Marktberichte

"Das sollte der Wirtschaft helfen" US-Börsen schließen stark

"Es gibt einen generellen Trend, dass sich die Dinge zum Besseren entwickeln."

"Es gibt einen generellen Trend, dass sich die Dinge zum Besseren entwickeln."

(Foto: REUTERS)

Eine Reihe ermutigender Signale aus dem Inneren der US-Wirtschaft bleiben an der New Yorker Wall Street nicht ohne Wirkung: Die großen Kursbarometer schieben sich auf breiter Front vor in die Gewinnzone. Inmitten der sturmzerzausten Südspitze Manhattans dreht sich alles um Konjunkturdaten und die Zahlen großer Namen wie Pfizer, Exxon oder Visa.

Hoffnungen auf eine spürbare Belebung am Arbeitsmarkt haben den US-Börsen Auftrieb gegeben. Auslöser waren neue Job-Daten, die für Optimismus sorgten. Auf die guten Zahlen vom Arbeitsmarkt folgte ein überraschend starker ISM-Index, der die Stimmung in der Industrie abbildet. Und auch im privaten Konsum hat sich die Stimmung der US-Verbraucher laut Forschungsinstitut Conference Board kräftig aufgehellt.

Der Dow-Jones-Index verbuchte zum Handelsschluss ein Plus von 1,04 Prozent auf 13.232,62 Punkte. Der breiter aufgestellte S&P500 gewann 1,09 Prozent auf 1427,59 Punkte. An der Nasdaq rückte der Composite-Index um 1,44 Prozent auf 3020,06 Punkte vor. Der Auswahlindex Nasdaq 100 legte um 1,50 Prozent auf 2687,52 Punkte zu.

"Es gibt einen generellen Trend, dass sich die Dinge zum Besseren entwickeln", sagte Investmentstratege Bruce McCain von Key Private Bank. "Das sollte den Aktien und der Wirtschaft insgesamt helfen." Den Anfang machte der Arbeitsmarkt-Dienstleister ADP mit seinen Daten zur Beschäftigung im Privatsektor. Die war im Oktober deutlicher gestiegen als erwartet. Die US-Wirtschaft schuf demnach im Oktober so viele Jobs wie seit acht Monaten nicht mehr. Ihre Zahl legte um 158.000 zu. Ökonomen hatten lediglich mit 135.000 gerechnet. Es war der stärkste Zuwachs seit Februar.

Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe zeichneten ein ähnlich positives Bild: Ihre Zahl war in der vergangenen Woche überraschend weiter zurückgegangen. Zugleich hatte die Produktivität im dritten Quartal stärker als erwartet zugelegt, während die Lohnstückkosten überraschend gesunken waren. Die Stimmung in der Industrie, ausgedrückt im ISM-Index, fiel positiver aus als erwartet. "Unmittelbare Konjunktursorgen dürften damit vorerst etwas in den Hintergrund treten", kommentierte ein Börsianer. Allerdings blieb er allgemein vorsichtig unter Hinweis auf die US-Wahlen kommende Woche.

Mit Blick auf einzelne Unternehmen am US-Aktienmarkt waren die Aktien von Pfizer nach der Vorlage von Quartalszahlen zweitschwächster Dow-Wert. Dem weltgrößten Pharmakonzern hatte ein Umsatzeinbruch beim bisherigen Kassenschlager Lipitor das dritte Quartal verdorben. Grund war, dass der Blutfettsenker vergangenen November seinen lukrativen Patentschutz verloren hatte. Dass Pfizer einen Aktienrückkauf in Milliardenhöhe plant, half da auch nicht mehr. Die Aktie büßte 1,29 Prozent auf 24,55 US-Dollar ein.

Die Papiere von ExxonMobil schlossen 0,47 Prozent fester. Der weltgrößte börsennotierte Ölkonzern hatte im dritten Quartal wegen gesunkener Preise weniger verdient, damit aber besser abgeschnitten als erwartet. Allerdings sieht der Ölkonzern die weltweite Nachfrage weiter rückläufig.

Gute Zahlen sorgten bei den Aktien von Visa im S&P-100-Index für ein Plus von 3,69 Prozent. Die weltgrößte Kreditkarten-Firma wickelte im abgelaufenen Quartal Zahlungen über mehr als 1 Billion Dollar ab und will das Geschäft nun weiter ausbauen.

Auf den Einkaufslisten der Anleger standen die Anteilsscheine von JDA Software mit einem Kursaufschlag von mehr als 17 Prozent. Der Softwarehersteller wird von dem in Privatbesitz befindlichen Rivalen RedPrairie für 1,9 Mrd. Dollar in bar übernommen.

Was bleibt vom Supersturm?

Abgesehen von den freundlichen Konjunktursignalen und den neuen Zwischenberichten von Pfizer, Exxon und Visa beschäftigten sich die Börsianer weiter mit den Auswirkungen des Monstersturms "Sandy". Der Hurrikan droht das ohnehin schwächelnde Wachstum der US-Wirtschaft noch weiter zu drücken. Etwa ein halber Prozentpunkt könnte im vierten Quartal fehlen, sagen Experten voraus.

Allein die Stadt New York kosten die Folgen der Naturkatastrophe täglich etwa 200 Mio. Dollar. "Wir werden wahrscheinlich einen halben Prozentpunkt im vierten Quartal verlieren", schätzte der Wissenschaftler Peter Morici von der Universität Maryland. "Das kann das Wirtschaftswachstum bis auf rund ein Prozent drücken."

"Sandy" war am Montag auf einer Breite von mehreren Hundert Kilometern auf die Ostküste der USA geprallt. Die US-Börsen waren deshalb am Montag und Dienstag geschlossen. Am Mittwoch blieb der Handel nach der Zwangspause richtungslos und umsatzschwach. Börsianer gehen davon aus, dass die Wall Street erst am kommenden Montag wieder richtig in Schwung kommt.

Die US-Börsen standen noch deutlich unter dem Eindruck des Wirbelsturms "Sandy", der zu Wochenbeginn eine zweitägige Handelspause notwendig machte. Wie am Vortag blieben die Umsätze nur durchschnittlich, da viele Marktteilnehmer wegen des weiterhin stark beeinträchtigten öffentlichen Nahverkehrs nicht in die Büros kommen konnten.

Wachstumsbonus durch "Sandy"?

Der nach der Zwangsunterbrechung erwartete Handelsschub blieb damit aus. Börsianer gehen davon aus, dass die Wall Street erst zu Beginn der nächsten Woche wieder richtig in Schwung kommt. Viele Investoren setzen bereits darauf, dass der Wiederaufbau dann neue Kräfte freisetzt. Erhebliche Investitionen seien zu erwarten und dies könne vielleicht die Arbeitslosigkeit verringern, sagte der Investmentmanager Rick Meckler von LibertyView Capital Management.

An der New Yorker Börse wechselten rund 790 Mio. Aktien den Besitzer. 2299 Werte legten zu, 697 gaben nach und 99 blieben unverändert. An der Nasdaq schlossen bei Umsätzen von 1,86 Mrd. Aktien 1612 im Plus, 852 im Minus und 91 unverändert.

Der Kurs des Euro gab im US-Handel nach und notierte zum Aktienmarktschluss bei 1,2940 US-Dollar. Richtungweisende zehnjährige Anleihen rutschten um 8/32 Punkte auf 99 4/32 Punkte ab und rentierten mit 1,723 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/dpa/rts

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