Marktberichte

Amazon mit Kurssprung Wall Street dennoch im Minus

Erleichterung - so beschrieben Händler das Geschehen an der Wall Street am Mittwoch. Gute Zahlen von Qualcomm und Amazon.com sorgten nach den deutlichen Verlusten der vergangenen Tage zumindest im frühen Handel für steigende Kurse. Von der Konjunkturseite gab es allerdings einen kleinen Dämpfer. Und der schickte die Märkte dann auch wieder auf Talfahrt. Der Dow Jones gab 0,6 Prozent auf 10.030 Punkte ab, für die Nasdaq ging es 1,0 Prozent auf 1.713 Zähler nach unten.

Der Auftragseingang für langlebige Güter ist im März mit einem Minus von 0,6 Prozent überraschend stark zurück gegangen. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang der Auftragseingänge in diesem Bereich um 0,2 Prozent gerechnet. Ohne Rüstungsausgaben betrug der Rückgang sogar 1,2 Prozent.

Am Abend richtete sich der Blick der Anleger dann einmal mehr auf Alan Greenspan. Die Währungshüter der US-Notenbank haben das sogenannte „Beige Book“, ihren Bericht über die wirtschaftliche Tätigkeit in den USA in den vergangenen Wochen, vorgestellt. Interessant sei vor allem gewesen, was Alan Greenspan in seinem Kommentar zur weiteren Entwicklung der US-Konjunktur sagen würde, so ein Händler.

Und was er dann sagte, war nicht wirklich neu. Die US-Wirtschaft erhole sich nach der Rezession im vergangenen Jahr. Aber es bestünden weiterhin Sorgen über das Tempo der Erholung. Das Ausbleiben einer Überraschung sorgte letzten Endes für Ernüchterung an den Märkten.

Ein paar der Unternehmen, die schwache Zahlen vorgelegt hätten, seien massiv abgestraft worden, so Keith Janecek von Legg Mason Wood Walker Inc. Das bedeute allerdings auch, dass nun eine Menge Geld frei geworden sei, dass wieder investiert werden könne. Auf dem momentanen Niveau würden die meisten Anleger nach günstigen Gelegenheiten Ausschau halten. Die letzten Ergebnisse seien überwiegend positiv und nach den doch deutlichen Verkäufen der vergangenen Tage sei es normal, dass es am Mittwoch so etwas wie eine Erleichterungsrallye gebe, so Jack Swetje von der Deutschen Bank.

Gute Nachrichten hatte es bereits am Dienstagabend nach Börsenschluss von Amazon.com gegeben. In den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres ist der Online-Händler zwar in die roten Zahlen zurück gerutscht, konnte aber die Erwartungen von Analysten übertreffen. Der Nettoverlust im ersten Quartal schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 90 Prozent auf 23 Millionen Dollar oder sechs Cent je Aktie, so das Unternehmen. Analysten hatten ein Minus zwischen sieben und zwölf Cent je Aktie erwartet. Der Umsatz stieg in den abgelaufenen drei Monaten auf 847 Millionen Dollar und übertraf damit ebenfalls die Prognosen der Analysten, die nur mit 805 Millionen Dollar gerechnet hatten. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2001 hatte Amazon überraschend den ersten Quartalsgewinn der Unternehmensgeschichte verbucht. Die Aktie legte 19,4 Prozent auf 16,79 Dollar zu.

Gute Geschäfte konnte auch der Softwarekonzern Ariba vermelden. Der B-2-B-Spezialist hat den Verlust im zweiten Quartal deutlich reduziert, und das trotz gesunkenem Umsatzes. Auch die Erwartungen der Analysten wurden mit den aktuellen Zahlen geschlagen. Der Kurs legte um 17,1 Prozent auf 3,48 Dollar zu.

Auch die Online-Reiseagentur Expedia konnte im ersten Quartal mit einem operativen Gewinn von 46 Cent je Aktie überzeugen. Analysten hatten durchschnittlich nur mit einem Gewinn von 26 Cent je Aktie gerechnet. Für das Gesamtjahr gab das Unternehmen einen positiven Ausblick. Die Aktie verbesserte sich 13,9 Prozent auf 80,56 Dollar.

Die US-Mobilfunkgesellschaft Qualcomm hat im zweiten Quartal einen Pro-Forma-Gewinn je Aktie von 20 Cent je Aktie erwirtschaftet und damit die Erwartungen von Analysten genau getroffen. Die Umsätze sanken nach Angaben des Unternehmens im zweiten Quartal auf 659 Millionen Dollar nach 717 Millionen Dollar im Vorjahresquartal. Für die Papiere ging es 3,2 Prozent auf 33,29 Dollar nach oben.

Der US-Telefon- und Kabelfernsehkonzern AT&T hat im ersten Quartal unter anderem wegen Änderungen in der Bilanzierung einen Gewinn vor Einmalposten von 6 Cent je Aktie erwirtschaftet. Der Netto-Verlust stieg allerdings auf 28 Cent je Aktie von 10 Cent je Aktie im Vorjahresquartal. Die Aktie schloss mit 0,7 Prozent bei 13,75 Dollar im Minus.

Der Hersteller von Bürogeräten Xerox will seine endgültigen Zahlen für das abgelaufene erste Quartal erst vorlegen, wenn auch die neu erstellten Bilanzen für die Jahre 1997 bis 2000 vorliegen. Das Unternehmen hatte sich Anfang des Monats mit der US-Wertpapieraufsichtsbehörde geeinigt, die Abschlüsse für die entsprechenden Jahre neu zu erstellen und für das Jahr 2001 anzupassen. Auf Grund der geänderten Bilanzierung könne es auch Veränderungen bei der Bilanz für das erste Quartal geben, so das Unternehmen. Auf vorläufiger Basis nannte Xerox einen Verlust von 9 Cent je Aktie für das erste Quartal. Die Aktie verbuchte ein Plus von 1,9 Prozent bei 9,72 Dollar.

Das Biotechnologie-Unternehmen Biogen hat im ersten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres einen Gewinn je Aktie von 47 Cent verbucht und damit die Erwartungen von Analysten getroffen. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stagnierte der Gewinn des Unternehmens damit. Die Umsätze stiegen auf 288,3 Millionen Dollar und damit stärker als Analysten erwartet hatten, die einen Umsatz von 281,45 Millionen Dollar prognostiziert hatten. Für die Papiere ging es 3,3 Prozent auf 42,90 Dollar nach oben.

Der weltweit größte Brauereikonzern Anheuser-Busch hat im ersten Quartal beim Gewinn kräftig zugelegt. 51 Cent je Aktie hat das Unternehmen verdient und damit die Erwartungen von 49 Cent geschlagen. Neben den Stammmarken Budweiser und Bud Light habe vor allem das neue Mischgetränk Bacardi Silver zum starken Wachstum beigetragen. Die Aktie war im Vorfeld der Zahlen bereits kräftig gestiegen und litt am Mittwoch erst einmal unter Gewinnmitnahmen. Sie schloss bei 51,70 Dollar, ein Minus von 2,5 Prozent.

Weiter gut laufen die Geschäfte bei der weltgrößten Videothekenkette Blockbuster. Im ersten Quartal ist der operative Gewinn um gut 40 Prozent auf 37 Cent je Aktie angestiegen. Grund sei die anhaltende Begeisterung der Kunden für hochpreisige DVD-Filme. Blockbuster betreibt rund 8.000 Filialen und gehört mehrheitlich zum Medienkonzern Viacom. Die Aktie legte 10,0 Prozent auf 26,95 Dollar zu.

Auch nachbörslich wartete wieder eine ganze Reihe von Unternehmen mit Quartalszahlen auf. Am heißesten erwartet war dabei wohl die Meldung von AOL Time Warner. Der Mediengigant hat im abgelaufenen Quartal einen operativen Gewinn von 18 Cent je Aktie erwirtschaftet und damit die Analystenerwartungen von 14 Cent deutlich geschlagen. Netto fiel allerdings mit 12,25 Dollar je Aktie einer der größten Verluste der Unternehmensgeschichte an. Grund ist eine bereits vorher angekündigte Abschreibung in Höhe von 54 Milliarden Dollar auf die übernommenen Warner-Anteile. Bis zur Glocke legte die Aktie um ein Prozent auf 19,30 Dollar zu, um nachbörslich weiter in Bereiche um 20 Dollar zu steigen.

Quelle: ntv.de

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