Marktberichte

Auffanglösung in Sicht Wall Street dreht auf

Hoffnungen auf weitere staatliche Unterstützung zur Bewältigung der Finanzkrise haben an den Börsen in New York am Donnerstag zu kräftigen Kurssprüngen geführt. Dow Jones und S&P 500 machten den größten Tagesgewinn seit Oktober 2002. US-Finanzminister Paulson erwägt Kreisen zufolge die Schaffung einer Behörde zur Abwicklung fauler Kredite. Auch die milliardenschweren Finanzspritzen mehrerer Zentralbanken sorgten für gute Stimmung. Nichtsdestotrotz gab es auch skeptische Stimmen. Besonders Augenmerk legten die Investoren erneut auf den Finanzsektor, wo es Spekulationen über weitere Übernahmen gab. Durchwachsene waren Nachrichten zur US-Konjunktur.

Der Dow-Jones-Index stieg nach vorläufigen Schlussangaben um 3,86 Prozent auf 11 019,69 Punkte. Der S&P-500-Index gewann 4,26 Prozent auf 1205,71 Punkte. Der Nasdaq-Index kletterte am stärksten um 4,78 Prozent auf 2199,10 Punkte. Die Rentenmärkte standen deutlich unter Druck. Der Euro notierte etwas schwächer bei 1,4332 Dollar nach 1,4352 Dollar am Vortag.

Auffangl ösung in Sicht?

Paulson habe mit Kongress-Vertretern über eine Behörde gesprochen, die uneinbringliche Forderungen abwickeln solle, sagte ein Kongress-Mitarbeiter. Vorbild solle die Resolution Trust Corporation sein, die 1989 uneinbringliche Kredite abgewickelt hatte. Das US-Finanzministerium lehnte eine Stellungnahme zu der Meldung ab. An den Börse in New York legten die Kurse nach Bekanntwerden der Gerüchte zu. "Mit einer RTC-ähnlichen Behörde könnte die Abwicklung von Problem-Anlagen gelingen", sagte Investor Malcolm Polley von Stewart Capital.

Zuvor hatten die wichtigsten Notenbanken weltweit in einer beispiellosen Aktion ihre Kräfte gebündelt, um den Geldmarkt vor einem Kollaps zu bewahren. Insgesamt 180 Mrd. Dollar stellte die US-Notenbank Fed, die Europäischen Zentralbank (EZB), die Bank von England und anderen Notenbanken zur Verfügung. Durch diese Maßnahme sollen der Branche flüssige Mittel zur Verfügung stehen, da sich Banken untereinander immer weniger trauen und gegenseitig Geld leihen. "Ich denke, die Zentralbanken haben erkannt, dass sich das Problem um Liquidität dreht und das gehen sie jetzt an", sagte Rick Meckler von LibertyView Capital Management.

Hektische Verhandlungen

Berichte über Fusionsverhandlungen der US-Investmentbank Morgan Stanley mit der US-Bank Wachovia hielten die Händler in Atem. Am Abend ging die Morgan-Stanley-Aktie mit einem Plus von knapp zehn Prozent aus dem Handel. Zeitweise hatte der Titel bis zu 40 Prozent tiefer notiert. Wachovia-Aktien schossen sogar 54 Prozent nach oben.

Morgan-Stanley-Chef John Mack hatte sich Kreisen zufolge optimistisch gezeigt, dass seine Bank weiter alleine bestehen könne. Gleichwohl prüfe er verschiedene Optionen. Anderen Informationen zufolge führt Mack derzeit Fusionsverhandlungen mit mehreren Banken und spricht mit dem chinesischen Staatsfonds CIC über eine Beteiligung an der zweitgrößten US-Investmentbank.

Deutlich zweistellig im Plus lagen auch andere Finanztitel wie Regions Financial Corp (+31 Prozent), American International Group (AIG, +28 Prozent), Citigroup (+21 Prozent) und Capital One Financial (+16 Prozent).

Auch sonst gab es zahlreiche Gerüchte über weitere Fusionen im Finanzsektor. Nach Angaben aus Kreisen befindet sich die US-Bank JPMorgan Chase in fortgeschrittenen Gesprächen über einen Kauf der angeschlagenen Sparkasse Washington Mutual. Der jüngste Sturm in der US-Finanzkrise kostete auch eine europäische Großbank ihre Eigenständigkeit. Der ins Trudeln geratene britische Baufinanzierer HBOS wird vom Konkurrenten Lloyds TSB gekauft.

Der Energieriese Exxon Mobil profitierte vom steigenden Ölpreis. Seine Papiere legten 3,3 Prozent zu. Zu den Gewinnern zählte auch der Tabakkonzern Altria. Die Papiere der Philip-Morris-Mutter gewannen 1,8 Prozent. Die Aktien des Getränkegiganten Coca-Cola legten um 1,4 Prozent zu.

Über die US-Konjunktur gab es derweil durchwachsene Daten. Enttäuscht reagierten die Händler auf eine steigende Zahl von Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe. Überraschend positiv fielen dagegen Zahlen zur Geschäftstätigkeit in den US-Staaten New York, New Jersey und Pennsylvania aus, die die Philadelphia Federal Reserve (Philly Fed Index) bekanntgegeben hatte.

Oracle legt Zahlen vor

Der US-Softwarekonzern Oracle hat seinen Gewinn und Umsatz gesteigert. Für das erste Quartal gab der SAP-Konkurrent am Donnerstag nach Börsenschluss einen Nettogewinn von 1,1 Mrd. Dollar nach 840 Mio. Dollar im Vorjahreszeitraum bekannt. Der Gewinn je Aktie betrug 21 Cent. Der Umsatz von neuen Software-Lizenzen - ein wichtiger Indikator für das künftige Geschäft - stieg um 14 Prozent auf 1,2 Mrd. Dollar.

Einen Wechsel gibt es im Dow-Jones-Index: Kraft Foods nimmt die Stelle von AIG ein.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen