Konjunkturdaten drücken Wall Street gibt nach
13.06.2002, 22:33 UhrDie US-Börsen kamen auch am Donnerstag nicht in Tritt. Die unerwartet schwachen Einzelhandelsdaten haben die Stimmung am Markt belastet. Nach Angaben von Händlern, wurden dadurch Sorgen geschürt, dass die Verbraucherausgaben niedrig bleiben und dadurch auch die Unternehmensgewinne belastet werden. Auch wenn einige Investoren das ermäßigte Kursniveau zu Käufen nutzten reichte es bei Dow und Nasdaq nicht für ein Kursplus. Der Dow Jones gab 1,2 Prozent auf 9.503 Zähler nach, die Nasdaq verlor 1,5 Prozent auf 1.487 Zähler.
Die unerwartet schwachen Einzelhandelsumsätze hätten den Markt überrascht, sagten Händler. Diese sind im Mai um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat gefallen, Analysten hatten allerdings nur mit einem Rückgang von 0,3 Prozent gerechnet. Die US-Erzeugerpreise sind im Mai im Vergleich zum Vormonat um 0,4 Prozent gefallen. Hier hatten Experten mit einem Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 8. Juni entsprachen mit 390.000 dagegen fast exakt den Analystenprognosen von 391.000. In der Vorwoche hatten sich nur 383.000 Amerikaner erstmalig arbeitslos gemeldet.
Es seien vor allem die schwachen Einzelhandelsumsätze, die die Anleger beunruhigen würden, so ein Händler. Es sei vor allem der private Konsum, der die US-Wirtschaft in den vergangenen Woche angetrieben habe, wenn dieser nun zurückgehe, sei das ein schlechtes Zeichen für den weiteren Konjunkturaufschwung, hieß es weiter.
Auch die Prognose von Lucent Technologies habe auf die Stimmung gedrückt sagten Händler. Der Netzwerkausrüster erwartet im laufenden dritten Quartal ein Umsatzminus zwischen 10 und 15 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Gleichzeitig werde jedoch der Pro Forma-Verlust im Vergleich zum zweiten Quartal sinken, so das Unternehmen weiter. Im zweiten Quartal hatte der Konzern noch einen Umsatz von 3,52 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Bereits Ende April hatte Lucent-Vorstandschefin Patricia Russo eine schnelle Erholung des Marktes für Netzwerktechnologie ausgeschlossen. Die Aktie verlor 5 Prozent auf 2,80 Dollar.
Zu einer kräftigen Erholung setzte hingegen die Aktie von Tyco an. Der US-Mischkonzern hat wegen einer Firmenwertabschreibung auf die Finanztochter CIT seinen Quartalsbericht für das zweite Quartal korrigiert. Das Unternehmen müsse 4,5 Milliarden Dollar zusätzlich abschreiben, so das Unternehmen. Außerdem beantragte das Unternehmen bei der US-Börsenaufsicht den Ende Mai angekündigten Börsengang von CIT. Der Ausgabepreis soll zwischen 25 und 29 Dollar liegen, hieß es weiter. Die Tyco-Aktie schoss schoss knapp 36 Prozent in die Höhe auf 13,80 Dollar.
Der Nahrungsmittelkonzern Heinz hat seinen Gewinn im vierten Quartal auf 63 Cent je Aktie nach 49 Cent im vergleichbaren Vorjahresquartal gesteigert. Analysten hatten mit einem Gewinn von 62 Cent je Aktie gerechnet. Heinz kündigte zudem an einige Bereiche wie Baby- und Tiernahrung auszugliedern und diese mit dem Konservenhersteller Del Monte zu fusionieren. Die Heinz-Aktie fiel knapp 5 Prozent auf 39,55 Dollar, für Del Monte legte 8,4 Prozent auf 11,65 Dollar zu.
Pluszeichen gab es bei IBM. Der Computerkonzern legte 1,3 Prozent auf 75,60 Dollar zu. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, es habe ein Programm zur automatischen Abwicklung von Krankenversicherungs-Abrechnungen entwickelt, das Verwaltungskosten sparen könne.
Nach oben ging es auch für den Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb. Einem Pressebericht zufolge hat das Unternehmen die Investmentbank Goldman Sachs angeheuert, das Unternehmen in eine Fusion oder einen Verkauf zu führen. Die Aktie legte 5,7 Prozent auf 26,88 Dollar zu.
Bristol-Myers Squibb verhalf auch der Aktie des Biotechunternehmens ImClone zu einem Plus von 3,2 Prozent auf 8,10 Dollar. Eine leitende Mitarbeiterin von Bristol-Myers Squibb hatte zuvor einen Brief an den Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses mitgeteilt, das von dem Unternehmen entwickelte Krebsmittel Erbitux könne eine wichtige Therapie gegen die Krankheit sein. Die klinische Entwicklungsphase solle fortgesetzt werden. Der Ausschuss untersucht derzeit, ob ImClone Investoren und Patienten über die baldige Genehmigung des Medikaments irregeführt hat.
Der US-Broker Charles Schwab leidet noch immer unter der Börsenschwäche. Im Juni sei gegenüber dem Vormonat keine Verbesserung zu erwarten, hieß es. Mit einer Verbesserung des operativen Ergebnisses oder der Gewinnsituation gegenüber dem ersten Quartal sei daher nicht zu rechnen. Die Aktie verlor 3,4 Prozent auf 11,15 Dollar.
Der Softwarehersteller Adobe Systems meldete nachbörslich die Ergebnisse für das abgelaufene zweite Quartal. Der Umsatz fiel auf 317 Millionen Dollar von 344 Millionen Dollar im Quartal des Vorjahres. Der Gewinn exklusive Abschreibungen lag bei 27 Cents je Aktie. Analysten erwarteten einen Gewinn von 25 Cents je Aktie. Die Aktie hatte mit einem Plus von 0,6 Prozent bei 39,44 Dollar geschlossen.
Quelle: ntv.de