Greenspan warnt Wall Street im Minus
17.12.2007, 22:30 UhrDie amerikanischen Börsen haben zu Wochenbeginn ihre Talfahrt fortgesetzt, nachdem der frühere Notenbankchef Alan Greenspan vor einer Stagflation gewarnt hatte. Zusätzlich bereiteten schwache Konjunkturdaten und etliche Abstufungen im Unternehmensbereich den Anlegern einen harten Tag.
Der Dow-Jones schloss auf dem tiefsten Stand des Monats 173 Zähler oder 1,3 Prozent niedriger mit 13.167 Punkten. Der marktbreite S&P-500 gab 22 Zähler oder 1,5 Prozent ab auf 1446 Punkte. Die Hightech-orientierte Nasdaq verlor sogar 61 Zähler oder 2,3 Prozent und schloss mit 2574 Punkten.
Der ehemalige Notenbankchef Alan Greenspan ließ die Bären auf die Börsen los, da er eine 50-prozentige Chance für eine Stagflation sieht, eine Inflation bei gleichzeitiger Abschwächung des Wirtschaftswachstums.
Die Konjunkturdaten verbreiten weiteren Pessimismus. Der Empire State Index ist im November auf 10,3 Punkte gefallen. Dies ist der niedrigste Stand seit Mai und deutlich niedriger als erwartet. Dies schürt ebenfalls die Angst vor einer Rezession.
Auch die Häuserbauer haben im Dezember weiterhin wenig Hoffnung auf Besserung. Nur 19 Prozent sind zuversichtlich, dass Häuserverkäufe derzeit und in Zukunft zu ihrer Zufriedenheit laufen werden. Damit bleibt der Stand auf dem niedrigsten seit 22 Jahren. Am Dienstag wird noch die Zahl der Baubeginne bekannt gegeben, ein Frühindikator für den Zustand des Immobilienmarktes.
Unter der Immobilienkrise leidet auch der Baumaschinenhersteller Caterpillar. Die Aktie verlor am Montag 3,1 Prozent, nachdem das Unternehmen von den Analysten bei Morgan Stanley abgestuft worden war. Die Analysten erwarten eine rückläufige Nachfrage nach Baumaschinen aufgrund der Subprimekrise.
Die Finanzwerte hatten ebenfalls mit Abstufungen unter anderem wegen des schwachen Immobilienmarktes zu kämpfen. Citigroup stuft insgesamt neun Banken ab, darunter die Hypothekenbanken Countrywide Financial und Capital One. Grund dafür sind weiter fallende Häuserpreise, anhaltende Schwierigkeiten bei den Verbraucherkrediten und die allgemein schwache Wirtschaft. Auch die höheren Anforderungen zur Kreditvergabe wird es den Banken schwer machen, die Verluste der letzten Zeit auszugleichen.
Unter den Schwierigkeiten bei den Kreditinstituten leiden wiederum die Kreditversicherer. Die Ratingagentur Moody's warnt, dass weitere Auswirkungen der Subprimekrise die Beurteilung der Kreditwürdigkeit belasten können. Auch wenn die Ratings der Kreditwürdigkeit von MBIA und Ambac zumindest beibehalten werden, sieht es für zukünftige Bewertungen schlechter aus. Dennoch legte das Papier von MBIA um 4,5 Prozent zu, Ambac konnte sogar knapp 17 Prozent gewinnen. Die Kreditwürdigkeit weiterer Kreditversicherer wurde unter Beobachtung gestellt.
Gute Nachrichten gibt es für den Pharmakonzern Merck und deren Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. Die Behörde, die für die Zulassung neuer Medikamente in den USA zuständig ist, verzögert die Markteinführung des Konkurrenzprodukts von GlaxoSmithKline in den USA, weil sie noch Fragen zum Medikament hat. Damit behält Merck zumindest eine Zeitlang die Alleinstellung auf dem amerikanischen Markt. In Europa, Australien und Mexiko ist die Impfung von Glaxo bereits zugelassen.
Auch Geschäftsübernahmen und damit verbundene Finanzspritzen für einige Unternehmen konnten den Indizes am Montag nicht aus dem Keller helfen. Der Industriemulti Ingersoll Rand übernimmt den Klimaanlagenbauer Trane für 10,1 Milliarden Dollar. Die Anleger von Trane bekommen damit ein Premium von 29 Prozent auf den Schlusspreis vom Freitag. Dies ließ die Aktie von Trane um 21,7 Prozent klettern. Ingersoll Rand wird Trane mit der eigenen Klimasparte verschmelzen und in Zukunft sein Kerngeschäft besonders im Bereich der energiesparenden Klimatechnologie haben.
Beim Autobauer Ford steht scheinbar eine Entscheidung über die Zukunft von Jaguar und Land Rover ins Haus. Bereits diese Woche könnte der größte indische Autobauer Tata als bevorzugter Bieter verkündet werden. Für den Hersteller von Niedrigpreisautos wäre die Übernahme der britischen Marken der Einstieg ins weltweite Geschäft. Auch die britische Gewerkschaft, in der die Angestellten in den Fabriken von Jaguar und Land Rover vertreten sind, sieht Tata als bevorzugten Käufer.
Quelle: ntv.de