Quartalszahlen erfreuen US-Börsen in Kletterlaune
16.04.2002, 22:30 UhrDie US-Börsen zeigten sich am Dienstag glänzend gestimmt. Der positive Geschäftsausblick großer US-Unternehmen wie General Motors und Texas Instruments hat den Kursen an der New Yorker Wallstreet kräftig Auftrieb gegeben, so Händler. Auch die Nachricht, dass die US-Inflation im März unter den Prognosen der Volkswirte geblieben sei, habe den Aufwärtstrend unterstützt, hieß es weiter. Der Dow Jones stieg 2,1 Prozent auf 10.301 Punkten, für die Nasdaq ging es 3,6 Prozent auf 1.817 Punkte nach oben.
Der bisherige Trend bei den Quartalsberichten sei positiv, so ein Händler. Besonders die guten Ausblicke von Novellus und Texas Instruments sowie das über den Erwartungen liegende Ergebnis von General Motors würden für deutlichen Auftrieb der Börsen sorgen. Für die Nasdaq sei zudem der Durchbruch der psychologisch wichtigen Marke von 1.800 Punkten ein bedeutender Schritt, so die Aussage von technischen Analysten.
Unterstützung kam zudem von Konjunkturseite: Die US-Verbraucherpreise sind im März saisonbereinigt im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent gegenüber dem Februar gestiegen, gab das US-Arbeitsministerium bekannt. Analysten hatten im Durchschnitt allerdings mit einem Anstieg um 0,5 Prozent gerechnet. Die Daten könnten der US-Notenbank Fed anzeigen, dass vor Juni keine Zinserhöhung nötig sei, hieß es.
Der weltgrößte Autobauer General Motors hat im ersten Quartal seinen Gewinn exklusive der Tochter Hughes Electronics auf 1,39 je Aktie, von 0,57 Dollar je Aktie im Vorjahreszeitraum, gesteigert. Im März hatte der US-Konzern noch einen Überschuss von 1,20 Dollar je Aktie vorhergesagt. Hinzu komme ein Verlust von 0,10 Dollar je Aktie bei Hughes, hatte es damals geheißen. Analysten hatten einer Umfrage von Thomson Financial/First Call zufolge inklusive des Hughes-Ergebnisses mit einem Überschuss zwischen einem und 1,30 Dollar je Aktie gerechnet. Außerdem hob GM die Prognose für den Gewinn im Gesamtjahr 2002 auf fünf von 3,5 Dollar je Aktie an. Die Aktie legte knapp 5 Prozent auf 64,05 Dollar zu.
Der US-Pharma- und Medizintechnikkonzern Johnson & Johnson hat im ersten Quartal seinen Gewinn je Aktie auf 59 Cent nach 50 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal gesteigert. Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn je Anteilsschein von 58 Cent gerechnet. Die Aktie legte 1,8 Prozent auf 63,26 Dollar zu.
Der US-Getränkekonzern Coca-Cola hat im ersten Quartal nach alten Bilanzierungsregeln eine Gewinnanstieg auf 40 Cent je Aktie nach 35 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal erzielt. Analysten hatten im Schnitt mit einem Plus je Anteilsschein von 38 Cent gerechnet. Allerdings hat Coca-Cola seine Bilanzierungsregeln umgestellt - nach der neuen Berechnung hat das Unternehmen einen Verlust nach Sonderposten von 5 Cent je Aktie eingefahren. Die Aktie legte dennoch 2,8 Prozent auf 53,88 Dollar zu.
Delta Airlines hat im ersten Quartal auf Grund der anhaltenden Krise der Luftfahrindustrie seinen Nettoverlust auf 3,25 Dollar nach 1,11 Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum ausgeweitet. Analysten hatten mit einem Minus je Anteilsschein von lediglich 2,87 Dollar gerechnet. Die Aktie fiel 1,3 Prozent auf 29,63 Dollar.
Der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefon-Chips Texas Instruments hat im ersten Quartal einen kleinen Verlust ausgewiesen und erwartet für das zweite Quartal wieder Gewinne. Auf Basis des Bilanzierungsstandards GAAP habe der Verlust 38 Millionen Dollar oder 0,02 Dollar je Aktie betragen nach einen Gewinn von 230 Millionen Dollar oder 13 Cents je Aktie im Vorjahresquartal, teilte das Unternehmen am Montag nach US-Börsenschluss mit. Für das zweite Quartal erwartet Texas Instruments den Angaben nach einen Gewinn je Aktie von 0,05 Dollar. Die Aktie legte 5,2 Prozent auf 33,79 Dollar zu.
Der US-Ausrüster für Chipfabriken Novellus erwartet für das zweite Quartal einen Gewinn von 6 Cent je Aktie und will damit die Erwartungen von Analysten, die einen Verlusst von 1 Cent je Aktie prognostizieren. Im ersten Quartal hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Umsatzeinbruch von 63 Prozent verbucht auf 169,7 Millionen Dollar verzeichnet. Der Verlust je Aktie vor Sonderposten lag bei 2 Cent je Aktie im ersten Quartal, so Novellus weiter. Die Aktie stieg 6,1 Prozent auf 53,46 Dollar.
Handspring, nach Palm der zweitgrößte Hersteller von Handheld-Computern, meldete am Montag nach Börsenschluss die Zahlen für das vergangene Quartal. Den Angaben zufolge lag der Verlust vor Sonderposten bei 19,2 Millionen Dollar oder 14 Cent je Anteilsschein, Analysten hatten mit einem Verlust von 12 Cent gerechnet. Der Umsatz erreichte hingegen lediglich 59,7 Millionen Dollar nach 123 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Aktie brach knapp 20 Prozent auf 3 Dollar ein.
Der Serverhersteller Unisys meldete ebenfalls nach Bösenschluss Zahlen für das vergangene Quartal, die die Erwartungen der Analysten übertreffen konnten. Im Vorfeld waren die Experten von einem Gewinn je Aktie in Höhe von 7 bis 9 Cents ausgegangen. Unisys meldete einen Profit je Aktie in Höhe von 10 Cents. Im Vorjahreszeitraum waren allerdings noch 22 Cents je Aktie erreicht worden. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf 1,36 Milliarden Dollar zurück. Für die Aktie ging es 9,4 Prozent auf 12,55 Dollar nach oben.
Die Analysten von Salomon Smith Barney haben ihr Kursziel für die Aktien des Medienkonzerns AOL Time Warner gesenkt. Auf Sicht von 12 Monaten rechnen die Experten demnach mit einem möglichen Kurs von 28 Dollar. Bislang hatte das Kursziel noch 40 Dollar betragen. Als Grund nannten die Analysten Probleme mit dem Internet und Kabel-TV-Geschäft bei AOL. Die Aktie legte nach schwächerem Start dennoch 1,2 Prozent auf 21,60 Dollar zu.
Der Online-Broker Charles Schwab meldete einen Gewinnrückgang im ersten Quartal, was auf die geringe Handelsaktivität der Kunden zurückzuführen sei, hieß es. Der Gewinn betrug 8 Cents pro Aktie im Vergleich 8 Cents pro Aktie im Vorjahr. Analysten prognostizieren im Vorfeld einen Gewinn von 8 Cents pro Aktie. Der Umsatz fiel gleichzeitig von 1,20 Mrd. Dollar auf 1,10 Mrd. Dollar. Die Aktie verbesserte sich um 3,9 Prozent auf 13,07 Dollar.
Die fünftgrößte US-Bank Wells Fargo & Co. hat im ersten Quartal 2002 den Gewinn stärker als von Analysten erwartet gesteigert. Wegen steigender Umsätze im Hypotheken-Geschäft rechne das Unternehmen im Gesamtjahr zudem mit einer weiteren Ertragssteigerung, hieß es. Der Gewinn je Aktie stieg - ohne Berücksichtigung von Firmenwertabschreibungen - um 19 Prozent auf 80 Cent je Aktie. Die Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Ergebnis von 78 Cent je Anteilschein gerechnet. Die Aktie legte 1 Prozent auf 50,10 Dollar zu.
Der Nahrungsmittelkonzern Kraft Foods meldete nachbörslich die Ergebnisse für das abgelaufene erste Quartal und konnte die Erwartungen der Analysten übertreffen. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich um 17,9 Prozent auf 46 Cents. Analysten erwarteten einen Gewinn von 44 Cents je Aktie. Die Umsätze stiegen um knapp 1 Prozent auf 7,147 Mrd. Dollar von zuvor 7,197 Mrd. Dollar. Einen Ausblick auf das laufenden Quartal gab Kraft nicht. Die Aktie schloss im Vorfeld mit einem Minus von 1,3 Prozent auf 39,91 Dollar.
Der amerikanische eBusiness Software Spezialist Commerce One meldete nach Börsenschluss einen drastischen Umsatzeinbruch für das erste Quartal 2002. Den Angaben zufolge lagen die Erlöse lediglich bei 31,8 MillionenDollar nach 170 Mio. Dollar im Vorjahresquartal. Dennoch konnten die Analystenerwartungen von 30 Mio. Dollar damit leicht geschlagen werden. Auch der proforma Verlust je Aktie fiel mit 19 Cents leicht unter den geplanten 20 Cents je Aktie aus. Um weitere Kosten einzusparen plant Commerce One 30 Prozent der Stellen abzubauen. Die Aktie schloss mit einem Plus von 10 Prozent bei 1,24 Dollar.
Allerdings schauten die Anleger nachbörslich vor allem auf Intel. Der weltgrößte Chip-Hersteller hat vor Aquisitionskosten 0,15 Dollar je Aktie verdient. Rechnet man die Aquisitionskosten allerdings ein, schmilzt das Plus auf 0,14 Dollar je Aktie zusammen. Analysten hatten im Schnitt mit 0,15 Dollar gerechnet. Die Intel Aktie legte im Handelsverlauf um 5 Prozent auf 29,51 Dollar zu. In einer ersten Reaktion machte das Papier im nachbörslichen Handel weiteren Boden gut.
Quelle: ntv.de