Neue Sorgen US-Börsen uneinheitlich
10.06.2002, 22:20 UhrDie US-Börsen hatten es auch am Montag nicht leicht. Nachrichten über einen angeblich verhinderten Anschlag mit einer so genannten "schmutzigen" Atombombe in den USA haben der Wallstreet vorrübergehend einen Dämpfer versetzt. Trotzdem konnte sich zumindest der Dow Jones im weiteren Handelsverlauf wieder erholen und im Plus schließen. Händler sprachen allerdings nur von einer technischen Reaktion auf die Verluste der vergangenen Tage. Der Dow Jones legte 0,6 Prozent auf 9.645 Punkte zu. Für die Nasdaq reichte es hingegen nicht - die Technologiebörse gab 0,3 Prozent auf 1.530 Zähler nach.
Kurz nach Börsenbeginn sorgte eine Meldung des US-Justizministeriums für neue Sorgenfalten. US-Justizminister John Ashcroft hatte die Festnahme eines bekannten Terroristen gemeldet, der in den USA die Zündung einer "schmutzigen" Atombombe geplant habe. Darunter wird ein herkömmlicher Sprengsatz verstanden, der radioaktives Material enthält und bei einer Explosion große Gebiete verseucht. Die Sorge am Markt sei nun groß, ob es noch andere geplante Attentate gebe, so ein Händler.
Der Blick der Börsianer richtete sich zudem auf den Dienstag - der Intel-Schock steckte den Börsainern wohl noch in den Knochen. Der Chip-Riese hatte vergangene Woche mit seiner Umsatzwarnung die Märkte geschockt, obwohl bereits im Vorfeld mit einem negativen Ausblick gerechnet worden war, so ein Händler. Bei Nokia, die am Dienstag ihr sogannentes Mid-Quarter Update geben könne es zu einem ähnlichen Szenario kommen. Es werde zwar mit einer Umsatzwarnung der Finnen gerechnet, doch wenn diese ebenfalls stärker als erwartet ausfalle, könne es noch mal deutlich nach unten gehen an den Börsen, hieß es weiter.
Ansonsten sei die Nachrichtenlage zur Zeit dürftig, es gebe keine Impulse, so Craig Cummins von Cantor Fitzgerald. Die freundliche Tendenz am heutigen Tag sei daher nur eine technische Reaktion auf die Verluste der vergangenen Sitzungen. Einige Anleger würden das derzeitige niedrige Kursniveau nutzen, um ein paar Schnäppchen zu machen, so ein Händler. Insgesamt sei die Stimmung aber abwartend. Einen wirklich Grund, Aktien zu kaufen gebe es zur Zeit nicht.
Der britische Luft- und Raumfahrtkonzern BAE Systems erwägt nach Informationen der Nachrichtenagentur ein Übernahmeangebot für den US-Rüstungs- und Autoteilezulieferer-Konzern TRW. Für TRW hat bereits der US-Rüstungskonzern Northrop Grumman Corp ein Kaufangebot über 6,7 Milliarden Dollar abgegeben. Die TRW-Aktie stieg 1,4 Prozent auf 54,70 Dollar.
Wal-Mart-Aktien legten 3,6 Prozent auf 56,40 Dollar zu. Das Unternehmen hatte zuvor angekündigt, dass die Umsätze in Geschäften, die mindestens seit einem Jahr geöffnet sind, im Juni vorassichtlich im oberen Bereich der Erwartungen liegen werden.
Auch die zuletzt stark eingebrochenen Papiere des Mischkonzerns Tyco International verbesserten sich knapp 13 Prozent auf 11,40 Dollar. Fondsmanager sagten, selbst wenn das von Kreditproblemen gebeutelte Konglomerat zusammenbreche, seien dessen einzelne Geschäftsfelder wertvoll auf Grund der Produkte, die sie herstellten. Die Tyco-Produktpalette reicht von Babywindeln bis zu Alarmsystemen.
Nach oben ging es auch für die Aktie von Instinet. Zuvor hatte der Betreiber von Aktienhandelsplattformen angekündigt, den Konkurrenten Island ECN für 508 Millionen Dollar zu kaufen. Die Papiere verbuchten ein Plus von 0,7 Prozent auf 7,1 Dollar.
Zulegen konnte auch die Aktie von Palm. Der Hersteller von Mini-Computern und elektronischen Terminplanern kündigte an, seine Geräte künftig auch mit einem chinesischen Wortprogramm auszustatten. Innerhalb von zwei Jahren nach Eintritt in den chinesischen Markt will Palm dann einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen. Die Aktie stieg mehr als 22 Prozent auf 1,49 Dollar.
Der Pflegemittel- und Konsumgüter-Hersteller Colgate hat die Experten-Prognosen für den Gewinn je Aktie im zweiten Quartal und im Gesamtjahr 2002 bekräftigt. Die Analysten erwarten im laufenden zweiten Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,54 US-Dollar und im Gesamtjahr von 2,17 Dollar. Die Colgate-Aktie gab trotz dieser Nachricht 2,2 Prozent auf 53,93 Dollar nach.
Quelle: ntv.de