Cisco-Fieber Wall Street im Freudentaumel
08.05.2002, 22:15 UhrCisco Systems sorgte für gute Laune an der Wall Street, die Indizes schossen förmlich nach oben und die Anleger hofften, dass aus dem Land des Schwächelns endlich wieder ein Land des Lächelns wird. Der Dow Jones gewann 3,1 Prozent auf 10.142 Zähler, die Nasdaq legte sogar 7,8 Prozent zu und schloss bei 1.696 Punkten. Für die Computerbörse war das der größte prozentuale Anstieg seit über einem Jahr.
Am Dienstag sind die legendären "Großväter des Rock" mit einem Zeppelin in New York gelandet. Grund war die Pressekonferenz zum Start ihrer geplanten Welt-Tournee in diesem und im kommenden Jahr aus Anlass des 40-jährigen Bühnenjubiläums der Band. Vielleicht waren einige Anleger ja so begeistert vom Besuch der Rolling Stones, dass sie ihre Freude in Aktienkäufe umsetzten.
Ganz sicher aber haben sich die Investoren an der Wall Street über die unerwartet guten Zahlen von Cisco Systems gefreut. Der weltgrößte Internetausrüster hatte am Dienstag nach Börsenschluss für das abgelaufene dritte Geschäftsquartal einen verdreifachten Gewinn (vor Sonderposten) präsentiert. Dieses gute Ergebnis hat unter den Anlegern Hoffnungen auf einen baldigen Aufschwung bei den Technologiewerten geweckt.
Ob die sich erfüllen, bleibt allerdings noch ungewiss. Denn der starke Gewinnanstieg bei Cisco geht nicht auf bessere Geschäfte zurück, sondern resultiert maßgeblich aus erfolgreichen Kostensenkungsmaßnahmen. Cisco kann deshalb noch nicht als Indikator für eine konjunkturelle Trendwende gewertet werden. Unter den Anlegern dominiert aber der Optimismus: "Der Cisco-Bericht legt nahe, dass das Schlimmste vorbei sein könnte", sagte ein Händler. Die Anleger waren ebenfalls der Meinung und kauften um jeden Preis: Die Aktie legte um 24 Prozent auf 16,27 Dollar zu und war der umsatzstärkste Titel an der Nasdaq.
Im Glanz von Cisco konnte sich auch Konkurrent Juniper Networks sonnen, der Titel legte um 14 Prozent auf 9,62 Dollar zu. Auch die Kurse der Cisco-Zulieferer machten kleine Freudensprünge. Flextronics legte um 14,7 Prozent auf 14,40 Dollar zu, Sanmina gewannen 16 Prozent auf 11,36 Dollar.
Sogar der Dollar konnte von den guten Cisco-Zahlen profitieren. Am Mittwoch hat er seine Kursgewinne vom Vortag gegenüber dem Euro ausgebaut, der wieder deutlich unter die Marke von 0,91 US-Dollar gerutscht ist. Der Dollar profitierte nach Einschätzung von Händlern vor allem aber auch von nachlassenden Sorgen über eine mögliche Überbewertung von US-Aktien. Die waren in der jüngsten Vergangenheit verantwortlich dafür, dass der Greenback ins Strudeln geraten war.
Bei den Standardwerten gehörte General Electric zu den Verkaufsschlagern. Die Aktie stieg um 7,2 Prozent auf 32,85 Dollar. Der US-Mischkonzern hatte zuvor seine Gewinnprognose für das laufende Jahr bestätigt. Konzernchef Jeff Immelt rechnet nach wie vor damit, dass der Gewinn im laufenden Geschäftsjahr mehr als 16,5 Mrd. Dollar oder zwischen 1,65 und 1,67 Dollar je Aktie betragen wird. In diesen Betrag seien allerdings die Auswirkungen der Umstellung auf neue Bilanzierungsregeln nicht berücksichtigt, schränkte Immelt seine Aussagen ein. Die Anleger störte das wenig, sie kauften kräftig ein.
Auch der Fotokonzern Kodak konnte mit einem Ausblick die Herzen der Anleger erfreuen. Kodak erwartet weiterhin einen Gewinn von 60 bis 70 Cent pro Aktie im zweiten Quartal. Im Gesamtjahr soll es ein Gewinn von 2,00 bis 2,60 je Aktie werden. Angesichts dieser Aussichten stieg die Aktie um 5,44 Prozent auf 34,45 Euro.
Von Jack in the Box kamen ebenfalls gute Nachrichten. Die Fast-Food-Kette präsentierte am Mittwoch ihre Zahlen für das abgelaufene zweite Geschäftsquartal und den Angaben zufolge sind sowohl Gewinn als auch Umsatz um acht Prozent gestiegen. Der Betreiber von rund 1.800 Hamburger-Restaurants begründete die Steigerungen mit neuen Produkten und Werbeideen. Und das war auch gute Werbung für die Aktie: Sie stieg um 1,2 Prozent auf 33,00 Dollar.
Das Biotechnologie-Unternehmen Enzon hat in seinem dritten Geschäftsquartal die Gewinne um 121 Prozent steigern können auf 12,2 Mio. Dollar. Pro Aktie ergibt sich damit ein Gewinn von 28 Cent, während Analysten lediglich mit 26 Cent gerechnet hatten. Als Grund für diese erfreuliche Steigerung nannte Enron gestiegene Einnahmen aus Lizenzgebühren. Der Kurs legte um 13,2 Prozent auf 32,62 Dollar zu.
Quelle: ntv.de