Inside Wall Street US-Trucker für einheitliche Limits
07.04.2008, 18:02 UhrAmerikas Trucker haben ein Problem - und es ist nicht der hohe Spritpreis. An den hat man sich wohl schon gewöhnt; der Branchenverband der Lkw-Fahrer, die American Trucking Association, hat am Wochenende eine neue Kampagne gestartet: Man kämpft gegen die viel zu niedrige Höchstgeschwindigkeit auf dem Highway.
Die Trucker fordern ein einheitliches Speed-Limit von 65 Meilen pro Stunde in den gesamten USA - das entspricht knapp über 100 Kilometern pro Stunde und ist sicherlich nicht zu hoch. Doch die Trucker spüren Widerstand von allen Seiten. Am meisten von einigen Bürgerrechtlern, die sich von der US-Regierung nicht noch mehr vorschreiben lassen wollen. Sie beharren darauf, dass die Höchstgeschwindigkeit auf dem Interstate weiterhin Sache der jeweiligen Bundesstaaten bleibt.
Diese Praxis hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass sich Fahrer - natürlich auch solche in normalen Pkw - bei einem Trip quer durch die USA ständig umstellen müssen. In 19 Bundesstaaten liegt die Höchstgeschwindigkeit zurzeit bei 55 Meilen oder unter 90 Kilometern pro Stunde, in anderen Staaten darf man flotter unterwegs sein. Auf einigen Highways in Texas gilt Tempo 80, respektive 130 für deutsche Tachometer.
Die Trucker-Vereinigung fordert eine US-weite Regelung nicht zuletzt, um die Straßen sicherer zu machen. Wenn von New York bis Kalifornien, von North Dakota bis Florida durchweg eine Höchstgeschwindigkeit gelten würde, könnten die Speditionen ihre Laster entsprechend drosseln. Das würde ständige, riskante Überholmanöver verhindern - und nicht zuletzt Kosten sparen, denn die Fahrer würden nicht ständig wegen überhöhter Geschwindigkeit angehalten und mit Strafzetteln belastet.
Gegen eine Regelung mit 65 Meilen spricht für viele Kritiker vor allem der höhere Spritverbrauch der Lkw, jedenfalls gegenüber den Staaten, in denen bisher bei 55 Meilen Schluss ist. Wer zehn Meilen schneller fahre, verbrauche bis zu 10 Prozent mehr Sprit, rechnen Experten vor.
Auch in den eigenen Reihen sind sich die Fernfahrer nicht einig. Manchen ist jedes Tempolimit ein Graus, wenn es unter die bisher bestehenden Werte fällt. Der Grund: Viele Trucker, vor allem diejenigen mit eigenen Maschinen, werden für ihre Dienste nach Meilen bezahlt - und nicht etwa nach Arbeits- oder Fahrtstunden. Langsameres Fahren drückt entsprechend auf den Lohnzettel.
Völlig unklar ist unter Automobilisten, wie sich niedrige Tempolimits auf das Miteinander von Lkw und Pkw auswirken würden. Trucker fühlen sich verunsichert, wenn schnellere Autos zwischen den monströsen Schleppern hin- und herwechseln - sie fordern, dass neue Limits für alle Verkehrsteilnehmer gelten sollen. Das dürfte sich politisch indes nicht durchsetzen lassen. Man fragt sich, warum die Trucker nicht einfach lernen, in der rechten Spur zu fahren und die linken zwei Fahrbahnen den schnelleren Kollegen zu überlassen. Davon ist im Konzept der Trucker Association interessanterweise nichts zu lesen - wer sich als Kind of the Road fühlt, lässt sich nicht gerne Vorschriften machen.
Quelle: ntv.de