Chinas Zinserhöhung belastet Uneinheitliche Asienbörsen
20.10.2010, 12:30 Uhr
Die chinesische Leitzinserhöhung schmeckt nicht jedem.
(Foto: REUTERS)
Eine unerwartete Leitzinserhöhung in China sorgt für überwiegend fallende Kurse in Asien. Der Nikkei verliert deutlich an Boden. Einige positive Ausnahmen gibt es aber auch.
Eine unerwartete Leitzinserhöhung in China hat an den wichtigsten asiatischen Börsen zunächst für fallende Kurse gesorgt. Einzelne Märkte konnten sich den Abgaben aber entziehen, sodass sich für Asien ein uneinheitliches Börsenbild bietet.
In Tokio gab der Nikkei-Index 1,65 Prozent nach und schloss bei 9382 Zählern. Deutliche Verluste gab es auch im breiter gefassten Topix-Index, der mit einem Minus von 1,2 Prozent bei 824 Punkten den Tag beendete. Geringer fielen die Verluste beim Hongkonger Hang Seng sowie in Singapur und Shanghai aus. Südkorea und Taiwan schlossen mit einem Plus.
"Chinas Zinsanhebung und der deutliche Fall der Wall Street waren die entscheidenden Faktoren, die einen ziemlichen Abwärtsdruck auf den Nikkei ausübten", sagte der Aktienexperte Nagayuki Yamagishi von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities. Im Interesse der Anleger standen die Papiere von Toshiba, die im negativen Umfeld ein Plus von fast zwei Prozent verzeichneten. Nach einem Bericht der Zeitung "Nikkei" kann Toshiba wegen der großen Nachfrage nach Speicherchips und LCD-Schirmen für Smartphones die Erwartungen für den Quartalsgewinn übertreffen.
China koppelt sich ab
Chinas Börsen haben dagegen nach anfänglichen Kursverlusten mit Gewinnen geschlossen. Der Shanghai-Composite-Index ging um 0,1 Prozent höher bei 3004 Punkten aus dem Handel. Im frühen Geschäft war der Index bis auf 2942,5 Punkte gerutscht, um sich dann vorübergehend bis auf 3041 Punkte zu erholen.
Die Anleger seien nach dem ersten Schreck rasch zu der Überzeugung gelangt, dass die Zinserhöhung nur Ausdruck des Vertrauens der Regierung in die Erholung der chinesischen Wirtschaft sei, sagten Händler. Die reichlich vorhandene Liquidität werde dazu beitragen, dass die chinesischen Aktien ihren Anstieg in den kommenden Wochen fortsetzten. Bei 3200 Punkten treffe der Shanghai-Composite auf den nächsten Widerstand.
Versicherer jubeln
Von der Zinserhöhung profitierten Versicherer, die nun mit höheren Zinsen auf ihre Investments rechnen können. Ping An Insurance legten um 7 Prozent auf 66,98 Yuan zu und China Pacific Insurance um 6,3 Prozent auf 28,67 Yuan.
Betreiber von Kohleminen waren ebenfalls gesucht, nachdem eine Kältewelle die Erwartung eines höheren Kohlebedarfs geweckt hatte. Shanxi Xishan Coal & Electricity Power gewannen 4,1 Prozent auf 28,25 Yuan und China Shenhua Energy 0,8 Prozent auf 29,38 Yuan.
Minus bei Immobilientiteln
Immobilienwerte verzeichneten Verluste, weil die Zinserhöhung auch als Maßnahme zur Dämpfung der Immobilienpreisinflation interpretiert wurde. China Vanke fielen um 6,1 Prozent auf 8,92 Yuan und Poly Real Estate um 7,8% auf 13,98 Yuan.
Hongkong im Minus
In Hongkong schlossen die Aktienkurse schwächer. Der Hang-Seng-Index fiel um 0,9 Prozent auf 23.557 Punkte, zeigte sich damit aber deutlich erholt von seinem Tagestief, das bei 23.307 Punkten gelegen hatte. Hohe Umsätze wurden von Beobachtern indessen als Hinweis darauf gesehen, dass das Verlustpotenzial des Marktes gering ist.
Kurzfristig seien Gewinnmitnahmen zu erwarten, doch sollten Verluste zum Einstieg genutzt werden, hieß es. Es sei zu erwarten, dass die Unternehmen überzeugende Quartalszahlen vorlegten. Und mit der PBoC-Zinserhöhung sei wohl auch ein Risikoüberhang beseitigt worden. Auch in Hongkong gehörten Immobilienwerte zu den Verlierern, während Versicherer gesucht waren. Rohstoffwerte litten unter dem Rückgang der Rohstoffpreise. Chalco verloren 3,3 Prozent auf 7,90 Hongkong-Dollar und Jiangxi Copper 3,1 Prozent auf 22,20 Hongkong-Dollar.
Quelle: ntv.de, rts/DJ