Marktberichte

"Enronitis" US-Börsen mit Sorgen

Der Wochenstart hätte für die US-Börsen kaum schlechter ausfallen können - sowohl Dow Jones als auch Nasdaq gingen mit herben Verlusten aus dem Handel. Die Sorgen der Investoren über die Bilanzierungspraktiken von US-Unternehmen in Folge des Zusammenbruchs des US-Energiehändlern Enron ließen nach Händlerangaben die Indizes deutlich abgleiten. Der Dow Jones gab 2,2 Prozent auf 9.687 Punkte nach, die Technologiebörse Nasdaq verlor 2,9 Prozent auf 1.856 Zähler.

Enron und die Bilanzierungspraktiken waren das beherrschende Thema. Das Vertrauen der Anleger in die Qualität der Unternehmensgewinne sei etwas geschwunden, so Händler. Die Vertrauenskrise habe vor allem die Aktien von Unternehmen mit komplexen Strukturen belastet, nachdem bei Enron Bilanzierungsprobleme aufgetaucht seien. Das Syndrom habe bereits einen Namen, "Enronitis", hieß es weiter.

Enron hat einem internen Untersuchungsbericht zufolge durch komplexe Firmenkonstruktionen um rund eine Milliarde Dollar überhöhte Gewinne ausgewiesen. Außerdem hätten Top-Mitarbeiter Beträge in Millionenhöhe kassiert, die ihnen nicht zugestanden hätten, heißt es in einem am Wochenende veröffentlichten Bericht weiter.

In den Sog der generellen Sorgen über Bilanzierungspraktiken amerikanischer Firmen gerieten auch die Aktien des Mischkonzerns General Electric, die 5 Prozent auf 35 Dollar nachgaben.

Der Mischkonzern Tyco verbilligte sich knapp 20 Prozent auf 29,90 Dollar. Das "Wall Street Journal" hatte berichtet, dass Tyco etwa acht Milliarden Dollar für mehr als 700 nicht öffentlich bekannt gegebene Aquisitionen bezahlt habe.

Enterasys Network sackten mehr als 60 Prozent auf 4,20 Dollar ab, nachdem der Hersteller von Netzwerkausrüstung mitgeteilt habe, dass die Veröffentlichung der Geschäftszahlen wegen Überprüfung eines Auftrages verschoben werde.

Nicht besser sah es bei Elan aus. Das irische Biotech-Unternehmen hat im vierten Quartal 2001 den Umsatz um knapp 15 Prozent gesteigert. Gleichzeitig schrumpfte allerdings der Gewinn um rund 80 Prozent. Zudem wurde für das laufende Jahr eine Umsatzwarnung ausgesprochen. Das Resultat war ein Einbruch der Aktie von mehr als 50 Prozent auf 14,85 Dollar.

Ein Lichtblick war Hewlett-Packard. Das Unternehmen kündigte an, dass die derzeitigen Erwartungen der Analysten für das erste Quartal übertroffen würden. Analysten rechnen mit einem Gewinn je Aktie von 0,16 Dollar. Laut Hewlett-Packard wird der Gewinn erheblich höher ausfallen.Grund dafür sei der Aufwärtstrend bei der Verbrauchernachfrage nach Computern und Druckern. Die Aktie legte gegen den Trend über 0,2 Prozent auf 22,04 Dollar zu.

Für Amazon hingegen werden Verluste erwartet. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" verfügt das Unternehmen möglicherweise nicht über so viel Barmittel, wie Investoren glauben. Der Wert gab fast 9 Prozent auf 12,53 Dollar ab.

Unter Druck geriet auch Priceline.com. Die Aktie des Internetunternehmens hatte zwar gute Zahlen gemeldet, jedoch einen schwachen Ausblich für das laufende Quartal gegeben. Wie es heißt, wird mit einem Umsatz von 260-290 Mio. Dollar und einem Gewinn von 0-2 Cents je Aktie gerechnet. Dies liegt leicht unter den Prognosen der Analysten. Die Aktie verlor knapp 24 Prozent auf 4,83 Dollar.

Der Ausverkauf bei den Aktien der US-Telefongesellschaft WorldCom hat sich nach anhaltenden Gerüchten über die Zukunft des Unternehmens weiter fortgesetzt. Ausgelöst wurde der Ausverkauf durch Spekulationen, Vorstandschef Bernard Ebbers könnte sich wegen umfangreicher Nachschussverpflichtungen zum Aktienverkauf gezwungen sehen. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" am vergangenen Freitag muss Ebbers 183,7 Millionen Dollar an Privatkrediten zurückzahlen, weil der Aktienkurs unter den verabredeten Wert von 10 Dollar gefallen sei. Zudem wird wegen des allgemeinen Abwärtstrends der Branche mit einer schlechten Geschäftsentwicklung bei WorldCom gerechnet. Die Aktie verlor 15,4 Prozent auf 8,13 Dollar.

Quelle: ntv.de

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