Keine Partylaune Wall Street bleibt nüchtern
31.12.2007, 23:00 UhrAn den amerikanischen Börsen knallten zum Jahreswechsel keine Sektkorken, die Investoren sahen den Tag pessimistisch ließen die Indizes sinken. Auch leicht steigende Verkäufe bereits bestehender Häuser konnten die Stimmung nicht aufbessern. Viele Anleger zogen Jahresbilanz, und die kann sich angesichts der heftigen Schwankungen der letzten Wochen durchaus sehen lassen.
Der Dow-Jones-Index verlor 101 Zähler oder 0,8 Prozent auf 13 265 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index gab um 10 Zähler oder 0,7 Prozent auf 1468 Punkte nach. Die Hightech-orientierte Nasdaq schloss mit einem Minus von 22 Zählern oder 0,8 Prozent bei 2652 Punkten.
Der Dow-Jones-Index hat seit Januar 6,4 Prozent gewinnen können. Die beste Aktie bei den Blue Chips war dabei Honeywell mit einem Gewinn von 35 Prozent. Der Verlierer des Jahres ist Citigroup, deren Aktie aufgrund der Finanzkrise und Milliardenabschreibungen 47 Prozent einbüßte. Der S&P-500-Index litt etwas mehr unter den Schwankungen und konnte 2007 lediglich 3,4 Prozent zulegen. Dagegen hatten die Hightechs ein gutes Jahr. Apple und Amazon konnten jeweils knapp 140 Prozent zulegen, und auch andere Schwergewichte wie Research in Motion und Google hatten ein sehr gutes Jahr. Das glich auch die Verluste von Starbucks mit Minus 43 Prozent oder Sears mit Minus 39 Prozent aus, die Nasdaq konnte insgesamt 10 Prozent zulegen. Sowohl der S&P-500 als auch die Nasdaq steigen damit das fünfte Jahr in Folge.
Obwohl der Ölpreis am Montag fast unverändert bei 95,98 Dollar pro Fass schloss, gewann er 2007 um über 60 Prozent und sorgte für eine deutlich gestiegene Inflation.
Vom Immobilienmarkt gab es vorsichtig optimistische Zahlen. Die Verkäufe bereits bestehender Häuser sind im November um 0,4 Prozent auf 5 Millionen gestiegen. Das ändert aber wenig daran, dass die Verkäufe auf das gesamte Jahr gesehen um 20 Prozent zurückgegangen sind. Analysten hatten diese Zahlen erwartet, denken aber nicht, dass damit die Talsohle durchschritten ist.
Die Verbraucher haben im Weihnachtsgeschäft erneut verstärkt online eingekauft. Allerdings beträgt die Steigerung bei den Onlineverkäufen nur noch 19 Prozent, nachdem vor einem Jahr 26 Prozent mehr Einkäufe im Internet getätigt worden waren. Das warme Wetter im November hat die Kunden von den Computern fern gehalten.
Bei der Investmentbank Merrill Lynch sucht man weiter nach Investoren für frisches Kapital. Wie die britische Zeitung "Observer" berichtet, sollen Finanzspritzen aus China oder dem Nahen Osten weitere Abschreibungen im vierten Quartal ausgleichen. Außerdem hat man die Lebensversicherungssparte für 1,25 Milliarden Dollar an Aegon verkauft. Merrill Lynch hat in den letzten Wochen bereits eine Investition aus Singapur in Höhe von 4,4 Milliarden Dollar erhalten. Die Aktie kletterte um 1,5 Prozent
Der Technologieriese International Business Machines denkt laut der israelischen Zeitung "Globes" über einen Kauf des Speichertechnologieunternehmens XIV nach. Dafür will IBM 300 bis 350 Millionen Dollar ausgeben. Dennoch führte das Unternehmen die Verlierer im Dow an, die Aktie verlor 1,5 Prozent.
Ein weiterer Hightech-Konzern, der Onlineriese Google erwägt, Printwerbung in Zeitungen über eine Webseite zu verkaufen. Das Konzept sieht vor, dass Interessenten, ähnlich wie bei einer Auktion, Gebote online abgeben können, und die Zeitung dann entscheidet, ob sie das Angebot annimmt. Die Aktie von Google verlor um 1,6 Prozent.
Einer der größten Gewinner des Tages war Delta Petroleum. Dort übernimmt Kirk Kerkorians Tracinda einen Anteil von 35 Prozent und zahlt dafür 684 Millionen Dollar oder 19 Dollar pro Aktie. Das ist 23 Prozent mehr als der Schlusskurs vom Freitag. Mit dem zusätzlichen Kapital kann Delta ihre Bohrprojekte in Colorado und Utah vorantreiben. Die Papiere des Öl- und Gasunternehmens kletterten um 21 Prozent.
Quelle: ntv.de