Alte Ängste wieder wach Wall Street duckt sich
21.07.2008, 22:25 UhrDie Rally im Finanzsektor fand an den US-Börsen keine Fortsetzung, obwohl auch Bank of America mit ihren Zahlen über den Erwartungen lagen. Doch die Anleger glauben noch nicht an das Ende der Krise. Zusätzlich macht der Pharma-Sektor Sorgen: Einem Medikament von Merck und Schering-Plough wurde die Wirksamkeit abgesprochen.
Der Dow-Jones-Index sank um 29 Zähler oder 0,3 Prozent auf 11.467 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index fiel um ein Zähler oder 0,1 Prozent auf 1.260 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq gab um drei Zähler oder 0,1 Prozent auf 2.280 Punkte nach.
Die Früh-Indikatoren sind im Juni wie erwartet um 0,1 Prozent gesunken. Für Mai wurde der Stand korrigiert, statt dem bisher angenommenen Anstieg sanken die Früh-Indikatoren in dem Monat um 0,2 Prozent.
Ein Anstieg des Ölpreises um knapp drei Dollar pro Barrel drückte auf die Kurse, ein Barrel Rohöl kostete zu Handelsschluss 131,04 Dollar.
Die Indizes wurden zudem von den Pharmaunternehmen Merck und Schering-Plough belastet, da auch eine am Montag veröffentlichte norwegische Studie dem gemeinsamen Cholesterinmittel der beiden Unternehmen, Vytorin, die Wirksamkeit bei Herzerkrankungen abgesprochen hat. Eine umstrittene Studie war bereits vor einigen Wochen zu dem gleichen Schluss gekommen. Zuvor hatten die Konzerne die Bekanntgabe der Quartalsergebnisse auf den Handelsschluss verschoben. Die Papiere von Merck sanken um 6,3 Prozent, die von Schering-Plough um 11,6 Prozent.
Der Bankrally, die in den vergangenen Handelstagen für steigende Kurse gesorgt hatte, ging unterdessen die Puste aus. Zwar hatte Bank of America mit einem Gewinn von 3,41 Mrd. Dollar die Erwartungen schlagen können, doch der Profit war um über 40 Prozent gesunken. Die Aktie stieg um 3,9 Prozent.
Allerdings machten sich die Anleger Sorgen um die Zahlen von den Banken Wachovia und Washington Mutual, die am Dienstag veröffentlicht werden. Nachdem in der vergangenen Woche das Geld lediglich aus dem Rohstoffmarkt in die Finanzmärkte umgeschichtet worden war, ist man wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen und fragt sich, ob auch die übrigen Quartalszahlen Überraschungen beinhalten werden.
Wie groß die Nervosität ist, zeigt eine Klage von Bank Atlantic Bancorp. gegen einen Analysten, der nach dem Zusammenbruch von IndyMac in einem Artikel spekuliert hatte, wer als nächstes in Schwierigkeiten geraten könnte. Die Finanzunterlagen des Unternehmens würden deutlich zeigen, dass BankAtlantic nicht zu den gefährdeten Unternehmen gehöre, hieß es.
Die Papiere von Citigroup kletterten um 1,8 Prozent, obwohl eine Gruppe Gewerkschaftsangehöriger innerhalb der Bank zu einer Teilung des Unternehmens aufgerufen hatten. Das Unternehmen sei zu groß, um wirksam gelenkt werden zu können. Die Bank widersprach jedoch, CEO Vikram Pandit habe seit seinem Amtsantritt wirksame Maßnahmen unternommen, die zu einer verbesserte Führungsfähigkeit und einer stabileren Bilanz des Unternehmens führten.
Mit AIG konnte ein weiteres Dow-Mitglied um 5,8 Prozent zulegen. Die Analysten der Bank of America hatten den Versicherungskonzern auf „Kaufen aufgestuft, da das Chance-Risiko-Verhältnis „sehr attraktiv sei.
Außerhalb des Dow könnte sich im Pharmabereich eine Übernahme anbahnen. Das Schweizer Unternehmen Roche Holding, das bereits 56 Prozent an dem amerikanischen Konzern Genentech hält, hat für die übrigen Aktien 43,7 Mrd. Dollar geboten. Obwohl dies lediglich ein Premium von 8,8 Prozent darstellt, schossen die Papiere um knapp 15 Prozent nach oben, da viele Anleger noch auf ein verbessertes Angebot hoffen.
Die Papiere des Spielzeugherstellers Hasbro gaben um 1,5 Prozent nach, obwohl der Konzern die Erwartungen schlagen konnte. Allerdings will man die Großhandelspreise erhöhen, um die gestiegenen Kosten bei Fertigung und Transport auszugleichen. Anleger fürchten dadurch eine sinkende Nachfrage und verkauften die Papiere.
Im Technologiesektor haben Yahoo und Investor Carl Icahn den offenen Kampf um die Sitze im Vorstand beigelegt. Icahn wird drei Sitze für sich und zwei von ihm vorgeschlagene Kandidaten erhalten. Im Gegenzug gibt er seinen Versuch, den gesamten Vorstand zu überwerfen, auf. Icahn führte die Proteste für eine Übernahme durch Microsoft an. Die Aktien von Yahoo sanken um 3,5 Prozent.
Quelle: ntv.de