Gemischte Konjunkturdaten Wall Street hängt durch
01.12.2011, 22:25 UhrDie Teilnehmer an der Wall Street legen eine Verschnaufpause ein. Nach dem Kursfeuerwerk vom Vortag drücken schlechte Konjunkturdaten aus China und den USA auf die Stimmung. Bei den Einzelwerten steht Yahoo im Fokus.
Nach dem Kursfeuerwerk zur Wochenmitte sind die Aktien an Wall Street am Donnerstag mit wenig veränderten Kursen aus dem Handel gegangen. Die Blicke der Anleger seien vor allem auf Europa gerichtet gewesen, hieß es im Handel.
Der Dow-Jones-Index gab um 0,2 Prozent auf 12.020 Punkte nach und der S&P-500-Index sank um 0,2 Prozent auf 1245 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-Composite-Index legte hingegen um 0,2 Prozent auf 2626 Punkte zu.
Für Unterstützung sorgte die Ankündigung von Frankreichs Staatspräsident Nicholas Sarkozy, mit Bundeskanzlerin Angela Merkel am kommenden Montag Vorschläge zur Änderung des EU-Vertrags vorlegen zu wollen, mit denen der Euro geschützt werden soll. Berichte, nach denen sich Deutschland weiter gegen die Einführung von Euro-Bonds stellt, wurden unterdessen negativ aufgefasst. Viele Marktteilnehmer hätten nach der Zentralbank-Aktion vom Vortag auf deren baldige Einführung spekuliert, hieß es. "Viele Leute sind der Meinung, dass Euro-Bonds der richtige Weg sind", sagte Kenneth Polcari von ICAP Equities.
"Verdauungstag"
"Lasst es uns einen Verdauungstag nennen", schlug unterdessen Bill Stone von PNC Wealth Management vor. "Wir warten alle auf Nachrichten über eine mögliche Fiskalintegration (in Europa) ... Die Solvenz- und Bankenrekapitalisierungsprobleme sind weiterhin da."
Zur Wochenmitte hatte ein faktisch weltweit verbilligtes Dollar-Angebot der wichtigsten Notenbanken für satte Kursgewinne an Wall Street gesorgt, der Dow-Jones-Index stieg so stark wie seit März 2009 nicht mehr. Viele Marktteilnehmer werteten dies als Vorspiel für eine von noch schneller rotierenden Notenpressen ausgelöste Liquiditätsrally im kommenden Jahr.
Vor allem die Finanzwerte gaben einen Teil der am Mittwoch eingefahrenen Kursgewinne wieder ab. Travelers verbilligten sich um 2,2 Prozent auf 55,04 US-Dollar, für JP Morgan ging es um 1,6 Prozent auf 30,46 US-Dollar nach unten. Zusätzlichen Abwärtsdruck brachte auch die Meldung, dass die Staatsanwältin von Massachusetts einen Gerichtsprozess gegen fünf US-Finanzinstitute eingeleitet hat und dabei unter anderem JP Morgan vorwirft, gesetzeswidrige und irreführende Praktiken bei der Kündigung von Hypotheken angewandt zu haben.
Eine freundliche Tendenz unter den Technologiewerten begrenzte das Abwärtspotenzial des Marktes. Apple gewannen 1,5 Prozent auf 387,93 US-Dollar, nachdem JP Morgan die Gewinn- und Umsatzschätzungen für den Hersteller von iPad, iPhone und Co. angehoben hatte. Laut der Analysten dürften die iPhone-Umsätze weiter steigen, da nachfrageseitig bisher kein "Plateau-Effekt" zu beobachten sei.
Die am Berichtstag veröffentlichten Konjunkturdaten fielen unterdessen gemischt aus und bewegten die Märkte kaum. Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe ist im November überraschend auf 52,7 von 50,8 Punkten im Vormonat gestiegen. Volkswirte hatten lediglich eine Zunahme auf 52,0 Punkte erwartet. "Der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe reiht sich damit in die zuletzt robusten US-Datenveröffentlichungen ein", sagte Viola Stork von der Landesbank Hessen-Thüringen. Mit einem Wert, der weiter oberhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten liege, zeichne sich ab, dass die US-Wirtschaft im letzten Quartal des Jahres moderates Wachstum aufweisen werde.
Die bereits vorbörslich veröffentlichten Arbeitsmarktdaten fielen hingegen etwas schlechter aus als erwartet. Binnen Wochenfrist stieg die Zahl der Erstanträge auf Leistungen aus der US-Arbeitslosenversicherung um 6.000. Ökonomen hatten einen Rückgang um 3.000 erwartet. "Das sind aber Abweichungen, die sich im Rahmen von Messfehlern bewegen", kommentierte ein Händler die ausbleibende Marktreaktion.
Boeing führt Dow an
Unter den Einzelwerten stachen Boeing mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 70,98 US-Dollar hervor. Der Flugzeughersteller steht nach einer erbittert geführten Auseinandersetzung vor einer Einigung mit der Gewerkschaft International Association of Machinists & Aerospace Workers.
Walt Disney gewannen 0,4 Prozent auf 35,99 US-Dollar, nachdem das Dow-Unternehmen die jährliche Dividende um die Hälfte auf 60 Cent je Aktie angehoben hatte.
Clearwire sprangen um 14 Prozent auf 2,03 US-Dollar. Der Mobilfunknetzbetreiber hat nach eigenen Angaben Zinszahlungen auf ausstehende Anleihen in einem Umfang von 237 Mio. US-Dollar geleistet und mit seinem größten Kunden und gleichzeitig größten Anteilseigner Sprint Nextel ein vierjähriges Abkommen mit einem potenziellen Wert von 1,6 Mrd. US-Dollar abgeschlossen. In den vergangenen Tagen wurde noch darüber spekuliert, dass Clearnet Zinszahlungen aussetzen würde, da das Unternehmen seit einiger Zeit mit Liquiditätsproblemen kämpft. Sprint Nextel gingen unverändert bei 2,70 US-Dollar aus dem Handel.
Yahoo legten um 3,3 Prozent auf 16,23 US-Dollar zu. Einem "Bloomberg"-Bericht zufolge bereiten die Internetunternehmen Alibaba und Softbank zusammen mit den Finanzinvestoren Blackstone und Bain Capital ein Gebot für den Internetportalbetreiber vor. Die Aktien der Software-Schmiede Microsoft, der ebenfalls Interesse an Yahoo! nachgesagt wird, gaben hingegen um 1,2 Prozent auf 25,28 US-Dollar nach.
Coldwater Creek haussierten um 6,9 Prozent auf 0,92 US-Dollar. Im dritten Quartal hat die auf Frauen über 40 Jahren spezialisierte Bekleidungskette zwar einen Verlust von 0,31 US-Dollar je Aktie eingefahren, im August hatte das Management allerdings noch ein Minus von 0,30 US-Dollar bis 0,36 US-Dollar je Aktie in Aussicht gestellt.
Quelle: ntv.de, DJ