Marktberichte

Inside Wall Street Volt-Chef verlässt GM

Bei General Motors fällt es immer schwerer, den Nachrichtenüberblick zu behalten. Wenn das Management nicht gerade in Washington um Milliardenhilfe bettelt, veröffentlicht es meist dramatische Umsatzeinbrüche oder Entlassungen. Jetzt kommt noch eine Personalie hinzu: Auto-Guru Bob Lutz verlässt das Unternehmen - aus Altersgründen.

Gleich vorweg: Der Mann ist 76 Jahre alt, arbeitet seit fast 50 Jahren im Automobilsektor und hat seinen Ruhestand verdient. All zu viel sollten Investoren also nicht in seinen Rücktritt zum Jahresende interpretieren, schon gar keine plötzliche Verschlechterung der Lage oder einen Streit im Management. Und doch macht man sich Gedanken darüber, ob das Unternehmen in seiner tiefsten Krise den Weggang eines Top-Mannes verkraften kann.

Leicht wird das nicht, denn Lutz war bei GM nicht irgendwer. Der Mann, der in seiner langen Karriere auch beim Konkurrenten Ford und beim japanischen Marktführer Toyota Erfahrung gesammelt hat, wird für die wenigen positiven Entwicklungen verantwortlich gemacht, dank derer GM noch nicht komplett pleite ist. Für die Entwicklung des Chevy Malibu etwa, oder für den Chevy Volt, das Elektro-Auto, mit dem GM bei den jüngsten Auto-Schauen noch ein wenig glänzen konnte.

Auf dem Volt lagen zuletzt alle Hoffnungen von GM, nachdem man - genau wie die übrigen amerikanischen Anbieter - den Wechsel von großen Benzinschleudern auf sparsamere Modelle verpasst hatte. 60 Kilometer auf Batterie, das ließ Anleger eine Zeitlang an eine Wiederauferstehung der amerikanischen Industrie-Legende glauben. Doch ausgerechnet Lutz trug immer wieder dazu bei, dass die wahren Chancen für den Kleinwagen kaputt geredet wurden. Erst kürzlich machte er sich über den globalen Klimawandel als "einen Haufen Bockmist" lustig.

Wenn der Volt eines Tages in die GM-Vertretungen kommt, verkauft er sich möglicherweise besser ohne jeden weiteren Input von Lutz. Das hoffen jedenfalls einige Analysten, während ein anderer fragt, warum nicht auch CEO Rick Wagoner in den Ruhestand gehe. Dessen katastrophale Entscheidungen haben das Unternehmen zuletzt in den Ruin getrieben. Ein Personalwechsel an oberster Stelle könnte die Aktie in Schwung bringen - das Verlust-Risiko ist hingegen gering. Immerhin ist das Papier fast zum Penny-Stock verkommen.

Am Montag jedenfalls verbessert sich GM etwas. Damit ist klar, dass sich Anleger eine Zukunft ohne Bob Lutz zumindest vorstellen können. Ob es eine Zukunft geben wird - egal mit wem - ist indes längst noch nicht sicher.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen