"Das macht viele Investoren vorsichtig" US-Börsen zittern vor der Fed
29.10.2013, 14:17 Uhr
Dank Zeitumstellung aus europäischer Sicht eine Stunde früher als üblich: Sobald alle da sind, kann es losgehen.
(Foto: REUTERS)
An der New Yorker Wall Street bereiten sich Beobachter in Banken und Brokerhäusern auf einen zögerlichen Handelsauftakt vor: Vor Beginn des großen Fed-Treffens in Washington erscheinen die Risiken vielen Anlegern offenbar zu groß.
Die anstehende Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) dürfte am Dienstag an der Wall Street für Zurückhaltung sorgen. Mit einer überraschenden Entscheidung von den Notenbankern um Fed-Chairman Ben Bernanke ist nach dem zweitägigen Treffen am Mittwochabend jedoch nach einhelliger Marktmeinung eher nicht zu rechnen. Denn die geldpolitische Wende in den USA ist weiter in die Ferne gerückt, weil weder Arbeitsmarkt noch Inflation oder Wachstum die gewünschten Werte aufweisen. Derzeit rechnen die meisten Experten erst für März mit einer ersten geldpolitischen Straffung, sprich: Dem vorsichtigen Zurückfahren der monatlichen Anleihenkäufe im Umfang von 85 Milliarden Dollar.
Doch auch beim vorangegangenen Treffen im September glaubte sich der Markt zunächst sicher, dass die Fed den Einstieg in den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik bekannt geben werde - und wurde prompt mit einer Bestätigung des Kaufprogramms völlig auf dem falschen Fuß erwischt. "Das macht viele Investoren vorsichtig und erinnert sie daran, dass der Konsens auch völlig daneben liegen kann", so Jonathan Sudaria von London Capital Group. Die Futures auf den S&P-500 und den Nasdaq-100 legen um jeweils 0,1 Prozent zu.
Bei den Quartalsberichten stehen die am Vortag nach Börsenschluss veröffentlichten Apple-Zahlen im Vordergrund: Apple hat es trotz einer enormen Steigerung der iPhone-Absätze im vierten Geschäftsquartal nicht vermocht, einen dritten Gewinnrückgang in Folge zu verhindern. Allerdings übertraf der Konzern die Marktprognosen klar. Für die Aktie geht es vor der Startglocke um 0,5 Prozent nach oben.
Der Pharmakonzern Pfizer hat im dritten Quartal auch dank Einsparungen einen geringeren Gewinnrückgang als befürchtet ausgewiesen. Wie bei anderen Platzhirschen auch, ist es besonders der Verlust von Exklusivrechten an Kassenschlagern, der auf Umsatz und Gewinn drückt. Bereinigt um zahlreiche Sondereinflüsse wies Pfizer für das abgelaufene Quartal einen höheren Gewinn je Aktie aus als von den Analysten erwartet. Für die Pfizer-Aktie geht es dennoch um 1,1 Prozent nach unten.
Neben der Berichtssaison stehen auch die anstehenden Konjunkturdaten im Fokus des Handels. Die überraschend rückläufigen US-Einzelhandelsumsätze im September dürften laut der Helaba die Erwartungen, wonach die US-Notenbank den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik ins kommende Jahr verschiebt, weiter festigen. "Im Hinblick auf die morgen anstehende Zinsentscheidung der Fed ist demzufolge eine unverändert lockere Geldpolitik zu erwarten", sagte Johannes Jander von der Helaba. Die ebenfalls überraschend rückläufigen Erzeugerpreise ließen derweil keine Inflationsängste aufkommen.
Im weiteren Verlauf steht noch der Index des Verbrauchervertrauens für Oktober auf der Agenda. Hier wird mit einem Rückgang auf 74,5 nach zuvor 79,7 gerechnet.
Am Devisenmarkt setzt der Dollar die Erholungsbewegung gegen den Euro fort. Der Euro geht mit 1,3763 Dollar um nach Ständen deutlich über 1,38 zum Wochenstart. Ein Analyst spricht von einer technischen Gegenbewegung. Nach den jüngsten starken Kursverlusten des Dollar gegen den Euro dürfte mittlerweile eingepreist sein, dass die US-Notenbank die Wertpapierkäufe zunächst nicht reduzieren dürfte.
Am US-Anleihemarkt treten die Notierungen weiter auf der Stelle. Die Rendite für zehnjährige Papiere liegt bei 2,51 Prozent und damit auf dem Niveau des Vortages. Neben der Sitzung der US-Notenbank sorge auch die anstehende Auktion fünfjähriger Titel im Volumen von 35 Milliarden Dollar für Zurückhaltung, heißt es aus dem Handel.
Am Rohstoffmarkt gibt der Ölpreis einen Großteil der Gewinne vom Vortag wieder ab, der Preis für ein Barrel der Sorte WTI kann allerdings die Marke von 98 Dollar verteidigen. Auch der Goldpreis gibt weiter nach und fällt auf 1.346 Dollar je Feinunze zurück, nach 1.352 Dollar zu Wochenbeginn. Hier herrscht im Vorfeld der Sitzung des US-Notenbank Zurückhaltung, heißt es aus dem Handel.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ