Dax-Vorschau USA machen Anleger nervös
12.10.2013, 10:32 Uhr
Fragende Blicke an den Börsen: Wenden die USA die Zahlungsunfähigkeit ab?
(Foto: AP)
Der Haushaltsstreit in den USA ist das dominierende Thema an den Börsen, daran wird sich in der kommenden Woche nichts ändern. Für Impulse könnte allerdings auch die Berichtssaison sorgen, schließlich legen US-Banken ihre Zahlen vor.
An den Finanzmärkten dreht sich in der neuen Woche alles um eine einzige Frage: Einigen sich Republikaner und Demokraten im US-Kongress auf die Anhebung der gesetzlichen Schuldenobergrenze und wenden damit die drohende Zahlungsunfähigkeit der USA ab?
"Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos", betont NordLB-Aktienstratege Tobias Basse. Er rechne mit einer Einigung in letzter Minute. Aktienanleger setzen offenbar ebenfalls darauf, dass die Schuldenobergrenze von derzeit 16,7 Billionen Dollar zumindest leicht angehoben wird, um Zeit für weitere Verhandlungen zu bekommen. Der Dax legte in der alten Woche etwa ein Prozent zu. Der US-Standardwerteindex Dow Jones gewann immerhin ein knappes halbes Prozent.
Sollten sich die Parteien bis zum Stichtag 17. Oktober doch nicht einigen, ist das für sich genommen nach Einschätzung des NordLB-Strategen Basse noch kein Beinbruch. Das US-Finanzministerium habe bei ähnlichen Situationen in der Vergangenheit bewiesen, dass es über kreative Möglichkeiten verfüge, den Schuldendienst für eine Übergangszeit sicherzustellen.
Nachhaltige Kursgewinne oder Strohfeuer?
Bei einer Einigung zur Anhebung der Schuldenobergrenze rechnet Aktienstratege Basse mit einer Erleichterungsrally an den Aktienbörsen. Dieser positive Effekt könnte aber schnell wieder verpuffen, warnen die Analysten der Landesbank Berlin. "Denn zum einen wird der andauernde Anstieg des Schuldenstands von keiner Seite grundlegend angegangen. Zum anderen hält das Aufschieben der Diskussion die Unsicherheit an den Märkten hoch."
Das komplette Scheitern der Verhandlungen hält Commerzbank-Analyst Ralph Solveen für sehr unwahrscheinlich. "Die langfristigen Folgen eines solchen Desasters wären gar nicht abzusehen. Denn die US-Politik hätte die in über 200 Jahren angesammelte Glaubwürdigkeit der US-Treasuries beschädigt." Damit würde auch die Position des Dollar als Weltleitwährung in Frage stehen.
Fed im Fokus
Der US-Haushaltsnotstand beeinflusse auch die US-Geldpolitik, fügt Solveen hinzu. Schließlich stehe die US-Notenbank Fed vor der Entscheidung, ab wann und wie stark sie ihre Wertpapierkäufe von derzeit 85 Milliarden Dollar monatlich drosselt. "Nur wenn der politische Konflikt bald beendet und an der Wirtschaft ohne größere Spuren vorübergehen würde, ist ein erster vorsichtiger Schritt im Dezember weiterhin möglich", sagt Solveen. "Wesentlich wahrscheinlicher ist nun aber, dass dieser erst im ersten Halbjahr 2014 erfolgen wird."
Hinweise auf die Entwicklung der weltgrößten Volkswirtschaft sind rar. Weil wegen des Etatstreits zu Monatsbeginn hunderttausende Staatsbedienstete im vorerst unbezahlten Zwangsurlaub geschickt wurden, werden kaum Zahlen veröffentlicht. Am Montag ist zudem Feiertag in den USA (Columbus Day). Die Anleihe-Märkte bleiben dann geschlossen, Aktien werden aber gehandelt.
Berichtssaison läuft
Jenseits des politischen Hickhacks nimmt die US-Bilanzsaison Fahrt auf: Aus dem Bankensektor werden Citigroup (Dienstag), Bank of America (Mittwoch), Goldman Sachs (Donnerstag) und Morgan Stanley (Freitag) ihre Zahlen vorlegen. Wegen des schwächelnden Geschäfts mit Staatsanleihen erwarten Börsianer maue Ergebnisse.
Daneben werdem am Dienstag Coca-Cola und am Donnerstag Google ihre Bücher öffnen. Einen Tag später ist General Electric an der Reihe. Zu den wenigen deutschen Unternehmen, die Zahlen vorlegen wollen, gehört die Metro. Der Handelskonzern will am Donnerstag über den Umsatz im Rumpfgeschäftsjahr informieren.
Für zusätzliche Kursschwankungen könnte Börsianern zufolge der kleine Verfall an den Terminmärkten sorgen. Am Freitag laufen Optionen auf Indizes und einzelne Aktien aus. Zu diesem Termin versuchen Anleger häufig, die Preise für diejenigen Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung zu bewegen.
Quelle: ntv.de, jga/rts