Marktberichte

Fest in Bärenhand US-Börsen tiefrot

Nach dem "Black Friday" hat sich die Wall Street am Montag zunächst zu früh gefreut: Erste gute Daten aus dem Einzelhandel sorgten für positive Stimmung. Dann kamen kritische Kommentare zur Branche und weitere Sorgen um den Kredit- und Finanzsektor - am Ende ging es für die Indizes im freien Fall nach unten.

Der Dow-Jones-Index verlor 237 Zähler oder 1,8 Prozent auf 12.743 Punkte, während der marktbreite S&P-500-Index um 33 Zähler oder 2,3 Prozent auf 1407 Punkte nachgab. Der Hightech-lastigen Nasdaq ging es noch schlechter; der Index gab zum Wochenstart um 55 Zähler oder 2,2 Prozent auf 2540 Punkte ab. Sämtliche Indizes schlossen erneut auf Tagestiefstständen, was ein bärisches Zeichen für die nächsten Tage setzt.

Dass der Ölpreis am Montag nachgab, konnte der Börse nicht helfen. Allerdings verbilligte sich der Rohstoff um fast 1 Prozent auf 97,21 Dollar pro Fass, was an Gerüchten um die Opec lag. Das Öl-Kartell soll die Förderquoten nun doch erhöhen, Saudi-Arabien will die Produktion nach eigenen Angaben bereits um 9 Millionen Barrell pro Tag raufgesetzt haben.

Unterdessen ging es auch für den Dollar weiter bergab. Dass China die Lieferung eines Atomreaktors aus Frankreich statt in Dollar in Euro bezahlt hat, versetzt dem Greenback einen weiteren Schlag, außerdem belasten Spekulationen um eine - von der Fed mehrfach in Abrede gestellte - Zinssenkung die US-Währung.

Eine Zinssenkung wird vor allem von der Finanzbranche gefordert, aus der immer neue Meldungen zur Kreditkrise kommen. Die HSBC will 35 Milliarden Dollar bereitstellen, um einigen illiquiden Fonds auszuhelfen. Der Citigroup könnte Gerüchten zufolge ähnliches bevorstehe. Zudem kündigt die weltgrößte Bank Entlassungen im großen Stil an: Bis zu 45.000 müssen gehen, davon nicht alle im Kredit- und Hypothekensektor. Die Aktie der Citigroup schloss mit einem Minus von 5 Prozent als schwächster Dow-Wert, und auch die Papiere von J.P. Morgan und American Express belasteten den Standardindex. Auch außerhalb des Dow standen Finanzwerte unter Druck, darunter die Bank of America und Wachovia.

Tiefe Verluste gab es erneut auch für die halbstaatlichen Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac, die im Zuge der jüngsten Verluste von der UBS abgestuft worden waren. Auch Countrywide Financials gab um 8,5 Prozent nach, da der Verlust einer Kreditlinie droht.

Nichte nur im Finanzsektor gab es Abstufungen: Die Analysten der Citigroup gehen an die Wurzel der Problematik und stufen die Häuslebauer ab. Zu den größten Verlierern im Sektor gehörten KB Home und Beazer Homes sowie die Aktien von Centex und Lennar Corp.

Im Strudel der schlechten Nachrichten gingen die zunächst positiven Daten zum Einzelhandel unter. Am "Black Friday" stiegen die Umsätze in den Läden um 8,4 Prozent und damit stärker als erwartet. Über das Wochenende flaute der Andrang aber ab, die durchschnittlichen Ausgaben pro Kunde sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Damit zittert die Branche weiter um das Weihnachtsgeschäft. Zu den größten Verlierern im Sektor gehörte die Kaufhauskette Macys gefolgt von Supermärkten wie Wal-Mart und Target.

Die Elektronikkette Circuit City brach um 8 Prozent ein, nachdem Übernahmegerüchte zuvor für eine deutliche Rallye gesorgt hatten. Der Konkurrent Best Buy hingegen schloss als einziger großer Einzelhändler mit einem Plus von 0,6 Prozent.

Am Dienstag wird der Einzelhandel wieder im Mittelpunkt stehen. Am ersten Arbeitstag nach Thanksgiving starten die Onlinehändler ihr Weihnachtsgeschäft mit dem "Cyber Monday" und ebenfalls dramatischen Sonderangeboten. Insider rechnen damit, dass 72 Millionen Verbraucher am Montag online shoppen, was einem Wachstum um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Außer den Webseiten der klassischen Einzelhändler können Online-Riesen wie Amazon.com davon profitieren.

Quelle: ntv.de

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