S&P-Aussagen treffen voll Verluste an der Wall Street
19.04.2011, 00:35 UhrDie Aussichten auf ein Übergreifen der Schuldenkrise auf die größte Volkswirtschaft der Welt drückt die US-Börsen zum Wochenauftakt deutlich in die Verlustzone. Quartalsberichte helfen nur vereinzelt: Profiteure sind Citigroup oder Halliburton.
Belastet von einem negativen Kommentar der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zur US-Kreditwürdigkeit haben die New Yorker Börsen zum Auftakt der neuen Handelswoche Verluste verzeichnet. Die Kreditanalysten sehen die Top-Bonität der USA in Gefahr und senkten den Ausblick auf "negativ", da die Bewältigung des Haushaltsdefizits und des steigenden Schuldenstands noch unklar sei. Damit bestehe nun eine Chance von "etwa 1 zu 3", dass auch das US-Rating in den kommenden zwei Jahren gesenkt wird, hieß es.
Börsianern zufolge bezeichneten einige Analysten die stark negative Reaktion auf den Schritt von S&P aber als übertrieben und daraufhin erholten sich die Börsen von ihren Tagestiefs. Zuvor hatte die Unsicherheit in der Eurozone bereits für eine schlechte Vorgabe gesorgt.
Alle drei großen Indizes verloren rund 1,1 Prozent. Der Dow-Jones-Index schloss mit 12.201 Punkten, der breiter gefasste S&P 500 bei 1305 Stellen und der Index der Technologiebörse Nasdaq mit 2735 Zählern. Alle drei Indizes erholten sich damit zum Handelsende von ihren Tagestiefständen.
Auch Finnland im Blick
Belastet wurde die Stimmung daneben von einer erneuten Straffung der chinesischen Geldpolitik. Die Notenbank hatte die Mindestreserve um einen halben Prozentpunkt erhöht. Zudem forderte der Gouverneur der People's Bank of Chinas (PBoC), Zhou Xiaochuan, eine Diversifizierung der chinesischen Devisenreserven. "Damit könnten auch irgendwann die Chinesen als Käufer der US-Staatsschulden ausfallen", fürchtet ein Marktteilnehmer.
Über den schwächeren Euro und damit stärkeren Dollar stand auch die Lage in Europa im Blick: Der Ausgang der Parlamentswahlen in Finnland findet in den USA eine ungewöhnliche Resonanz. Da durch die Partei der "Wahren Finnen" die Euro-Skeptiker kräftigen Zuwachs erhalten haben, wird die Funktionsfähigkeit des Euro-Rettungspaket als nicht mehr gewährleistet betrachtet.
Berichtssaison läuft im Hintergrund
Die Impulse von Konjunkturseite hatten dagegen keinen Einfluss auf das Geschehen: Der Stimmungsindex für das Bau-Gewerbe des Branchenverbands NAHB für April war auf dem Vormonatswert von 17 Punkten erwartet worden und wurde dann mit 16 Punkten gemeldet. Die US-Berichtssaison trat dagegen etwas in den Hintergrund. Trotzdem berichten allein in dieser Woche rund 100 Unternehmen aus dem S&P-500-Index. Nach US-Börsenschluss folgte der Halbleiterkonzern Texas Instruments.
Gute Geschäfte, gute Kurse
Im Dow-Index verloren vor allem Konjunkturwerte: Caterpillar fielen fast 3 Prozent, Alcoa reduzierten sich um über 2 Prozent und DuPont verzeichneten ein Minus von knapp 1 Prozent.
Die Zahlen von Citigroup liegen knapp über der Erwartung. Mit 0,10 Dollar wurde die Prognose von 0,09 Dollar leicht übertroffen. Allerdings wartete das Institut mit zahlreichen Kreditausfällen auf. Analysten daher weisen auf die recht schwierige Interpretation der Zahlen solcher Finanzkonglomerate hin. "Es wird wie bei Bank of America eine Weile dauern, bis der Markt hier einen Schwerpunkt findet", so ein Analyst. Die Aktien notierten zur Eröffnung noch unverändert, gewannen dann aber über 3 Prozent.
Ebenfalls im Plus gingen die Titel von Halliburton aus dem Handel. Der Ölfeld-Ausrüster profitierte mit deutlich besser als erwartet ausgefallenen Geschäften: Das Unternehmen vermeldete einen Umsatzanstieg von gut 40 Prozent auf 5,3 Mrd. Dollar, während Analysten 4,89 Mrd. Dollar erwartet hatten. Der Nettogewinn stieg um mehr als das Doppelte auf 511 Mio. Dollar. Abgesehen von Sonderposten verdiente Halliburton pro Aktie 0,61 Dollar. Analysten hatten im Schnitt auf 0,58 Dollar je Aktie getippt.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ