Dünne Luft an der Wall Street Viele Sorgen stoppen Rallye
18.07.2007, 22:33 UhrVon Lars Halter, New York
Bei 14.000 Punkten wurde Anlegern die Luft zu dünn – nach einer tagelangen Rekordrallye im Dow Jones und den übrigen Indizes legten die amerikanischen Börsen am Mittwoch den Rückwärtsgang ein. Konjunktursorgen, die Hypothekenkrise, enttäuschende Bilanzkonferenzen und ein steigender Ölpreis trugen dazu bei.
Zur Wochenmitte verlor der Dow-Jones-Index zeitweise dreistellig. Nachdem er noch am Vortag ein neues Hoch in Angriff genommen hatte, rutscht er letztlich um 0,4 Prozent auf 13.918 Punkte ab. Der marktbreite S&P-500-Index verliert 0,21 Prozent auf 1546 Punkte, und die Nasdaq gibt 0,47 Prozent auf 2699 Punkte ab.
Gründe für die kleine Kurskorrektur gab es viele: Der Ölpreis kletterte im Laufe des Tages über 75 Dollar pro Fass. Am Morgen waren zudem die Verbraucherpreise mit einem stärkeren Anstieg als erwartet gemeldet worden. Das war umso enttäuschender, als die Erzeugerpreise am Vortag rückläufig gemeldet worden waren und Erwartungen für einen nachlassenden Inflationsdruck geweckt hatten.
Dass der Inflationsdruck etwas nachlasse, meint zwar Ben Bernanke, der am Mittag vor dem Kongress sprach, doch hatte der Chef der Notenbank andere schlechte Nachrichten: Die Hypothekenkrise mit den Auswirkungen von faulen Krediten dürfe sich zunächst eher zuspitzen als abbauen.
Bereits am Morgen hatte Bear Stearns zu den von Risikokrediten belasteten Hedgefonds Details vorgelegt: Zwei mehr als 10 Milliarden Dollar schwere Fonds, die in großem Stil in Risiko-Hypotheken investiert hatten, sind nur noch 9 Prozent ihres Wertes vom vorigen Quartal. Die Aktie verliert erneut 1 Prozent.
Mit Bear Stearns verloren auch die übrigen Banken, nachdem ein Analyst die Aktien von Goldman Sachs und Lehman Brothers, von Merrill Lynch und Morgan Stanley auf "Verkaufen" abgestuft hatte. Die Finanzpapiere von Citigroup, J.P. Morgan Chase und Bank of America wurden derweil auf "Halten" degradiert.
Den größten Druck auf den Markt üben zur Wochenmitte jedoch einige Konzerne mit Quartalszahlen aus. United Technologies und J.P. Morgan Chase hatten jeweils über den Erwartungen gemeldet und geben dennoch deutlich nach. Der ebenfalls Dow-notierte Tabak- und Konsumriese Altria Group findet sich ebenfalls unter den Verlierern, obwohl der Gewinneinbruch nicht so stark ausgefallen war wie eigentlich erwartet.
Größter Dow-Verlierer ist der Chip-Hersteller Intel mit einem Abschlag von 5,2 Prozent. Anleger fürchten um die Bruttomargen, die mit 46,9 Prozent deutlich unter den Erwartungen der Anleger liegen. Intel schiebt das vor allem auf Probleme im Flash-Bereich.
Auch Pfizer gibt deutlich nach, da man für das vergangene Quartal auf einen Gewinneinbruch um 48 Prozent blickt und damit deutlich schlechter dasteht als befürchtet. Der Einbruch geht vor allem auf schwache Umsätze mit Lipitor zurück, dem Cholesterinsenker und bisher größten Umsatzbringer. Zwei weitere Medikamente haben ihren Patentschutz verloren und sehen ebenfalls fallende Umsätze.
Auch mit dem Internet-Portal Yahoo geht es um 5 Prozent bergab. Der Gewinn ist im vergangenen Quartal um 2,2 Prozent auf 160,6 Millionen Dollar gesunken, da die Kosten stärker gestiegen sind als der Umsatz. Unternehmenschefin Susan Decker verspricht neue Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz, doch Anleger beruhigt das nicht.
Quelle: ntv.de