Oracle überrascht positiv Wall Street enttäuscht
18.12.2002, 22:20 UhrAn den US-Aktienmärkten blieb am Mittwoch die erhoffte Gegenbewegung aus. Schwache Quartalszahlen des Halbleiterherstellers Micron belasteten insbesondere den Handel an der Nasdaq. Zudem drückten zunehmende Kriegsängste auf die Stimmung der Investoren, sagten Händler. Der Dow Jones fiel 1 Prozent auf 8.447 Zähler, für die Nasdaq ging es 2,2 Prozent auf 1.361 Punkte ins Minus.
Die Sorgen der Anleger um eine militärische Auseinandersetzung zwischen den USA und dem Irak wachsen weiter. In ihrer Beurteilung des irakischen Waffenberichts werden die USA dem Land US-Regierungskreisen zufolge wahrscheinlich einen schweren Verstoß gegen die jüngste UNO-Resolution vorwerfen. US-Präsident Bush zeigte sich „besorgt“ über die Lücken in dem Waffenbericht des Irak.
Nach der deutlichen Gewinnwarnung von McDonald’s am Vortag und dem schwachen Ergebnis von Micron Technologies habe sich ein generelles Gefühl breit gemacht, dass die Berichtssaison nicht gut verlaufen werde, so Edgar Peters von PanAgora Asset Management. Meistens sei eine Steigerung der Gewinne nur auf Kosteneinsparungen zurückzuführen und nicht auf eine allgemeine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen. Die Sorge um einen Krieg im Irak gebe den Börsen zur Zeit dann noch den Rest.
Der weltweit zweitgrößte Hersteller von Speicherchips Micron Technologies hat seinen Verlust in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf 52 Cent je Aktie nach 44 Cent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum ausgeweitet und damit die Erwartungen von Analysten verfehlt. Als Grund für das schwache Ergebnis nannte das Unternehmen einen Rückgang der Verkaufspreise für Micron-Produkte um durchschnittlich 12 Prozent. Die Aktie brach 23 Prozent auf 10,22 Dollar ein.
Andere Chipaktien wurden ebenfalls belastet, so fiel Intel 4,3 Prozent auf 17,13 Dollar, AMD gaben 9 Prozent auf 6,67 Dollar nach. Und das spiegelte sich auch im Halbleiterindex der Philadelphia Stock Exchange wieder, der 7,1 Prozent fiel.
Belastend für die Technologiewerte waren nach Händlerangaben auch trübe Prognosen des Videospiele-Konzerns Activision. Das Unternehmen hatte seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für das dritte und vierte Quartal wegen des schwachen Vorweihnachtsgeschäft deutlich gesenkt. Die Aktie sackte 20 Prozent auf 12,62 Dollar ab.
Vor Veröffentlichung der Geschäftszahlen des Softwareanbieters Oracle für das zweite Quartal haben die Aktien der Nummer zwei der Branche Verluste einstecken müssen. Die Papiere gaben 4,6 Prozent auf 10,52 Dollar nach. Nachbörslich überraschte Oracle dann allerdings positiv. Der Softwareriese erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsquartal einen Gewinn von 10 Cent je Aktie. Experten hatten hingegen nur einen Gewinn je Aktie von 8 US-Cent erwartet. Auch der Umsatz lag mit 2,3 Milliarden Dollar über den Schätzungen. Nachbörslich legte die Oracle-Aktie zunächst deutlich zu.
Der angeschlagene US-Finanzdienstleister Conseco hat nach eigenen Angaben einen Antrag auf Gläubigerschutz gestellt. Mit einem Kapital von 52,2 Milliarden Dollar ist dies die drittgrößte Insolvenz in der US-Geschichte nach WorldCom und Enron. Ein Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Konkursgesetzes bedeutet, dass Conseco eine grundlegende Umstrukturierung vornehmen wird. Die Regelung ermöglicht Unternehmen zunächst weiter tätig zu sein, während ein Sanierungsplan ausgearbeitet wird. Die Aktie legte gut 50 Prozent Prozent auf 0,061 Dollar zu.
Wegen des Skandals um seine Analystensparte Salomon Smith Barney muss der weltgrößte Finanzkonzern Citigroup einem Zeitungsbericht zufolge eine Geldstrafe in Höhe von 300 bis 350 Millionen Dollar zahlen. Weitere 100 Millionen Dollar dürfte die Bank auf interne Untersuchungen der Vorgänge verwenden, so der Bericht weiter. Firmenchef Sanford Weill werde aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wegen Irreführung von Anlegern angeklagt. Die Aktie verbesserte sich 0,1 Prozent auf 37,15 Dollar.
Die Investmentbank Bear Stearns hat ihren Gewinn je Aktie im vierten Quartal um 23 Prozent auf 1,36 Dollar gesteigert. Analysten hatten für das Unternehmen nur einen Überschuss von 1,23 Dollar je Anteilsschein prognostiziert. Die Aktie stieg 1 Prozent 62,45 Dollar.
Der Paketzustelldienst FedEx hat im zweiten Quartal einen Gewinn von 81 Cent je Aktie in seine Bücher transportiert und lag damit auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Analysten hatten mit einem leichten Rückgang des Überschuss je Aktie auf 79 Cent gerechnet. Die Aktie gab 1,3 Prozent auf 52,91 Dollar nach.
Der Frühstückflockenhersteller General Mills hat seinen Gewinn je Aktie in den vergangenen drei Monaten auf 73 Cent nach 41 Cent im vergleichbaren Vorjahreszeitraum gesteigert. Vor Sonderposten lag der Gewinn bei 77 Cent je Anteilsschein. Analysten hatten mit einem Ergebnis zwischen 70 und 75 Cent je Aktie gerechnet. Das Papier konnte 2,4 Prozent auf 45,98 Dollar zulegen.
Die Supermarkt-Discounter-Kette Supervalu hat im dritten Quartal einen leichten Gewinnrückgang auf 57,1 Millionen Dollar gegenüber 58 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum erwirtschaftet. Der Gewinn je Aktie lag jeweils bei 43 Cent und damit 1 Cent niedriger als von Analysten erwartet worden war. Für die Aktie ging es mit knapp 6 Prozent bei 15,55 Dollar ins Minus.
Der weltgrößte Videoverleiher Blockbuster hat seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr zurückgenommen. Die Anleger reagierten darauf empfindlich. Das Papier brach um knapp 33 Prozent auf 13,13 Dollar ein.
Quelle: ntv.de