Einzelhändler schwach Wall Street auch
29.11.2002, 19:15 UhrDie US-Aktienmärkte mussten sich am Freitag wohl noch vom Truthahnessen des Vortages erholen und schlossen mit einem leichten Minus ab. Händler verwiesen auf die mageren Umsätze, da der Handelstag wegen Thanksgiving verkürzt war. Von den Unternehmen gab es zudem nur wenig Nachrichten. Der Dow Jones verlor 0,4 Prozent auf 8.895 Punkte und die Nasdaq gab 0,6 Prozent ab auf 1.479 Zählern.
Die Wall Street war am Donnerstag wegen des Thanksgiving-Feiertages geschlossen geblieben. Am Mittwoch waren die Märkte nach einer ganzen Reihe besser als erwarteter Konjunkturdaten mit deutlichen Pluszeichen aus dem Handel gegangen. Die gute Stimmung halte weiter an, so ein Händler. Der Handelstag an sich sei sehr ruhig, da viele Anleger ein verlängertes Wochenende eingelegt hätten. Es gebe kaum Nachrichten und daher auch keine schlechten Nachrichten, die die Anleger zum Verkaufen veranlassen könnten.
Im Blickpunkt der Anleger standen die Halbleiter-Werte. Im Oktober hat sich der langsame Aufschwung des weltweiten Halbleitermarktes fortgesetzt. Mit Chips im Wert von 12,5 Milliarden Dollar seien 1,8 Prozent mehr verkauft worden als im September, teilte der Verband der Chipindustrie (SIA) mit. Gemessen am Vorjahresumsatz ergebe sich ein Plus von 20 Prozent. Damit setze sich der Umsatzanstieg der vergangenen Quartale fort. Geholfen hatte das den Kursen aber nicht: Intel gab 0,1 Prozent auf 21,04 Dollar ab, für Rambus ging es ebenfalls 0,1 Prozent auf 9,21 Dollar nach unten. Chartered Semiconductor fiel sogar um 2,9 Prozent auf 6,44 Dollar.
Traditionell läutet der Freitag nach dem Feiertag "Thanksgiving" in den USA die Weihnachtszeit ein. Und das gilt auch in ökonomischer Hinsicht: Für die meisten der großen Handelskonzerne ist dieser Tag der erste des Weihnachtsgeschäfts. Er ist seit jeher einer der umsatzstärksten Tage des Jahres im Einzelhandel und zugleich einer der umsatzärmsten für die Wall Street. So standen am Freitag auch die Einzelhandelswerte im Fokus der Anleger, die allerdings scheinbar wenig Hoffnung auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hatten. Federated Department Stores fielen 0,2 Prozent auf 32,68 Dollar, für Wal-Mart ging es 1,2 Prozent auf 54,16 Dollar nach unten und Target verlor 1,5 Prozent auf 34,78 Dollar. Die Kaufhauskette Sears Roebuck legte dagegen um 3,3 Prozent auf 27,70 Dollar zu.
Weniger gute Nachrichten gab es für die vom Konkurs bedrohte United Airlines. Die Gewerkschaft der Mechaniker hat Gehaltskürzungen von 700 Millionen Dollar in den nächsten 5-1/2 Jahren abgelehnt. Ohne die Zustimmung der Gewerkschaften droht dem Unternehmen der baldige Konkurs. Die Aktie der Muttergesellschaft UAL brach 31 Prozent auf 2,51 Dollar ein.
Die Medizintechnikspezialist EP MedSystems hat von der US-Gesundheitsbehörde die Zulassung für ein Katheder-System erhalten, das bei Herzflimmern eingesetzt werden kann. Die Aktie machte einen Kurssprung von 105 Prozent auf 4,92 Dollar.
Fresenius Medical Care hat es vorgemacht: Das deutsche Dialyseunternehmen hat für seine Tochter WR Grace in den USA einen endgültigen Vergleich im laufenden Asbestverfahren abgeschlossen. Dabei war FMC eigentlich nur indirekt betroffen, denn die Asbesttochter von WR Grace wurde zwischenzeitlich an den Konkurrenten Sealed Air verkauft. Aber auch dieser hat sich mit den Klägern inzwischen außergerichtlich geeinigt. Weiter gehende Forderungen sind damit nicht mehr zu erwarten. Ein Befreiungsschlag also für alle beteiligten Unternehmen. Sealed Air schoss um 54,5 Prozent auf 37,81 Dollar nach oben, WR Grace legte um 30,4 Prozent auf 2,19 Dollar zu.
Quelle: ntv.de