Kein Befreiungsschlag aus Europa Wall Street gibt nach
02.08.2012, 22:30 Uhr
New York ist auf Empfang.
(Foto: REUTERS)
Dass EZB-Chef Draghi sich nicht konkret zu möglichen EZB-Anleihenkäufen geäußert hat, nehmen auch New Yorker Börsen mit Enttäuschung auf. Die Märkte hatten auf präzise Angaben Angaben gehofft, was die EZB in der Euro-Krise künftig tun wird. Aber auch von Unternehmensseite gibt es Missstimmung.
Die Europäische Zentralbank hat mit ihren Äußerungen zum Kampf gegen die Schuldenkrise die Aktienkurse an der Wall Street am Donnerstag auf Talfahrt geschickt. EZB-Chef Mario Draghi kündigte zwar neue Maßnahmen gegen die Krise an und bekräftigte, dass die Währungsunion unumkehrbar sei. Investoren hatten sich aber mehr von der Sitzung des EZB-Rates erwartet.
Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss mit einem Minus von 0,7 Prozent bei 12.878 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index schloss bei 1365 Punkten, ein Abschlag von 0,7 Prozent. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor 0,4 Prozent und ging mit 2909 Punkten aus dem Handel. Auch Anleger in Deutschland reagierten enttäuscht: Der Dax sank um 1,6 Prozent auf 6648 Punkte.
"Die EZB war das einzige Thema und Draghi hat den Fehler gemacht, zu viel zu versprechen und zu wenig zu halten", sagte Jim McDonald, Analyst bei Northern Trust. "Es gab die Erwartung, dass spezielle Pläne für Anleihekäufe angekündigt würden, aber es gab nichts spezielles."
Draghi "kündigte nichts an, was außerhalb der bisherigen Regeln steht", kommentierte Michelle Gibley, Analystin bei Charles Schwab. Es gebe aber noch immer Hoffnungen, weil Draghi über unkonventionelle Maßnahmen gesprochen hat, die in den nächsten Wochen geprüft werden sollen, fügte sie hinzu.
Verstärkten Zuspruch spürte der Anleihemarkt, wo Anleger traditionell nach Sicherheit suchen. Dort sank die Rendite zehnjähriger Treasuries zeitweise bis auf 1,46 Prozent. Im späteren Geschäft hätten die Anleger aber bereits ihren Blick auf die am Freitag anstehenden Arbeitsmarktdaten gerichtet und Positionen geschlossen, sagten Händler. Gegen Handelsschluss lag die Rendite bei 1,48 Prozent.
Von GM bis Knight Capital
An den Börsen standen einmal mehr die Aktien von Facebook unter Druck. Erstmals in ihrer noch jungen Börsengeschichte fielen sie unter die Marke von 20 Dollar und verloren damit im Vergleich zum Zeichnungspreis fast die Hälfte ihres Wertes. Am Ende stand ein Minus von vier Prozent auf 20,04 Dollar zu Buche.
Massiv unter Druck standen erneut die Papiere von Knight Capital, die um 63 Prozent einbrachen, nachdem sie schon am Vortag ein Drittel ihres Börsenwertes eingebüßt hatten. Der Broker hatte mitgeteilt, dass ihm aufgrund der jüngsten technischen Problemen im eigenen elektronischen Handelssystem voraussichtlich Verluste von 440 Mio. Dollar entstünden. Analysten befürchten, dass der Broker angesichts des verlorenen Vertrauens bei Kunden vor dem Bankrott steht.
Die Aktien von General Motors fielen um 2,6 Prozent. Der Automobilkonzern hatte im zweiten Quartal mit seinem Gewinn über den Erwartungen, beim Umsatz jedoch etwas darunter gelegen.
Im Einzelhandelssektor brach der Kurs von Abercrombie & Fitch um fast 15 Prozent ein, nachdem die Bekleidungskette angesichts sinkender Verkaufstrends ihren Ausblick für das Gesamtjahr gesenkt hatte. Das Unternehmen, dessen Angebot sich an eine jugendliche Zielgruppe richtet, will sich überdies mit der Eröffnung neuer Filialen zurückhalten.
Dagegen zogen die Aktien der Wettbewerber Gap und Macy's um knapp 13 und fast 4 Prozent an. Beide hatten bei den vergleichbaren Verkaufszahlen für Juli die Erwartungen der Analysten übertroffen. Gap erhöhte zudem den Gewinnausblick für das abgelaufene zweite Quartal.
Gesucht waren auch die Aktien von First Solar, die um gut 21 Prozent in die Höhe sprangen, nachdem Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal die Erwartungen deutlich übertroffen hatten.
Quelle: ntv.de, rts/DJ