Trotz Ölpreis-Sturz Wall Street geschwächt
04.08.2008, 22:15 UhrDer Start in die Woche wurde bereits in den ersten Handelsstunden von den Konjunkturdaten getrübt. Zusätzlich wurden die Finanzwerte durch europäische Vorgaben belastet und obwohl der Ölpreis stark gesunken war, konnten die Aktien keine Rally starten. Stattdessen gab der Energiesektor durch die gesunkenen Preise zusätzlich nach.
Der Dow-Jones-Index sank um 42 Zähler oder 0,4 Prozent auf 11.248 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index fiel um 11 Zähler oder 0,9 Prozent auf 1.249 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq gab um 25 Zähler oder 1,1 Prozent auf 2.286 Punkte nach.
Die persönlichen Einnahmen waren zwar nominell um 0,6 Prozent gestiegen, doch da die Preise im Juni um 0,8 Prozent nach oben gegangen waren, sind die realen Einnahmen gesunken. Der Preisanstieg war damit der stärkste seit 27 Jahren und hat erneut Inflationssorgen geweckt.
Die Ausgaben der Verbraucher waren zwar um 0,1 Prozent gestiegen, obwohl Experten mit einem Absinken gerechnet hatten, doch dies lieferte nicht wirklich Grund zur Freude. Es zeigt lediglich, dass der Effekt der Stimulusschecks abklingt und die Verbraucher weiterhin von der Kreditkrise belastet werden,
Die Fabrikbestellungen stiegen im Juni um 1,7 Prozent an, deutlich stärker als erwartet. Während die Bestellungen im Transportsektor zurückgingen, legten die Bestellungen für Autos zu. Auch andere langlebige Güter waren stärker nachgefragt.
Die Inflationssorgen schlugen sich auch im Ölpreis nieder, der Preis pro Fass Rohöl sank um 4,24 Dollar auf 120,86 Dollar pro Fass, nachdem er kurzzeitig sogar unter 120 gefallen war. Neben den schwachen Konjunkturdaten, die Sorgen um die Nachfrage weckten, half auch Präsidentschaftskandidat Barack Obama, der Ölbohrungen vor der amerikanischen Küste erwägt. Den steilen Fall konnten sich aber auch die Händler nicht erklären, denn Spannungen mit Iran und die Bedrohung durch Sturm Edouardo hielten an. Da die Preise für Rohstoffe allgemein stark sanken, entstanden Gerüchte, dass ein großer Hedge-Fonds seine Anlagen in Rohstoffen verkauft haben könnte.
Den Aktien nützte dies aber nichts, die Anleger räumten kurz vor Handelsschluss ihre Portfolios auf. Denn am Dienstag wird die amerikanische Notenbank ihre Zinsentscheidung bekannt geben, am Donnerstag folgen dann die EZB und die Bank of England. Es wird zwar erwartet, dass die Zinsen unverändert bleiben, man hofft aber auf Signale für zukünftige Entscheidungen.
Unter den Fall beim Ölpreis litten besonders die Energiekonzerne. Exxon Mobil gab um 3,9 Prozent nach. Viele der Unternehmen haben ihre Aktien in den vergangenen Wochen parallel zum Öl fallen sehen und dabei teilweise um bis zu 40 Prozent an Wert verloren.
Auch die Finanzwerte hatten einen schweren Tag. Aus Europa kamen schlechte Vorgaben von der Bank HSBC, denn hier wurden erneut hohe Abschreibungen für faule Kredite fällig. Zusätzlich sagten mehrere amerikanische Analysten, dass die Finanzkrise und auch der Abschwung am Immobilienmarkt noch nicht vorbei seien.
Die Krankenversicherung Humana glänzte dafür mit guten Zahlen. Der Gewinn sank zwar um drei Prozent auf 210 Mio. Dollar, doch dies ist besser als erwartet. Dadurch wurden auch die Aussichten für das Gesamtjahr erhöht, man sieht sich für die nächsten Monate gut positioniert. Die Aktie kletterte um 4,9 Prozent.
Beim angeschlagenen Mobilfunkunternehmen Motorola wurde Sanjay Jha als Co-CEO für den Bereich der Handyherstellung benannt. Jha gibt seine Stelle als COO bei Qualcomm auf und wird bei der Spaltung von Motorolas Geschäftszweigen den Mobilfunkarm führen. Dass Jho neben Erfahrung noch einen Doktortitel als Elektroingenieur mitbringt, behagte den Anlegern, die Aktie stieg um 11,5 Prozent.
Quelle: ntv.de