Marktberichte

Pyschologische Marktmechanik US-Börsen stark erwartet

(Foto: REUTERS)

An der New Yorker Wall Street rechnen Beobachter fest mit einer freundlichen Aufwärtsbewegung zum Wochenstart: Als Auslöser identifizieren Analysten ausgerechnet die trüben Konjunkturdaten von Ende vergangener Woche.

Nach den schwachen US-Wachstumsdaten vom vergangenen Freitag gehen Marktbeobachter davon aus, dass es an den US-Börsen zum Wochenstart bergauf gehen dürfte. Angesichts der enttäuschenden BIP-Zahlen werde es für die US-Notenbank wesentlich schwieriger ihre lockere Geldpolitik zu beenden, beschrieb Analyst Fawad Razaqzada von GFT Markets die pyschologische Marktmechanik, die hinter dieser scheinbar widersprüchlichen Kurserwartung steht.

Angezogen von dem schwachen Dollar dürften ausländische Anleger zudem bei den währungsbeding relativ günstigen US-Aktien zugreifen, fügte Razaqzada hinzu.

Bei den Einzelwerten dürften unter anderem die Aktien von JP Morgan im Vordergrund stehen: Der durch einen Handelsskandal in die Schlagzeilen geratene Bankchef James Dimon muss künftig auf einen seiner engsten Mitarbeiter verzichten. Der 53-jährige Bankvorstand Frank Bisignano wechselt zu einer Zahlungsabwicklungsfirma in Atlanta. Das Geldhaus muss seit einiger Zeit einen kräftigen Aderlass bei seinen Vorstandsmitgliedern verkraften. Bisignano ist bereits der neunte Vorstand, der seit Anfang 2012 das Handtuch im sogenannten Operativkomitee wirft. In Frankfurt notieren die Papiere der US-Bank mit 0,5 Prozent im Minus.

Im Lauf des Tages stehen zudem weitere Quartalsergebnisse an: Prominentester Name auf der Liste ist der US-Autobauer Chrysler.

Was planen die Europäer?

Auch in Europa gehen mehr und mehr Beobachter angesichts schwacher Konjunkturdaten von unmittelbar bevorstehenden Stützungsmaßnahmen durch Notenbanker aus: Ein unerwartet kräftiger Inflationsrückgang und noch schwächere Wachstumsaussichten für die Eurozone machten eine Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) wahrscheinlich, hieß es.

Verbraucherpreisdaten aus deutschen Bundesländern deuten darauf hin, dass die Inflation in Deutschland entgegen den Erwartungen gesunken ist. In Spanien fiel die Inflation sogar um 1,1 Prozentpunkte. Damit könnte die Inflation im gesamten Euroraum deutlicher als bisher erwartet zurückgehen.

Zudem deuten Wirtschaftsstimmungs- und Geschäftsklimaindex aus Brüssel darauf hin, dass sich die Wachstumsaussichten der Eurozone weiter eingetrübt haben. Die aktuellen Daten verstärken damit den Eindruck, den das schwache Ifo-Geschäftsklima und die Einkaufsmanagerindizes hinterlassen haben.

"Wir erwarten ein Lockerungssignal"

Einige EZB-Ratsmitglieder sprechen seit Wochen von der Möglichkeit einer weiteren EZB-Zinssenkung. Seither sind die Konjunkturaussichten düsterer geworden. Zuletzt betonte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio, dass die EZB bei den Zinsen noch Spielraum habe. Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann deutete an, dass die EZB ihre Zinsen durchaus noch senken könnte, wenn neue Daten dafür sprächen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an den Märkten inzwischen, dass die EZB am Donnerstag handeln wird.

"Wir erwarten, dass die EZB ein Lockerungssignal senden und ihre Politik bei einer der beiden nächsten Sitzungen tatsächlich lockern wird", sagte Christian Schulz, Volkswirt der Berenberg Bank. Schulz sah bereits vor Veröffentlichung der schwachen Inflationsdaten eine 60-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im Mai oder im Juni.

Im Juni veröffentlicht die EZB neue Projektionen zu Wachstum und Inflation, weshalb sich dieser Zeitpunkt anbieten würde. Der Realwirtschaft brächte eine Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes von 0,75 auf 0,50 Prozent allerdings wenig bis gar nichts, wie die EZB selbst einräumte: Das Signal würde bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmen an der Euro-Peripherie nicht ankommen.

Quelle: ntv.de, DJ

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