Starker Dow, lahmer Markt Wall Street angestrengt
26.09.2008, 22:22 UhrDas Hin und Her um ein Rettungspaket für die amerikanische Finanzindustrie bestimmt im Alleingang den Aktienmarkt: Am Donnerstagabend schien eine Einigung in Washinton sicher und die Märkte kletterten. Dann die Enttäuschung samt Kursverlusten am Freitagmorgen – und eine erneute Rally zum Wochenschluss.
In Washinton zeichnet sich nun doch ein Rettungspaket ab. US-Präsident George W. Bush hatte das bereits am Freitagmorgen angekündigt, allerdings ohne in Details zu gehen; im Laufe des Tages haben zudem verschiedene Politiker beider Parteien erklärt, dass man auf einem guten Wege sei. Den Dow-Jones-Index schob das im späten Nachmittagshandel um 118 Zähler oder ein Prozent auf einen Stand von 11.140 Punkten.
Die anderen Indizes schafften keine so großen Sprünge: Der marktbreits S&P-500-Index schloss mit einem Plus von vier Zählern oder 0,3 Prozent bei 1.213 Punkten. Die Nasdaq verlor drei Zähler oder 0,15 Prozent und schloss bei einem Stand von 2.183 Punkten.
Auf Wochensicht hat der breite Markt etwa drei Prozent eingebüßt; für den September steht man weiterhin tief im Minus. Das ist ein schlechtes Omen für die Republikaner. Traditionell kündigt ein schlechter September in Wahljahren einen Regierungswechsel an; bei einem guten Septemberhandel sieht die Statistik die Regierungspartei im Vorteil.
Auch abgesehen von den Gesprächen in der Hauptstadt ist der Finanzsektor nach wie vor das wichtigste Thema an der Wall Street. Im Rahmen der bisher größten Bankenpleite ging in der Nacht auf Freitag Washington Mutual für 1,9 Mrd. Dollar an J.P. Morgan Chase. Dem Unternehmen mit 900 Mrd. Dollar an Spareinlagen und einem der größten Hypothekenleiher in den USA war zuvor die Liquidität ausgegangen. Die Aktien des Unternehmens werden bei der Übernahme wertlos.
Die Aktie von J.P. Morgan Chase kletterte um rund 10 Prozent und gehörte zu den Top-Gewinnern. Bankchef Jamie Dimon gilt als neuer König der Wall Street, da er sich nun nach Bear Stearns auch noch Washington Mutual gesichert hat und inmitten der schwersten Finanzkrise ein neues Imperium schafft.
Auf Wachstumskurs scheint unterdessen auch Citigroup zu sein: Der ebenfalls Dow-notiert Bankenriese soll sich in Übernahmeverhandlungen mit Wachovia befinden. Das Unternehmen steht ebenfalls seit Tagen unter Druck und hat im Freitagshandel 30 Prozent an Wert verloren.
Abseits der Finanzkrise gab es dennoch es weitere schlechte Nachrichten aus dem konjunkturellen Umfeld: Das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal wird in der letzten Revision mit 2,8 Prozent deutlich schwächer gemeldet als ursprünglich erwartet worden war. Zuletzt war das Handelsministerium von 3,3 Prozent ausgegangen. Das Verbrauchervertrauen ist derweil im vergangenen Monat etwas gestiegen.
Zu den größten Verlierern außerhalb der Branche gehörte Research in Motion. Der Blackberry-Hersteller verlor 27 Prozent, nachdem er am Vorabend enttäuschende Quartalszahlen vorgelegt hatte. Vor allem der Ausblick auf das laufende Quartal enttäuscht die Anleger; Analysten sorgen sich zudem um den Blackberry-Absatz in einem schwächeren konjunkturellen Umfeld. Ein Analyst fährt das Kursziel für die Aktie von 185 Dollar auf 72 Dollar zurück.
Quelle: ntv.de