Wall Street knapp im Plus Versöhnlicher Ausklang
15.08.2008, 22:15 UhrAuch sinkende Rohstoffpreise konnten den amerikanischen Börsen zum Wochenschluss keine stabile Rally bescheren, denn die Anleger machten sich weiterhin um die weltweit abkühlende Wirtschaft Sorgen. Die Konjunkturdaten waren besser als erwartet, weshalb über gemischte Einzelhandelsdaten hinweg gesehen wurde.
Der Dow-Jones-Index kletterte um 45 Zähler oder 0,4 Prozent auf 11 661 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index legte um 5 Zähler oder 0,4 Prozent auf 1298 Punkte zu. Die Hightech-orientierte Nasdaq sank dagegen um 1 Zähler oder 0,1 Prozent auf 2453 Punkte.
Während der Dow damit auf Wochensicht ein Prozent abgegeben hat, war der S&P-Index fast unverändert und die Nasdaq konnte rund ein Prozent Gewinn verbuchen.
Der Ölpreis sank zwischenzeitlich um über drei Dollar pro Fass, schloss dann aber bei einem Stand von 113,77 Dollar pro Barrel, nachdem er kurz vor Handelsschluss einen großen Teil der Verluste wieder wett gemacht hatte. Die OPEC sieht die Nachfrage in den nächsten Monaten sinken und die Märkte ausreichend mit Öl versorgt. Auch der Goldpreis gab deutlich nach und schloss zum ersten Mal in diesem Jahr auf einem Stand unter 800 Dollar pro Feinunze.
Die sinkenden Preise waren durch eine Rally beim Dollar ausgelöst worden, der Preis für einen Euro ist auf 1,468 Dollar gefallen. Die kränkelnde Wirtschaft in Europa stimmt die Anleger aber nicht freudig, man macht sich Sorgen, dass ein altes Sprichwort stimmt, das besagt, wenn die Wall Street hustet, hat der Rest der Welt Grippe. In den vergangenen Monaten hat aber die wachsende Wirtschaft in Übersee die amerikanischen Unternehmen gestützt und ihnen trotz der Krise daheim Wachstum beschert.
Am Morgen hatten die Indizes zunächst zulegen können, da wichtige Konjunkturdaten positiv waren. Der Empire State Index, einen der frühesten Indikatoren für die Wirtschaftsentwicklung, ist auf 2,8 Punkte gestiegen, obwohl man mit einem deutlich negativen Wert gerechnet hatte.
Die Industrieproduktion ist im Juli überraschend ebenfalls gestiegen, und zwar um 0,2 Prozent. Dies ist der stärkste Anstieg der vergangenen zehn Monate, da bei den Autobauern die Produktion der neuen Modelle angelaufen war. Dies machte Hoffung auf ein baldiges Ende der Wirtschafskrise.
Weniger positiv war aber der Index über das Verbrauchervertrauen der Universität Michigan. Er stieg nur leicht auf 61,7 Punkte, was aber unter den Erwartungen lag. Dies machte den Experten ein wenig Sorgen, da die Verbraucher einer der Motoren der Wirtschaft sind.
Besonders die Bondversicherer sahen aber einen guten Tag mit einer steilen Rally. Die Ratingagentur Standard & Poor bestätigte für Ambac und MBIA das AA-Rating und sagte, zukünftige Abstufungen seine unwahrscheinlich. Die Aktien der beiden Unternehmen waren im laufenden Jahr deutlich abgestürzt, nachdem der Subprime-Markt zusammengebrochen war. Die Aktie von MBIA legte aber um 8,7 Prozent zu, Ambac stieg um 24 Prozent.
Zu den Verlierern gehörte die Aktie der Bank Wachovia, die sich nun auch mit den Behörden über einen Rückkauf von Auction-Rate-Securities geeinigt hat. Das Unternehmen wird für die wertlos gewordenen Papiere 9 Milliarden Dollar ausgeben, deshalb sank die Aktie um 1,5 Prozent.
Von den Einzelhändlern kamen dagegen gemischte Nachrichten, wobei die Kurse aber stabil blieben. So sank der Gewinn von J.C. Penney um 36 Prozent und im laufenden Quartal könnten die Gewinne hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die Aktie legte aber um 8,4 Prozent zu.
Bei Kohl's sah es dagegen etwas besser aus, denn die Gewinnprognose für das Gesamtjahr konnte angehoben werden. Allerdings war auch hier der Gewinn um 12 Prozent zurückgegangen, da die Verbraucher weniger Geld in die Geschäfte getragen hatten.
Auch die Aktie von Nordstrom stieg, obwohl das Unternehmen die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Die Papiere von Abercrombie & Fitch waren dagegen unverändert, obwohl hier besonders der Umsatz in den Geschäften, die seit mindestens einem Jahr geöffnet waren, gesunken war.
Die Anleger schaffen es, über die schwachen Zahlen des vergangenen Quartals hinwegzusehen, weil sowohl die Konjunkturdaten als auch der erstarkte Dollar und der sinkende Ölpreis Hoffnungen weckten, dass die Verbraucher in den nächsten Monaten wieder mehr Geld für Einkäufe zur Verfügung haben.
Quelle: ntv.de