Bären behalten Oberhand Wall Street gibt nach
14.11.2008, 22:25 UhrDie amerikanischen Börsen blieben auch zum Wochenschluss hoch volatil. Nach einer dramatischen Rally am Donnerstag gaben die Blue Chips am Freitag mehr als 350 Punkte ab, schafften es dann wieder ins Plus und stürzten erneut ins Minus, um letztlich auf dem Tagestief zu schließen.
Der Dow-Jones-Index verlor 338 Zähler oder 3,8 Prozent auf 8.497 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index fiel um 38 Zähler oder 4,2 Prozent auf 873 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq gab um 80 Zähler oder 5,0 Prozent auf 1.516 Punkte nach.
Auf Wochensicht hat der Dow damit vier Prozent verloren, der S&P um knapp sechs Prozent und die Nasdaq brach gar um 7,5 Prozent ein.
Erneut zeigten die Märkte ein hohes Maß an Volatilität. Einige Experten begrüßen die Schwankungen aber, denn sie seien „für die Heilung des Marktes notwendig“. Nur so würden die schlechten Meldungen verarbeitet. Die steilen Verluste am Morgen mit einer Wende am Nachmittag seien fast so gut wie eine Kapitulation, meinen Insider auf dem New Yorker Parkett.
Am Freitag waren alle Augen nach Washington zum G-20-Finanzgipfel gerichtet. Man hofft auf – und zweifelt an – wirkungsvolle Maßnahmen und Regulierungen gegen die Krise; doch können die USA aufgrund der politischen Übergangszeit keine Führungsrolle übernehmen, es gibt viele verschiedene Lösungsvorschläge und die hohe Anzahl an teilnehmenden Ländern macht eine Einigung schwierig.
Der Ölpreis gab zum Wochenende um einen Dollar auf 57,24 Dollar pro Fass nach, nachdem auch Italien für das vergangene Quartal ein Schrumpfen der Wirtschaft gemeldet hat und Europa damit, wie erwartet, in einer Rezession steckt. Deshalb befürchten die Händler einen weiteren Rückgang der Nachfrage und die Preise fielen.
Der Ölpreis sorgte im Oktober für deutlich fallende Importpreise, die im Vergleich zum September um 4,7 Prozent niedriger waren. Aber auch die Exportpreise sanken um 1,9 Prozent und damit so stark wie seit 1988 nicht mehr.
Das Verbrauchervertrauen konnte sich überraschend etwas erholen und stieg Anfang November auf 57,9 Punkte. Damit notiert der psychologisch wichtige Index allerdings weiter unterhalb der Tiefststände der letzten beiden Rezessionen.
Nachdem zu Beginn der Krise der Kauf von Immobilien eingebrochen war und die Verbraucher dann keine neuen Autos mehr angeschafft haben, hat sich die Konsumflaute endgültig auf alle Branchen ausgeweitet. Die Einzelhandelsverkäufe sind im Oktober um 2,8 Prozent gesunken, deutlich stärker als erwartet. Dazu kamen weitere Gewinnwarnungen aus der Branche: JC Penney, Nordstrom, Kohl’s und die Modekette Abercrombie & Fitch reihten sich hier ein. Die Prognosen der Unternehmen liegen zwischen 30 und 50 Prozent unter denen der Analysten.
Auch die Technologiebranche leidet unter den geringeren Ausgaben der Verbraucher. Beim Mobiltelefonhersteller Nokia dürften die Umsätze für 2009 hinter den diesjährigen zurückbleiben; die Aktie verlor zehn Prozent und zog die Konkurrenten mit. Research in Motion fiel um 8,5 Prozent und Apple sank um 6,5 Prozent.
Eine Ausnahme bildete der Server-Riese Sun Microsystems, der zwischen 5.000 und 6.000 Stellen abbauen und damit einem Umsatzrückgang entgegenwirken will. Die Aktie stieg um ein Prozent.
Im Bankensektor konnte Citigroup um 3,7 Prozent zulegen, nachdem das Wall Street Journal berichtet hatte, die Bank wolle weitere 10.000 Stellen abbauen. Zusätzlich zeigte der Vorstandsvorsitzende Vikram Pandit, dass er Vertrauen in sein Unternehmen hat und kaufte 750.000 Anteilsscheine.
Zu den Finanzverlierern gehört Freddie Mac. Die Aktie, die nur noch Pennies wert ist, rutschte um acht Prozent ab, nachdem das Management einen Quartalsverlust von 25 Mrd. Dollar gemeldet hat. Der Hypotheken-Finanzierer fordert weitere Mittel aus dem Hilfsfond der Regierung.
Quelle: ntv.de