Gemischte Nachrichtenlage Wall Street dennoch in Grün
27.06.2007, 22:25 UhrAus New York berichtet Lars Halter
Um schwache Konjunkturdaten sorgten sich die US-Börsen nur kurz. Trotz der jüngsten Krisen an allen Fronten schafften es Anleger erneut, sich auf die guten Nachrichten des Tages zu konzentrieren und die schlechten zumindest gut auszulegen. So gab es Gewinne in allen großen Indizes.
Der Dow-Jones-Index verbesserte sich um 90 Zähler oder 0,68 Prozent auf 13 427 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index holte 13 Zähler oder 0,9 Prozent auf 1506 Punkte, und die Hightech-orientierte Nasdaq schloss mit einem Plus von 31 Zählern oder 1,2 Prozent auf 2605 Punkten.
Danach hatte es im vormittäglichen Handel zunächst nicht ausgesehen: Nach einigen Monaten mit starken Industriedaten wurden für den Mai die Bestellungen langlebiger Güter unerwartet schwach gemessen. Unter anderem wegen eines steilen Einbruchs bei den Flugzeuggestellungen misst man ein Minus von 2,8 Prozent. Auch die Investitionen in Kapitalgüter sind gesunken, ebenso alle anderen Bereiche außer Elektronik und Rüstung. Unterm Strich fallen die Zahlen so schwach aus wie seit Januar nicht mehr.
Diese aktuellen Zahlen bestimmten den Markt mehr als die beginnende Fed-Sitzung. Trotz aller jüngsten Diskussion um Wirtschaftswachstum und Inflation sind sich Experten sicher, dass der Offenmarktausschuss unter Leitung von Ben Bernanke den Leitzins nach zweitägiger Debatte unverändert bei 5,25 Prozent belassen und auch im begleitenden Statement kaum Änderungen vornehmen dürfte. Die offizielle Entscheidung der Fed steht am Donnerstag um 14.15 Uhr (Ortszeit, 20.15 MESZ) an.
Der Ölpreis kletterte am Mittwoch nach schwachen Lagerdaten um fast 2 Prozent erneut über 69 Dollar pro Fass. Das hat den Markt schon häufig unter Druck gebracht, nicht aber in dieser Woche: Vielmehr kletterten die Aktien der Öl-Riesen ExxonMobil und Chevron, die damit den Markt stützten.
ExxonMobil schloss unter den besten Dow-Aktien, getoppt nur von General Motos und Merck. Der Pharmazeut macht Fortschritte mit einem HIV-Medikament, das bei der Zulassungsbehörde als vielversprechend anerkannt und mit Vorzug geprüft und bewertet werden soll.
Weiter unter den Dow-Gewinnern waren einige Hightechs, darunter Intel und Microsoft. Deren Gewinne waren eine indirekte Folge von guten Quartalszahlen bei Oracle.
Der Softwareriese berichtet über ein Gewinnwachstum um 23 Prozent und schlägt damit die Erwartungen klar. Man verdanke das dem höheren Umsatz mit Software-Lizenzen und den nach eigenen Angaben gestiegenen Marktanteilen gegenüber den Hauptkonkurrenten IBM und SAP. Ein Teil des Gewinnwachstums dürfte allerdings auch aus den jüngsten Akquisitionen des Unternehmens stammen.
Ebenfalls besser als erwartet fiel die Bilanz von Nike aus. Die Aktie des Sportartiklers legte um fast 9 Prozent zu, nachdem der über ein Gewinnwachstum um 32 Prozent berichtet hatte, was man der gestiegenen Nachfrage in den USA und in Europa verdanke. Der Aufwärtstrend dürfte laut Management einige Zeit anhalten, denn auch die eingehenden Bestellungen sind um 12 Prozent deutlich gestiegen.
Größter Gewinner am Mittwoch war hingegen der Instrumente- und Musikalienhändler Guitar Center mit einem Plus von 19,7 Prozent. Das Unternehmen hat einem Verkauf an Bain Capital zugestimmt. Die Privatinvestoren zahlen 2,1 Milliarden Dollar und privatisieren damit den Laden.
Im Minus schlossen die beiden Aktien, die seit Wochen alle Merger-Gerüchte dominieren: Dow Jones und die News Corp. von Rupert Murdoch. Der Medienzar rechnet mit einer Entscheidung für oder gegen eine Übernahme in den nächsten beiden Wochen, will aber sein 5 Milliarden Dollar schweres Angebot für den Verlag des Wall Street Journal nicht erhöhen.
Quelle: ntv.de