Staatspause lässt Anleger kalt Wall Street freundlich gesehen
01.10.2013, 14:49 Uhr
"Business as usual" an der Wall Street.
(Foto: AP/dpa)
In den USA sind hunderttausende Beamte im Zwangsurlaub, doch die Wall Street quittiert den blockierten US-Haushalt nur mit einem Achselzucken. "Politische Börsen haben kurze Beine", heißt es lapidar. Die Futures liegen im Plus.
Der Staat macht Pause, doch die Anleger an Wall Street scheren sich kaum darum. In der Nacht wurde in Amerika ein großer Teil der Zahlungen des Bundes eingestellt, da sich die politischen Parteien nicht auf einen Haushalt einigen konnten. Doch offenbar hat das Ganze seinen Schrecken verloren, nachdem tagelang düstere Visionen gezeichnet wurden. Die Streithähne würden sich irgendwie noch zusammenraufen, heißt es. Das sei "eine Frage der Zeit", sagt Colin Cieszynski, Marktanalyst bei CMC Markets. Einige erinnern auch daran, dass in einer ähnlichen Lage 1996 der Aktienmarkt kaum negativ reagiert hat. Der S&P-500-Future legt 0,3 Prozent zu, der Nasdaq-Future 0,2 Prozent.
Unbestritten ist allerdings, dass die Wirtschaft durch die ausbleibenden Zahlungen geschädigt wird. Über 800.000 beim Bund Beschäftigte sollen vorerst kein Geld mehr bekommen, das schwächt die Kaufkraft der Nation. Außerdem steht schon bald wieder der Kampf um die sogenannte Schuldenobergrenze ins Haus, nämlich am 17. Oktober. Andererseits macht diese Sackgasse zunehmend unwahrscheinlich, dass die US-Notenbank eine baldige Drosselung der Wertpapierkäufe einläuten wird - gut für den Aktienmarkt.
Für ihre geldpolitischen Entscheidungen bekommen die Fed-Mitglieder zunächst wohl weniger Orientierung als gedacht. Denn der ursprünglich für Freitag terminierte Monatsbericht zum Arbeitsmarkt wird wegen der weitgehenden Einstellung der Staatsaktivitäten nun später veröffentlicht - wohl nicht vor Dienstag, wie am Markt vermutet wird. Am Berichtstag gibt es noch gegen 16.00 Uhr deutscher Zeit Daten zum verarbeitenden Gewerbe.
Am Aktienmarkt steht das Papier von Merck & Co im Blick. Der Pharmagigant will 8.500 Jobs abbauen, die jährlichen operativen Kosten sollen bis Ende 2015 um 2,5 Milliarden Dollar gesenkt werden. Die Anleger sehen dies positiv, die Aktie gewinnt vorbörslich zwei Prozent.
Die Amazon-Aktie legt 0,4 Prozent zu, nachdem der Online-Einzelhändler für seine US-Lager 70.000 Saisonkräfte einstellen will - 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Grund sind die gestiegenen Erwartungen für den Verkauf in der kommenden Hochphase. Die Walgreen-Aktien gewinnen 2,2 Prozent. Die Drogerie-Kette hat im vierten Geschäftsquartal das Ergebnis gesteigert, was allerdings erwartet worden war.
Am Devisenmarkt hat der Euro das Gros seiner Tagesgewinne wieder abgegeben, die er im Zug der US-Haushaltskrise gewonnen hatte. Offenbar haben sich die Anleger auch hier beruhigt. Der Euro kostet 1,3543 Dollar, nachdem er zwischenzeitlich bis nahe an die 1,36 Dollar herangekommen war. Nur wenig Bewegung gibt es bei Öl und Gold, wo die Notierungen sich im Bereich der Vortagesstände bewegen. Die US-Anleihen stehen im Schatten des Aktienmarkts und geben nach. Die Rendite der zehnjährigen Papiere steigt um drei Basispunkte auf 2,64 Prozent.
Quelle: ntv.de, DJ