Marktberichte

Beige Book mit Nachwehen US-Börsen retten sich ins Plus

„Wir sehen ein Licht am Ende des Tunnels“ - der US-Medienkonzern AOL Time Warner verbreitete am Mittwochabend nach Börsenschluss Optimismus. Die US-Anleger ließen sich davon aber nur bedingt infizieren. Dow Jones und Nasdaq retteten sich mit Mühe und Not ins Plus: der Dow auf 10.035 und die Nasdaq auf 1.714 Punkte.

Die verhaltenen Aussagen der US-Notenbank zum Wachstum der US-Wirtschaft zeigten auch am Donnerstag noch Wirkung, nachdem die US-Börsen bereits am Mittwochabend nach Veröffentlichung des Beige Books ins Minus gedreht waren. Die wirtschaftliche Aktivität der Vereinigten Staaten hat sich im vergangenen Monat nach Einschätzung der US-Notenbank zwar verbessert, dennoch bestehe weiterhin Sorge über die Geschwindigkeit der konjunkturellen Erholung, so die Fed in ihrem monatlichen Konjunkturbericht, dem sogenannten Beige Book. Zwar signalisierte sie für fast alle Distrikte und Wirtschaftsbereiche eine Erholung. Allerdings sei die Situation am Arbeitsmarkt eher noch als "flau" zu bezeichnen. Auch die Unternehmensinvestitionen hielten sich in Grenzen.

Die Aussagen der Fed würden die Sorge der Anleger untermauern, dass sich die Unternehmensergebnisse nicht oder nur langsam verbessern würden, so ein Händler.

Abschreibungen in Rekordhöhe haben dem weltgrößten Medien- und Internet-Konzern AOL Time Warner mit einem Fehlbetrag von 54,2 Milliarden Dollar den höchsten Quartalsverlust in der Firmengeschichte der USA beschert. Operativ sieht das Bild aber schon wesentlich besser aus: das Unternehmen hat 18 Cent je Aktie verdient, Analysten hatten lediglich 14 Cent erwartet. Das Unternehmen sieht allerdings Anzeichen einer Erholung seiner Geschäfte und bekräftigte seine Umsatzprognose für 2002. "Wir sehen ein Licht am Ende des Tunnels", so der künftige Konzernchef Richard Parsons, der im kommenden Monat das Amt von Gerald Levin übernimmt. Der Konzern, zu dem unter anderem der Nachrichtensender CNN und das Magazin "People" gehören, konnte mit dem jüngsten Kinoerfolg "Herr der Ringe" sein Filmgeschäft ankurbeln und die Schwäche der Internet- und Musiksparte deutlich ausgleichen. Die Aktie gab nach anfänglichen Gewinnen 1,0 Prozent auf 19,49 Dollar ab.

Im Blickpunkt der Anleger stand auch die Aktie des US-Mischkonzerns Tyco International, der seinen erst vor drei Monaten verkündeten Plan, sich in vier einzelne Unternehmen aufzuspalten, zurücknahm. Darüber hinaus reduzierte Tyco seine Prognosen für das Gesamtjahr nach unten und kündigte die Streichung von 7.100 Stellen an. Im zweiten Quartal hat der Konzern einen Verlust von 96 Cent je Aktie verbucht, nach 62 Cent im Vorjahresquartal. Die Aktie brach 20 Prozent auf 20,75 Dollar ein.

Der US-Telekomkonzern WorldCom hat im ersten Quartal einen Gewinn von 6 Cent je Aktie erwirtschaftet, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Plus je Aktie von 18 Cent in den Büchern gestanden hatte. Erst in der vergangenen Woche hatte WorldCom eine Gewinnwarnung ausgegeben. Die nach unten korrigierten Prognosen bekräftigte das Unternehmen nochmals. Die Aktie legte 1,4 Prozent auf 3,53 Dollar zu.

Der Kamera- und Filmhersteller Eastman Kodak hat im ersten Quartal einen Gewinneinbruch auf 13 Cent je Aktie nach 52 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal hinnehmen müssen. Analysten hatten mit einem Gewinn von 10 Cent je Aktie gerechnet. Die Umsätze seien in den ersten drei Monaten um 9 Prozent auf 2,71 Milliarden Dollar gesunken, so das Unternehmen weiter. Für die Aktie ging es 2,2 Prozent auf 33,18 Dollar nach unten.

Der zweitgrößte Chemie-Konzern der USA, Dow Chemical, hat im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinn von 11 Cent je Aktie erwirtschaftet, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 76 Cent je Aktie angefallen war. Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von 9 Cent je Aktie gerechnet. Die Aktie fiel 1,0 Prozent auf 30,70 Dollar.

Der Turnschuh-Hersteller Reebok hat im ersten Quartal auf Grund gestiegener Werbekosten weniger verdient, konnte die Erwartungen von Analysten aber dennoch übertreffen. Der Gewinn je Aktie belief sich in den vergangenen drei Monaten auf 58 Cent je Aktie nach 68 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal, so das Unternehmen. Analysten hatten mit einem Plus je Anteilsschein von 56 Cent gerechnet. Die Aktie stieg 0,7 Prozent auf 28,65 Dollar.

Erfreuliches gab es von Black & Decker. Der Hersteller von elektrischen Werkzeugen hat im ersten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 41 Cent die Erwartungen von Analysten übertroffen, die nur mit 33 Cent je Aktie gerechnet hatten. Beim Umsatz musste das Unternehmen allerdings einen Rückgang auf knapp 952 Millionen Dollar nach 962 Millionen Dollar im Vorjahresquartal hinnehmen. Die Papiere verbesserten sich 1,7 Prozent auf 48,40 Dollar.

Der Hersteller von Brillengläsern und Kontaktlinsen, Bausch & Lomb, hat im ersten Quartal einen Gewinn je Aktie von 16 Cent erzielt, nachdem im vergleichbaren Vorjahresquartal noch ein Minus von 2 Cent je Aktie angefallen war. Aus dem laufenden Geschäft erzielte das Unternehmen einen Gewinn je Aktie von 24 Cent und konnte damit die Erwartungen von Analysten, die nur mit 21 Cent je Aktie gerechnet hatten, übertreffen. Die Aktie fiel dennoch 3,4 Prozent auf 35,98 Dollar.

Auch von der Konjunkturseite gab es am Donnerstag Neuigkeiten. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in der Woche zum 20. April auf 421.000 nach 452.000 in der Vorwoche gefallen und lagen damit im Rahmen der Erwartungen von Analysten, die einen Rückgang auf 425.000 prognostiziert hatten.

Quelle: ntv.de

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