Wall Street-Vorschau Vorhang auf für die Fed
02.08.2008, 16:56 UhrSie hatten sich so viel vorgenommen für die Woche, doch am Ende mussten die Bullen eingestehen: Die amerikanischen Börsen sind zu einer nachhaltigen Rally nicht bereit. Nachdem sich die großen Indizes von einem Sturz unter 11.000 Punkt zunächst erholt hatten, gaben sie in den letzten Tagen wieder ab - und sie dürften weiter fallen.
Am Freitag waren es eine ganze Reihe schlechter Nachrichten, die den Markt aus allen Richtungen ereilten. Ein steigender Ölpreis macht klar, dass die jüngste Erholung am Rochstoffmarkt nicht von Dauer sein dürfte. Katastrophale Verluste bei GM wecken erneut Befürchtungen, eine amerikanische Industrielegende könnte pleite gehen. Und ein anhaltend schwacher Arbeitsmarkt erinnerte an die konjunkturellen Sorgen der Verbraucher.
All diese Probleme sind langfristiger Natur; eine Erholung ist nirgends in Sicht. Vor allem die Schwäche auf dem Arbeitsmarkt ist dabei Besorgnis erregend. Wenn die Arbeitslosigkeit weiter steigt und die Verbraucher das Vertrauen in ihr Einkommen verlieren, werden sie auch bald den Konsum zurückfahren. Die Wall Street will das nicht wahrhaben, und so bemühten sich die Kommentatoren um Schadensbegrenzung: Dass im Juli 51.000 statt der erwarteten 70.000 Jobs abgebaut wurden, verkauften sie als gute Nachricht - was nur etwa eine halbe Stunde lang funktionierte. Dann kamen weitere Konjunkturdaten, die kein Licht am Ende des Tunnels zeigten.
Dass die großen Indizes die Woche mit recht überschaubaren Verlusten beendeten, macht den Ausblick nicht besser. In einer äußerst durchwachsenen Ertragssaison stehen in den nächsten Tagen weitere Zahlen an, unter anderem aus dem Finanzsektor, aber auch von großen Hightechs.
Zudem warten Anleger auf neue Weisungen der Fed. Die Notenbank tagt am Dienstag und will eine Zinsentscheidung treffen. Seit Monaten steckt das Gremium in der Zwickmühle: Hohe Inflation macht Zinssenkungen unmöglich, schwaches Wirtschaftswachstum aber verlangt nach selbigen. Die Fed wäre gut beraten, am Dienstag wieder still zu halten, womit erneut die meist schwammige Presseerklärung den Handelstrend beeinflussen würde.
Die Termine der nächsten Woche im einzelnen:
Montag, 4. August 2008:
Unternehmensdaten
Dish Networks
Wirtschaftsdaten
Persönliche Einnahmen/Ausgaben, Juni (-0,1 Prozent/+0,5 Prozent erwartet)
Fabrikbestellungen, Juni (+0,7 Prozent erwartet)
Dienstag, 5. August 2008:
Unternehmensdaten
Cisco Systems, Kenneth Cole, News Corp., Procter & Gamble, Wendy's, Whole Foods
Wirtschaftsdaten
ISM-Index Dienstleistungen, Juli (48,0 Punkte erwartet)
Fed-Sitzung (Zinsentscheidung um 14.15 Uhr Ortszeit (20.15 Uhr MESZ))
Mittwoch, 6. August 2008:
Unternehmensdaten
Ambac, AIG, Freddie Mac, Polo Ralph Lauren, Sprint Nextel, Blackstone Group, Time Warner Cable
Wirtschaftsdaten
Öl-Lagerbestände
Verbraucherkredite, Juni (0,6 Milliarden Dollar erwartet)
Donnerstag, 7. August 2008:
Unternehmensdaten
Blockbuster, KKR, Sirius
Wirtschaftsdaten
Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung (Vorwoche)
Anstehende Hausverkäufe, Juni (-1,3 Prozent erwartet)
Freitag, 8. August 2008:
Unternehmensdaten
MBIA
Wirtschaftsdaten
Produktivität, Q2 (+2,6 Prozent erwartet)
Lagerbestände Großhandel, Juni (+0,6 Prozent erwartet)
Quelle: ntv.de, von Lars Halter, New York