Keine Hilfe von der Fed US-Indizes im Keller
28.08.2007, 17:44 Uhrvon Lars Halter, New York
Die Wall Street kann nicht länger auf Rettung von Seiten der Fed hoffen. Am Dienstag ging es für die großen Indizes steil in den Keller, nachdem das Protokoll der Notenbank deutlich gemacht hatte, dass bei der jüngsten Fed-Sitzung nicht einmal eine Minderheit eine Zinssenkung gefordert hatte - und das wohl auch keine kommen dürfte.
Schon im Vorfeld hatten schlechte Nachrichten die Börsen belastet, und so fiel die Bilanz letztlich recht dramatisch aus: Der Dow-Jones-Index verlor 280 Zähler oder 2,1 Prozent auf 13.041 Punkte, und der marktbreite S&P-500-Index gab um 34 Zähler oder 2,35 Prozent auf 1.432 Punkte nach.
Die Hightech-orientierte Nasdaq schlug sich keinen Deut besser und ging mit einem Verlust von 60 Zählern oder 2,37 Prozent auf 2.500 Punkten aus dem Handel.
Die Nachrichtenlage war schon von vorneherein schlecht: Nachdem schon am Montag der Bestand an unverkauften Häusern auf Rekordniveau gemeldet worden war, meldet nun die angesehene Case-Shiller-Studie, dass die Häuserpreise in den USA im zweiten Quartal auf Jahressicht um 3,2 Prozent gefallen sind. Das ist der steilste Sturz in der 20-jährigen Geschichte des Index.
Diese Nachrichten und die Folgen für den Hypotheken- und Kreditsektor schlagen sich zunehmend auf die Verbraucherstimmung nieder. Das Verbrauchervertrauen wurde für den August mit 105 Punkten gemeldet, was einem steilen Einbruch von den 112 Punkten des Vormonats darstellt.
Umso erschreckender für Anleger, dass von der Notenbank keine Hilfe kommt: Doch aus dem Protokoll der letzten Notenbanksitzung geht deutlich hervor, dass sich der Offenmarktausschuss zwar um die Kreditkrise sorgt, aber noch immer Inflation für die größere Gefahr für die Stabilität der amerikanischen Konjunktur hält. Damit eine Zinssenkung unwahrscheinlich.
Unter den größten Verlierern im Dow waren entsprechend die Finanzwerte: American Express gab um mehr als 4 Prozent nach, und die Großbanken J.P. Morgan und Citigroup mussten Kurseinbußen von jeweils rund 3 Prozent hinnehmen.
Weitere große Dow-Verlierer waren Alcoa mit einem Abschlag von 4,2 Prozent sowie die Aktien von General Motors und AT&T.
Tief im Minus schlossen auch die Broker: Merrill Lynch hatte am Morgen die Aktien von Lehman Brothers, von Bear Stearns und Citigroup durchweg auf "Neutral" abgestuft und beruft sich auf die Schwierigkeiten am Kreditmarkt. Alle drei betroffenen Aktien verloren zwischen 3 und 6 Prozent.
Zu den Verlierern im Finanzsektor gehörte ferner die Aktie von State Street. Das Unternehmen gibt zu, mit bis zu 22 Milliarden Dollar in Hypotheken-Anleihen investiert zu sein, wie sie der Sachsen LB zum Verhängnis geworden sind. Das sind 17 Prozent der Bilanzsumme, womit State Street zu den am stärksten von der aktuellen Krise betroffenen Häusern gehören dürfte.
Quelle: ntv.de