehn Jahren nun wieder in zwei Teile aufspalten.
Quelle: ntv.de, nne/rts