Dax-Vorschau Volle Packung für den Dax
06.03.2010, 10:00 UhrBeschwingt von den Kursgewinnen der vergangenen Tage steuert der deutsche Aktienmarkt in eine ereignisreiche Woche: Auf der Unternehmensseite öffnen allein sechs Dax-Konzerne ihre Bücher. Daneben warten Analysten und Aktienstrategen mit Spannung auf weitere Konjunkturdaten aus den USA.
In der neuen Woche können sich die Anleger an den deutschen Börsenplätzen Experten zufolge auf weiter steigende Aktienkurse einstellen. Unterstützung dürften die Geschäftszahlen von Dax-Konzernen wie Eon oder der Deutschen Post liefern. Konjunkturdaten sollten - so die Prognosen von Volkswirten - eine anhaltende wirtschaftliche Erholung belegen. "Ich sehe durchaus noch Luft nach oben, ich denke aber auch, dass das Aufwärtspotenzial begrenzt ist", sagt LBBW-Aktienstratege Steffen Neumann.
In der abgelaufenen Woche hat der Dax knapp vier Prozent gewonnen. Wesentlicher Treiber war Griechenland mit seinem auf den Weg gebrachten Sparpaket und der erfolgreichen Platzierung einer lang erwarteten Anleihe. Sofern neue Hiobsbotschaften aus diesem Land und anderen hoch verschuldeten europäischen Mittelmeeranrainern ausbleiben, hätten die Aktienmärkte gute Chancen, weiter zuzulegen, prognostizieren die Aktienstrategen der Landesbank Berlin.
Es gibt aber auch Skeptiker. "Der Rauch lichtet sich zwar langsam, aber die Aussichten sind immer noch trübe, und daher würde es mich nicht wundern, wenn einige lieber Kasse machen", warnt Postbank-Stratege Heinz-Gerd Sonnenschein. Am Freitagnachmittag lag der deutsche Leitindex 0,4 Prozent im Plus bei 5815 Zählern.
Insgesamt sechs Dax-Unternehmen haben für die neue Woche Geschäftszahlen angekündigt. Lufthansa, die Münchener Rück und VW haben allerdings schon Eckdaten vorgelegt.
Bei der Post dürfte das bereinigte operative Ergebnis für 2009 interessant werden. Im Vorfeld befragte Analysten erwarten hier etwas mehr als die im November in Aussicht gestellten 1,475 Mrd. Euro. Anleger haben im Vorfeld der Zahlen die Aktien bereits verstärkt nachgefragt.
Der Versorger Eon berichtet am Mittwoch. Konkurrent RWE hatte vor wenigen Tagen seine Gewinnerwartungen für die kommenden Jahre heruntergeschraubt. "Bei Eon wird schon sehr auf den Ausblick geschaut und auf die Dividende", sagt Sonnenschein. "Der Konzern gehört ja mit RWE zu den größten Dividendenzahlern."
Der Salz- und Düngemittelhersteller K+S legt am Donnerstag seine Bilanz für 2009 vor.
Von dem im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Baukonzern Bilfinger Berger erhoffen sich die Anleger am Donnerstag neben Informationen über die Geschäftsentwicklung auch Neuigkeiten zu den Überprüfungen fehlerhafter Großprojekte.
Auch potenzielle IPOs könnten nach einer langen Durststrecke wieder Thema am Markt werden. Einem Medienbericht zufolge will der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland in Kürze auf Roadshow gehen. Noch im März wird zudem der Börsengang des Chemikalienhändlers Brenntag erwartet.
Das Geschehen auf der Konjunkturseite
Bei den Konjunkturdaten aus Deutschland setzen Volkswirte darauf, dass die Industrieproduktion im Januar (Montag) den Einbruch vom Dezember wettmachen wird. Besonders optimistisch sind die Analysten der Commerzbank, die trotz des harten Winters ein Plus von zwei Prozent - und damit das Doppelte des Konsens - prognostizieren.
In den USA wollen Investoren unter anderem wissen, wie stark der Einzelhandel (Freitag) unter dem kalten Wetter gelitten hat. "Nachdem die US-Verbraucher zuletzt mehr Geld ausgaben als erwartet, dürfte es im Februar auch wegen der Schneestürme einen Rückschlag gegeben haben", schätzt Commerzbank-Analyst Christoph Balz. Beim von der Universität Michigan erfassten Verbrauchervertrauen (ebenfalls Freitag) prognostizieren Volkswirte im Schnitt eine Stabilisierung, nachdem es im Februar unerwartet stark gesunken war.
Die Nervosität lässt nach
Am Freitagnachmittag hatte der VDax-New seine Abwärtsbewegung beschleunigt und fiel auf den tiefsten Stand seit Mai 2008. Der Volatilitätsindex, der auf Basis der Verkaufs- und Kaufsoptionen auf die 30 Dax-Werte berechnet wird, brach um bis zu 6,7 Prozent auf 18,84 Punkte ein. Damit ist das Barometer für die Nervosität der Aktienanleger in Deutschland innerhalb der vergangenen vier Wochen um über 30 Prozent gefallen.
Positiv aufgenommene Daten vom US-Arbeitsmarkt hatten am deutschen Aktienmarkt für einen freundlichen Wochenausklang gesorgt. Der Dax war 1,42 Prozent fester bei 5877,36 Zählern aus dem Handel gegangen. Auf Wochensicht ergab sich damit ein Plus von 4,98 Prozent. Das war der stärkste Anstieg seit Juli 2009. Für den MDax war es am Freitag um 1,47 Prozent auf 7853,09 Zähler nach oben gegangen. Der TecDax war um 0,99 Prozent auf 823,35 Punkte gestiegen.
Am Rentenmarkt war die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere am Freitag auf 2,76 (Vortag: 2,79) Prozent gesunken. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,21 Prozent auf 124,85 Punkte. Der Bund Future gab um 0,16 Prozent nach auf 124,09 Punkte. Der Kurs des Euro bewegte sich kaum. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3582 (1,3668) Dollar fest. Der Dollar kostete damit am Freitagnachmittag 0,7363 (0,7316) Euro.
Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts