Höchster Stand seit Mitte Mai US-Börsen schließen im Plus
02.08.2010, 22:30 UhrDer erste Handelstag der Woche endet an der Wall Street mit kräftigen Gewinnen bei Bank-, Industrie- und Rohstofftiteln. An der Spitze des Dow künden Alcoa, ExxonMobil und JP Morgan Chase von einem starken Start in den August.
Die US-Börsen sind mit kräftigen Kursgewinnen in die neue Woche gestartet. Börsianer begründeten die breite Aufwärtsbewegung auf ein mehrmonatiges Hoch bei den Standardwerten mit überraschend robusten Konjunkturdaten und einem anhaltend schwachen US-Dollar. Dieser habe auch die Öl- und Metallpreise wieder anziehen lassen und die Rohstoffwerte ganz oben auf die Einkaufslisten der Aktienhändler geschoben.
Bereits zum Handelsstart hatten die beiden Großbanken BNP Paribas und HSBC aus Frankreich und England für gute Vorgaben der europäischen Börsen gesorgt. Am Abend ging der Dow-Jones-Index 1,99 Prozent im Plus bei 10.674 Punkten aus dem Handel und lag damit so hoch wie seit dem 14. Mai nicht mehr. In der Vorwoche hatte der US-Leitindex zwar nur um 0,40 Prozent zugelegt, im Monat Juli aber einen satten Aufschlag von 7,08 Prozent verzeichnet. Der breiter gefasste S&P-500-Index beendete den Montagshandel um 2,20 Prozent vor auf 1126 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq stieg der Composite-Index um 1,80 Prozent auf 2295 Punkte. Der Nasdaq-100-Index verbuchte ein Plus von 1,88 Prozent auf 1899 Punkte. In Frankfurt war der Dax mit einem Plus von 2,3 Prozent auf 6292 Punkten aus dem Handel gegangen. Damit war der deutsche Leitindex näher an das Zwei-Jahres-Hoch von 6341 Stellen herangerückt, das er Ende April erreicht hatte.
Unerwartet robuster Konjunkturdaten beherrschten am Nachmittag das Gesamtbild: Der an den Finanzmärkten wichtige Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager ( ) fiel im Juli auf 55,5 von 56,2 Punkten im Vormonat. Damit notiert das Barometer zwar so niedrig wie seit Dezember 2009 nicht mehr, jedoch hatten Experten mit einem Rückgang auf 54,1 Punkte gerechnet. Für Freitag steht die Veröffentlichung des vielbeachteten Arbeitsmarktsberichtes an.
Die positiven Geschäftszahlen der laufenden Berichtssaison überdecken zunehmend die Sorgen um die Konjunkturentwicklung in den USA. Bisher haben rund drei Viertel der Unternehmen die Erwartungen der Analysten mit ihren Geschäftsergebnissen zum zweiten Quartal übertroffen. "In den vergangenen Wochen haben wir anständige Quartalsberichte erlebt, aber die Konjunkturdaten waren eher schwach. Heute haben wir gute Unternehmenszahlen aus Europa und wir haben starke Wirtschaftsdaten, und das bringt uns zu einem annehmlichen Start in den Monat", sagte Analyst Ryan Detrick von Schaeffer's Investment Research. Auch die Bauausgaben im Juni überraschten positiv. Zudem profitierten vor allem die Werte von Energie- und Rohstoffkonzernen vom schwachen Dollar. Dank dieser Stimuli knüpften Investoren an die im vergangenen Monat gestartete Rally an den Märkten an.
Die Aktien des Aluminiumkonzerns Alcoa knüpften als Rohstoffwert an ihren positiven Trend vom Freitag an und gingen mit plus 4,83 Prozent auf 11,71 US-Dollar an der Spitze des Dow Jones-Leitindex aus dem Handel. Zusammen mit dem schwachen Dollar kam den Aktien der Energiefirmen der jüngste Anstieg des Ölpreises zugute. Zudem sorgte die Ankündigung des Ölkonzerns BP, das Ölleck im Golf von Mexiko am Dienstag endgültig abzudichten, für gute Stimmung. Die Papiere des US-Ölkonzerns Exxon Mobil legten 3,8 Prozent zu, die Chevron-Titel 2,1 Prozent. Die Anteilsscheine von Transocean und Anadarko Petroleum stiegen um 9,7 beziehungsweise 8,4 Prozent.
Händler verwiesen vor allem auf die steigenden Ölpreise als Antrieb, nachdem positive Konjunktursignale aus den USA und Europa ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im September wieder auf 81,50 US-Dollar getrieben haben. Auch die Zuversicht von BP das Leck im Golf von Mexiko in den kommenden Tagen schließen zu können habe die Stimmung in dem Sektor verbessert, sagten Börsianer. Die in New York notierten BP-Aktien legten 2,5 Prozent zu.
Gute Geschäftszahlen von europäischen Banken stützten die Aktien der US-Kreditinstitute. Die britische Großbank HSBC und die französische BNP Paribas erwirtschaften im abgelaufenen Quartal trotz des schwächelnden Investmentbankings Milliardengewinne, dank geringerer Belastungen durch faule Kredite. Das beflügelte die Kurse ihrer US-Konkurrenten: Die Aktien von JP Morgan Chase verzeichneten im Dow mit plus 3,38 Prozent auf 41,64 Dollar die größten Kursgewinne. Die Aktien der Citigroup legten knapp 2,2 Prozent zu. Die Papiere der Bank of America profitierten zudem von einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Barron's: Die Zeitschrift sieht Chancen auf ein Kursplus, die Aktie stieg 2,9 Prozent.
Die Papiere von Coca Cola profitierten ebenfalls von einem Barron's-Bericht. Die Aktien gewannen 2,4 Prozent. Börsianer verwiesen zudem auf positive Impulse durch einen Analystenkommentar. JPMorgan hatte die Aktien des Getränkeherstellers hochgestuft und das Kursziel erhöht. Barron's hatte den überraschend positiven Ausblick des Limonadenkonzerns hervorgehoben und von einem Kurspotenzial von mindestens zehn Prozent für die Papiere gesprochen.
Auf der Verkaufsliste der Börsianer standen hingegen die in New York notierten Aktien des Blackberry-Herstellers Research in Motion (RIM). Sie gaben 1,0 Prozent nach. Nach China wollen nun auch arabische Golfstaaten den Zugang zum Internet einschränken. Im Oktober sollen die Nutzer des Smartphones Blackberry vom weltweiten Netz abgehängt werden.
An der New Yorker Stock Exchange wechselten rund 1,03 Mrd. Aktien den Besitzer. 2606 Werte legten zu, 462 gaben nach und 70 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,92 Mrd. Aktien 1903 Titel im Plus, 764 im Minus und 114 unverändert.
Der Kurs des Euro kletterte zur US-Währung weiter in Richtung 1,32 US-Dollar. Zuletzt wurden 1,3179 Dollar bezahlt. Der Euro profitiert dem Devisenexperten Mario Mattera vom Bankhaus Metzler zufolge von der steigenden Risikobereitschaft der Anleger, die sich an den festen Aktienmärkten ablesen lasse. Die belastete im Gegenzug die US-Rentenpapiere. Die richtungsweisende zehnjährige US-Staatsanleihe gab 17/32 auf 104 15/23 Punkte ab. Sie rentierte mit 2,969 Prozent. Die 30-jährigen Bonds gaben 44/32 auf 105/-11/32 nach und hatten eine Rendite von 4,066 Prozent.
Blick von der Westküste auf die USA
Die zahlreichen Arbeitslosen in der Finanz- und Baubranche spielen nach Einschätzung von Ökonomen der Notenbank von San Francisco eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den USA. "Das Schicksal der arbeitslosen Bauarbeiter und Angestellten in der Finanzwirtschaft wird sich darauf auswirken, wie schnell die Arbeitslosigkeit ihr derzeit hohes Niveau wieder verlässt", teilten die Fed-Mitarbeiter in ihrem Wirtschaftsausblick mit.
In der ersten Hälfte des Jahres seien 1,8 Millionen Bauarbeiter ohne Stelle gewesen - das entspreche einer Rate von 20 Prozent und liege damit doppelt so hoch wie die allgemeine Arbeitslosenrate. Diese Menschen müssten sich wahrscheinlich in anderen Branchen eine Stelle suchen. Dies sei zeitaufwendig, was sich auf die bereits lange Zeit der Betroffenen ohne Arbeit zusätzlich negativ auswirke.
Die regionalen US-Notenbanken im System der Federal Reserve (Fed) beobachten die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den USA sehr genau, weil sie ihr einen hohen Einfluss auf die Verbraucherausgaben und damit die Wirtschaftserholung beimessen. Derzeit liegt die Rate bei 9,5 Prozent. Experten machen von Fortschritten bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auch den Ausgang der Kongresswahlen im November abhängig. Obama hat zuletzt deutlich an Zustimmung verloren.
Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts