Zahlensalat US-Börsen leichter
15.04.2002, 22:35 UhrDas ist die bedeutendste Woche der Bilanzsaison - und sie hat nicht gerade mit einem Paukenschlag begonnen, darin waren sich die Händler einig. Insbesondere der Finanzkonzern Citigroup hatte mit einem niedriger als erwartet ausgefallenen Quartalsgewinn die Standardwerte belastet. Auch die Technologiewerte der Nasdaq konnten die Gewinne nicht über den Tag retten. Bei der Nasdaq ergab sich ein Minus von 0,1 Prozent auf 1.754 Punkte, der Dow Jones mußte einen Abschlag von knapp 1 Prozent auf 10.094 Punkte verkraften.
In den vergangenen beiden Wochen hätten bereits viele Anleger verkauft, weil sie mit schlechten Ergebnissen der Unternehmen gerechnet hätten, so Thomas Garcia von Thornburg Investment Management. Diese Woche werde sich nun zeigen, ob sie recht gehabt hätten. Wichtig sei vor allem, ob man auch an den Unternehmensergebnissen eine Erholung der Wirtschaft werde ablesen können.
Vor Börsenbeginn gab es zudem Konjunkturzahlen. Die Lagerbestände der Industrie- und Handelsunternehmen in den USA sind im Februar im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozent gesunken. Analysten hatten allerdings mit einem Rückgang der Bestände um 0,2 Prozent gerechnet.
Spielverderber am Montag war Citigroup. Der weltgrößte Finanzdienstleister hat seinen Gewinn im ersten Quartal um 37 Prozent auf 93 Cent je Aktie gegenüber 67 Cent je Aktie im Vorjahresquartal gesteigert. In dem Ergebnis enthalten waren allerdings Gewinne aus dem Börsengang der Versicherungstochter Travelers Property Casualty. Ohne diese Erlöse lag der Gewinn je Aktie bei 74 Cent, Analysten hatten durchschnittlich mit 78 Cent je Aktie gerechnet. Die Aktie verlor 2,5 Prozent bei 45,92 Dollar.
Zahlen gab es auch von der Bank of America. Die drittgrößte US-Bankholding hat im ersten Quartal von den niedrigen Zinsen profitiert und ihren Gewinn auf 1,38 Dollar je Aktie nach 1,15 Dollar im Vorjahresquartal gesteigert. Analysten hatten im Schnitt mit 1,34 Dollar Gewinn je Anteilsschein gerechnet. Für die Aktie ging es 1,2 Prozent auf 69,20 Dollar nach unten.
Nachrichten kamen von auch von Corning. Der weltgrößte Hersteller von Glasfaserkabeln hat nach eigenen Angaben im ersten Quartal voraussichtlich weniger Verlust gemacht, als von Analysten erwartet. Es sollten aber angesichts der andauernden Ausgabenschwäche der Telekombranche bis zu 4000 Stellen gestrichen werden und weiter Kosten gesenkt werden. Die Aktie legte 0,3 Prozent auf 6,83 Dollar zu.
Presseberichten zufolge wird der amerikanische Softwarehersteller Commerce One am Dienstag weitere Entlassungen bekannt geben. Wie demnach aus unternehmensnahen Kreisen in Erfahrung gebracht werden konnte, wird Commerce One die Maßnahme bei Bekanntgabe der Quartalszahlen am morgigen Tag ankündigen. Die Aktie gab knapp 1 Prozent auf 1,27 Dollar nach.
Der Zeitungsverlag New York Times hat im abgelaufenen ersten Quartal aufgrund eines schwachen Werbemarktes weniger verdient. Der Gewinn vor Sonderbelastungen lag bei 39 Cents je Aktie nach 43 Cents je Aktie im Vorjahr. Analysten hatten mit einem Gewinn von 37 Cents pro Aktie gerechnet. Der Umsatz fiel im Vergleich zum Vorjahr um 5,3 Prozent auf 737,1 Millionen Dollar. Für die zweite Jahreshälfte sei aber mit einer Besserung des Geschäfts zu rechnen, hieß es. Die Aktie legte 0,5 Prozent auf 47,10 Dollar zu.
Der Der US-Rüstungskonzern Northrop Grumman hat sein Übernahme-Angebot an den US-Maschinenbauer TRW von 47 auf 53 US-Dollar je Aktie erhöht. Der Wert von TRW sei wegen verbesserter Aussichten der Rüstungsindustrie gestiegen, erklärte Northrop Grumman. Das neue Angebot habe einen Wert von 6,7 Milliarden US-Dollar. Die TRW-Anteilseigner sollen am 22. April auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über das Northrop-Angebot abstimmen. Die erste Offerte von Northrop Grumman hatte TRW als zu niedrig abgelehnt. TRW kündigte am Montag an, das neue Angebot zu prüfen. Bis dahin wurden die Aktionäre aufgefordert, nicht auf die neue Offerte zu reagieren. Die Northrop-Aktie verlor 2,9 Prozent auf 114,89 Dollar, das Papier von TRW legte 0,6 Prozent auf 52,27 Dollar zu.
Das auf Hypotheken spezialisierte Kreditinstitut Fannie Mae hat im ersten Quartal seinen operativen Gewinn aufgrund der niedrigen Zinsen um 22,6 Prozent auf 1,48 Dollar je Aktie gesteigert. Analysten hatten mit einem Anstieg des operativen Gewinns auf 1,47 Dollar je Aktie gerechnet. Die Papiere schlossen mit knapp 1 Prozent bei 80,70 Dollar in der Verlustzone.
Die fünftgrößte Fluggesellschaft der USA, Continental Airlines, hat im ersten Quartal einen Verlust inklusive Sonderposten von 2,61 Dollar je Aktie eingeflogen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte bei der Airline noch ein Gewinn von 16 Cent je Aktie in den Büchern gestanden. Analysten hatten mit einem Verlust von 1,97 Dollar je Aktie gerechnet. Für die Aktie ging es knapp 4 Prozent auf 28,82 Dollar nach unten.
Rückläufige Umsätze seines wichtigsten Medikaments Prozac haben den Gewinn des US-Pharmakonzerns Eli Lilly im ersten Quartal auf 58 Cent je Aktie von 74 Cent je Aktie im Vorjahresquartal einbrechen lassen. Die Erwartungen von Analysten konnte Eli Lilly mit diesem Ergebnis dennoch erfüllen. Das Patent für Prozac war im vergangenen Jahr abgelaufen, nun steht das Medikament in Konkurrenz zu kostengünstigeren Nachahmermitteln. Die Papiere verbesserten sich 2,4 Prozent auf 75,20 Dollar.
Human Genome Sciences hat die Forschung an dem Wirkstoff Mirostipen eingstellt. Nun soll ein anderer Weg gefunden werden, die Zahl der weißen Blutkörperchen während einer Chemotherapie stabil zu halten, so das Biotechunternehmen. Für das erste Quartal gab Human Genome Sciences gab das Unternehmen zudem eine Ausweitung seines Verlustes auf 30 Cent je Aktie gegenüber 10 Cent im Vorjahresquartal bekannt. Analysten hatten durchschnittlich mit einem Verlust je Anteilsschein von 32 Cent gerechnet. Die Aktie gab 3,3 Prozent auf 17,60 Dollar nach.
Nachbörslich kamen Neuigkeiten von Novellus Systems. Das amerikanische Technologieunternehmen meldete seine Zahlen zum ersten Quartal 2002. Die Umsätze brachen demnach auf 169,7 Millionen Dollar ein, nach 458 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Der Nettogewinn belief sich auf 3 Cents je Aktie nach 55 Cents je Aktie im ersten Quartal 2001. Exklusive Abschreibungen und Sonderaufwendungen fiel allerdings ein Verlust von 2 Cents je Aktie an.
Handspring, nach Palm der zweitgrößte Hersteller von Handheld-Computern, meldete ebenfalls nach Börsenschluss die Zahlen für das vergangene Quartal. Den Angaben zufolge lag der Nettoverlust bei 19,2 Millionen Dollar und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum fast verdoppelt. Der Umsatz erreichte hingegen lediglich 59,7 Millionen Dollar nach 123 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum. Dennoch waren die Zahlen besser als erwartet.
Der Serverhersteller Unisys meldete ebenfalls nach Bösenschluss Zahlen für das vergangene Quartal, die die Erwartungen der Analysten übertreffen konnten. Im Vorfeld waren die Experten von einem Gewinn je Aktie in Höhe von 8 Cents ausgegangen. Unisys meldete einen Profit je Aktie in Höhe von 10 Cents. Im Vorjahreszeitraum waren allerdings noch 22 Cents je Aktie erreicht worden. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf 1,36 Milliarden Dollar zurück.
Quelle: ntv.de